Stada Health Report 2022

Was erwarten die Menschen von den Apotheken?

Traunstein - 13.07.2022, 10:45 Uhr

Nur knapp die Hälfte der Befragten des Stada Health Reports erwartet von Apotheken eine Beratung zu Themen wie Arzneimittelwechselwirkungen und Einnahmevorschriften. (s / Foto: Gorodenkoff / Adobe Stock)

Nur knapp die Hälfte der Befragten des Stada Health Reports erwartet von Apotheken eine Beratung zu Themen wie Arzneimittelwechselwirkungen und Einnahmevorschriften. (s / Foto: Gorodenkoff / Adobe Stock)


Gefragt nach ihren Erwartungen an eine Apotheke, steht die pharmazeutische Beratung (fast) ganz oben auf der Wunschliste der Bundesbürger. Dabei ist jedoch nur knapp die Hälfte der Befragten der Ansicht, dass eine Apotheke diese Beratung unbedingt anbieten muss. Das zeigt der aktuelle Stada Health Report, für den 30.000 Erwachsene in 15 europäischen Ländern befragt wurden.

Schon seit etlichen Jahren interessiert sich der Bad Vilbeler Stada-Konzern für die Ansichten der Bevölkerung zum Thema Gesundheit. Für den aktuellen Stada Health Report 2022 wurden nun in 15 europäischen Ländern im März/ April 2022 fast 30.000 Erwachsene online befragt. Hierbei gilt, wie bei (fast) allen Onlinebefragungen, dass von einer gewissen Verzerrung der Ergebnisse zugunsten von Internet-affinen Menschen auszugehen ist.

Deutsche sind überdurchschnittlich zufrieden mit dem Gesundheitssystem

Grundsätzlich sind mehr als drei Viertel (76 Prozent) der Deutschen mit ihrer Gesundheitsversorgung sehr oder eher zufrieden – und damit deutlich mehr als der Durchschnitt der 15 teilnehmenden Länder, der bei 64 Prozent liegt. Nur 22 Prozent der Deutschen sind mit dem Gesundheitssystem unzufrieden.

Diese überdurchschnittliche Zufriedenheit spiegelt sich auch in dem Vertrauen wider, das die Deutschen ihren Experten in Gesundheitsfragen schenken. So geben 70 Prozent der Befragten an, ihrem Hausarzt in Gesundheitsfragen zu vertrauen, während es im europäischen Durchschnitt nur 65 sind. Auch beim Vertrauen in die Apotheker liegt Deutschland mit 61 Prozent über dem europäischen Durchschnitt von 57 Prozent.

Deutsche gehen seltener in die Apotheke als der europäische Durchschnitt

Erstaunlich ist allerdings, dass die Deutschen zu den seltensten Apothekenbesuchern in Europa gehören: Nur 3 Prozent besuchen mindestens einmal pro Woche eine öffentliche Apotheke und nur knapp die Hälfte (48 Prozent) mindestens einmal im Monat. Im europäischen Durchschnitt gehen dagegen 56 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal im Monat in eine Apotheke. Fast ein Drittel (31 Prozent) der Deutschen besucht nur alle zwei bis drei Monate eine Apotheke, ein Fünftel (21 Prozent) sogar noch seltener.

Kartenzahlung ganz oben bei den Erwartungen

Besonders spannend ist die Frage, welche Erwartungen die Menschen an die Apotheken haben. Dazu wurde für eine ganze Reihe von Leistungen abgefragt, inwieweit diese von einer Apotheke auf jeden Fall angeboten werden müssen, möglicherweise angeboten werden können oder nicht angeboten werden müssen. Dabei ist zu beachten, dass die Antwortvorgabe „Das könnte eine Apotheke möglicherweise anbieten“ nicht unbedingt bedeutet, dass der Antwortende sich diesen Service von der Apotheke auch wünscht.

Apotheke wird nicht zwingend mit Beratung zu Arzneimitteln assoziiert

Im Einzelnen gab es dazu folgende Ergebnisse: Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Befragten erwartet, dass in der Apotheke mit Karte beziehungsweise per App bezahlt werden kann, für weitere 30 Prozent wäre das ein mögliches Angebot.

Bemerkenswert ist, dass nur knapp die Hälfte (47 Prozent) der Befragten der Ansicht ist, eine Apotheke müsse eine Beratung zu gesundheitlichen Themen wie Arzneimittelwechselwirkungen und Einnahmevorschriften anbieten. 36 Prozent sind der Meinung, dass eine Apotheke dies möglicherweise anbieten kann. Ein Ergebnis, das zu denken gibt: Eigentlich sollte das Gros der Bevölkerung ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass man in der Apotheke zu Arzneimitteln beraten wird, doch das ist offenbar bei vielen Menschen immer noch nicht angekommen.

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Kundenbindung durch Beratung

Interessant ist, dass immerhin 39 Prozent der Befragten erwarten, in der Apotheke COVID-19-Tests zu erhalten (mögliches Angebot: 44 Prozent). Dabei wird allerdings nicht danach differenziert, ob die Apotheke selbst den Test durchführt oder ob ein Schnelltest erworben werden kann. Gut möglich, dass die hohe Prozentzahl eher auf das Kaufangebot als auf die Testdurchführung zu beziehen ist.

Botendienst erwartet nur gut jeder Dritte

Gut ein Drittel der Befragten (36 Prozent) geht davon aus, dass eine Apotheke auf jeden Fall einen Botendienst anbieten muss, weitere 47 Prozent sehen dies als mögliches Angebot. Auch das erstaunt, ist doch davon auszugehen, dass die überwiegende Mehrzahl der Apotheken Medikamente ausliefert – aber dies offenbar nicht im großen Stil kommuniziert wird.

Weitere zwingende Erwartungen an die Apotheken sind die „Verschreibung von ausgewählten verschreibungspflichtigen Standardmedikamenten (z. B. bei chronischen Erkrankungen)“, das heißt Wiederholungsrezepte (27 Prozent, mögliches Angebot: 40 Prozent), Online-Bestellungen (26 Prozent, mögliches Angebot: 52 Prozent), medizinische Untersuchungen und Messungen wie Blutzuckermessung, Bestimmung des Hauttyps etc. (21 Prozent, mögliches Angebot: 52 Prozent) und die Bestellung per App (15 Prozent, mögliches Angebot: 48 Prozent).

Kritik der Ersatzkassen

Der Botendienst ist zu teuer?!

Zudem äußert gut jeder zehnte Befragte (12 Prozent), dass die Apotheken Impfungen anbieten müssten, knapp die Hälfte (47 Prozent) hält dies für ein mögliches Angebot und ein gutes Drittel (34 Prozent) ist der Ansicht, dass Apotheken dies nicht anbieten müssten.

Wünschenswert wäre, wenn in zukünftigen Befragungen dezidiert danach gefragt würde, was sich die Menschen von den Apotheken wünschen – die Antworten wären deutlich aussagekräftiger als bei der hier gewählten Antwortvorgabe „Das könnte eine Apotheke möglicherweise anbieten“.


Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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