Ohne Retax wegen technischer Fehler

Gematik jubelt über mehr als 33.000 abgerechnete E-Rezepte

Berlin - 14.07.2022, 14:59 Uhr

Über 30.000 E-Rezepte wurden in Deutschland abgerechnet. (s / Foto: Pharmatechnik)

Über 30.000 E-Rezepte wurden in Deutschland abgerechnet. (s / Foto: Pharmatechnik)


Die Krankenkassen in Deutschland haben nach Angaben der Gematik inzwischen mehr als 33.000 E-Rezepte abgerechnet. Damit sei nun ein entscheidendes Qualitätskriterium erfüllt – dem Start der Testphase in Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe steht damit nichts mehr im Weg. Zu Retaxationen wegen technischer Fehler sei es bisher übrigens nicht gekommen, heißt es.

Das E-Rezept kommt – zwar nicht mit einem Knall, aber es schleicht sich nach und nach in die Versorgung ein. Nun meldet die Gematik, dass ein wichtiges Qualitätskriterium erfüllt sei: Die Zielmarke von 30.000 abgerechneten E-Rezepten ist demnach erreicht, auch wenn es sich dabei genau genommen nicht um ein Qualitäts-, sondern ein Quantitätskriterium handelt.

Inzwischen seien es sogar schon 33.506 elektronische Verordnungen, die die Krankenkassen hierzulande abgerechnet hätten. Retaxationen wegen technischer Mängel habe es dabei nicht gegeben, betont die Gematik. Susanne Ozegowski, Leiterin Abteilung 5 Digitalisierung und Innovation am Bundesministerium für Gesundheit, kommentiert: „Ich freue mich sehr über das Engagement aller Praxen, Apotheken, Krankenkassen und Dienstleister, die in dieser noch laufenden Testphase einen wichtigen Beitrag für das Erreichen der 30.000 abgerechneten E-Rezepte geleistet haben. Dieser Meilenstein ebnet den Weg, damit die erste Stufe zur verbindlichen Einführung des E-Rezepts ab September starten kann.“

Gematik-Chef Markus Leyck Dieken ergänzt: „Die aktuellen Zahlen zeigen: Die Dynamik bei der Nutzung des E-Rezepts steigt weiter an. Noch vor der Zeit haben wir mit über 30.000 abgerechneten E-Rezepten das zentrale Qualitätskriterium für die deutschlandweite Einführung elektronischer Rezepte erreicht. Immer mehr Praxen und Apotheken nutzen das E-Rezept und zeigen damit: es funktioniert. Das ist ein wichtiges Signal, weshalb ich überzeugt bin, dass das E-Rezept ab September auch in der Breite der Versorgung ankommen wird.“

Wie steht es um die Verteilung?

Allerdings sagt die Zahl der eingelösten beziehungsweise abgerechneten Rezepte noch nichts über deren Verteilung aus. Der kürzlich gegründete Verein E-Rezept-Enthusiasten geht davon aus, dass bundesweit nur wenige Praxen elektronische Verordnungen ausstellen – demnach dürften auch schwerpunktmäßig jene Apotheken, die sich in räumlicher Nähe zu diesen befinden, E-Rezepte beliefern. Um mehr Praxen und Apotheken als bisher für das E-Rezept zu begeistern, setzt der Verein finanzielle Anreize – wohl aus gutem Grund, zumindest aus der Perspektive einzelner Unterstützer. Denn zu den Gründungsmitgliedern der E-Rezept-Enthusiasten zählt unter anderem der niederländische Versender Shop Apotheke, der sich bekanntermaßen einen deutlichen Aufschwung im deutschen Rx-Segment von der Einführung verspricht.


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Glatte Lügen

von ratatosk am 15.07.2022 um 8:58 Uhr

Es werden keine Retardationen für Dinge durchgeführt, die laut Gematik ja sowieso nicht auftreten !? Toll.
Arbeitserleichterung durch fehlerfreie Stammdaten, aber man Zuzahlung korrigieren, Hilfsmittel fälschlich auf e-rezept, die gar nicht erzeugt werden können dürften. Wenn staatliche Stellen zum Wohle von Investoren glatt lügen, braucht man sich um das Anwachsen von Radikalen nicht mehr wundern. Aber leider hat in unserem Sektor der Staat und die Ministerien völlig abgewirtschaftet, Einzige Rettung wäre sicherlich das Sponsoring der Entscheidungsträger, wie es die Versandapotheken machen, kostet ja nicht soviel, Freibier oder Spargel für alle scheint ja schon zu wirken.

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Alle Projekte leben vom Vertrauen.

von Tilaro am 14.07.2022 um 16:08 Uhr

"Retaxationen wegen technischer Mängel habe es dabei nicht gegeben, betont die Gematik."
Aus anderen Quellen hört man doch diverse Probleme...wo ist die gepriesene Offenheit?
Für mich ist es beunruhigend, wenn die Gematik sich alle paar Tage auf die Brust klopft, aber Probleme nicht kommuniziert werden.
Zudem ist eine technisch bedingte Retaxfreiheit bei den Muster16-Rezepten selbstverständlich! Versprochen wurde uns, dass es so gut wie keine Fehler und damit auch keine Retaxationen geben wird. Davon entfernen wir uns mit jeder Woche mehr.
Was in einem Jahr alles retaxiert wird...das wird spannend!?
Jetzt gibt es schon Listen (in Papierform), was wir zu beachten haben, weil es nicht funktioniert. Ich ging davon aus, dass die Technik so etwas einfach nicht zulässt.

Das einzige, was beim e-Rezept läuft, ist, dass ein exklusiver Club, der (vermutlich dank finanzieller Motivation) diese lächerliche Hürde nun endlich geschafft hat.
Transparenz und ehrliche Kommunikation waren ein mindestens ebenso wichtiger Baustein. Hier bewegt sich leider gar nichts.
Das Vertrauen in die Gematik erreicht bald den Nullpunkt.

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Allgemeiner Jubel der Gematik

von Roland Mückschel am 14.07.2022 um 15:39 Uhr

Also hört mal zu ihr Jubler,
lasst eure Jubelschreie über die holländische
Grenze erfolgen.
Ich jedenfalls habe noch kein e-Rezept erhalten.
Ist das dann genügend Erfahrung oder soll das
nur ein elitärer Kreis sein.
Fahrt zur Höll, korrigiere holländischen Grenze und
holt die Bündel ab.

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Technische Fehler gibt es doch gar nicht!

von Andreas P. Schenkel am 14.07.2022 um 15:27 Uhr

Interessante Mitteilung, dieses „..Retaxationen wegen technischer Mängel habe es dabei nicht gegeben... ”!

Es hieß doch jüngst, dass solche mängelbehafteten Rezepte überhaupt nicht durch den Verordner abgesendet werden könnten. Zudem spukt mir das Wort „Referenzvalidator” noch im Kopf herum....

Und für Retaxationen lassen sich viele GKV 11,x Monate Zeit, kurz vor Ablauf der Rechnungskorrekturfrist gemäß Versorgungsverträgen. Eine solche Jubelmeldung nach derart kurzer Zeit hat keinerlei abschließenden Aussagewert.

Weiterhin fußen die E-Rezepte bis zum Zeitpunkt des Versands zur Abrechnung auf der technischen Infrastruktur der Gematik, mithin gehen technische Mängel auf die Kappe der Gematik. Und dennoch büßen dann anscheinend wieder mal die Apotheken finanziell, falls es doch mal ein Rezept mit solchen Mängeln in die Abrechnung schafft. Also wieder das altbekannte, pervertierte, bösartige Muster. Never change a running bullshit!

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