Ibuprofen- und Paracetamol-Engpass

Ratiopharm streicht Winterbevorratung mit Kinder-Schmerzmitteln

Berlin - 15.07.2022, 16:00 Uhr

Kinderschmerzmittel mit Paracetamol oder Ibuprofen sind derzeit Mangelware. (s / Foto: Schelbert)

Kinderschmerzmittel mit Paracetamol oder Ibuprofen sind derzeit Mangelware. (s / Foto: Schelbert)


Auch wenn das BfArM die Situation nicht als kritisch einstuft: Vielen Apotheken gehen derzeit die Kinder-Schmerzmittel aus. Jetzt streicht die Firma Ratiopharm ihnen offenbar auch noch die Winterbevorratung.

Der Lieferengpass bei Schmerzmitteln für Kinder hält die Apotheken derzeit auf Trab: Vielerorts sind Fiebersäfte und Zäpfchen aus, wie DAZ-Leser:innen berichten. Bleibt nur der Weg über die Rezeptur – doch die Herstellung ist zeitintensiv und teuer und dürfte maximal im Einzelfall eine Lösung für das Problem sein. Denn der Bedarf ist bekanntlich groß.

Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist bekannt, dass es vor allem bei der Versorgung mit Paracetamol-Fiebersäften zurzeit zu einer eingeschränkten Verfügbarkeit kommen kann, erklärt ein Sprecher gegenüber der DAZ. Im Monat Juni stellte die Behörde ebenfalls eine leichte Unterversorgung mit Ibuprofen-haltigen Fiebersäften fest. Diese soll aber zwischenzeitlich, nach Kenntnisstand des BfArM, weitgehend aufgelöst worden sein. Dass Apotheken nach wie vor über Lieferengpässe klagen, führt man auf die ungleichmäßige Verteilung der bestehenden Kontingente zurück, sodass es lokal zu einzelnen Nichtverfügbarkeiten kommen kann.

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Nicht so ganz dazu passen will jetzt ein Schreiben der Firma Ratiopharm an die Apotheken, das der Redaktion vorliegt und auf den heutigen 15. Juli datiert. Das Unternehmen, das als einer der Hauptversorger mit Kinder-Schmerzmitteln gilt, streicht den Offizinen aktuell offenbar die Winterbevorratung. Betroffen sind dem Schreiben nach folgende Produkte:

  • Ibu-Ratiopharm Saft 100 ml, 20mg/ml und 40 mg/ml (PZN 000696266 und 000696289)
  • Paracetamol Ratiopharm Lösung 100 ml (PZN 007263487)
  • Paracetamol Ratiopharm Suppositorien, 10 Stück, 75 mg, 125 mg und 250 mg (PZN 009263913, 003953580 und 003953597) sowie
  • Paracetamol Brausetabletten 10 Stück, 500 mg (PZN 8704077).

Diese Artikel seien im Vorverkauf zur Winterbevorratung angeboten worden, schreibt Ratiopharm. „Leider können die von Ihnen im Vorverkauf bestellten Artikel nicht geliefert werden und der Auftrag wird gelöscht.“ Der Hersteller verweist auf Lieferengpässe, die einerseits auf einen „unerwarteten und stark erhöhten Bedarf im Markt“ zurückzuführen seien, andererseits auf Lieferverzögerungen seitens der Wirkstoffproduzenten. „Wir bedauern die aktuelle Lage und obwohl wir mit aller Kraft daran arbeiten, den Lieferengpass zu beheben, haben wir derzeit leider keine Lagerbestände zur Verfügung.“

Die Produktion laufe auf Hochtouren, versichert das Unternehmen. Zudem stelle man zusätzliche Fachkräfte ein, um die hauseigenen Personalressourcen auszubauen. „Sollte Ihr Großhandel derzeit über die oben aufgeführten Artikel verfügen, so handelt es sich größtenteils um Mengen für den täglichen Bedarf, die nicht ausreichen, um Überweiser-Bevorratungen zu bedienen.“ Daran könne auch der Außendienst nichts ändern – „wir bitten Sie daher bis auf weiteres davon abzusehen, Überweiseraufträge mit diesen Produkten zu tätigen“.

Ende des Engpasses nicht absehbar

Wann der Lieferengpass behoben sein wird, lässt sich derzeit noch nicht absehen, wie der Hersteller auf Anfrage der DAZ mitteilt. „Wir haben derzeit keine Lagerbestände für Ibu-ratiopharm Saft sowie Paracetamol-ratiopharm Zäpfchen und Brausetabletten verfügbar und können Aufträge dazu leider nicht bedienen“, erklärt eine Sprecherin gegenüber der Redaktion. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Produkte wieder für den Markt zur Verfügung zu stellen. Leider können wir aktuell keine Angaben dazu machen, wann diese wieder geliefert werden können.“


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

"leichte Unterversorgung"???

von Susanne Wagner-Schröer am 21.07.2022 um 7:03 Uhr

Es ist ein Hohn! Die ganzen Kartelle, die sich die letzten Jahre gegenseitig aufgekauft haben, Briefkastenfirmen, die in Lohnherstellung die gleichen Flaschen in verschiedene Umkartons schieben ließen... die lösen ich scheinar auf... Das interessietr uns aber nicht. Jahrzehnte hat man uns geknüppelt, "Effizienzreserven" "erschlossen", Eigenherstellung dürfen wir nur unter völlig absurder Bürokratie (obwohl wir das studiert haben...) Der Witz ist aber: ich hatte mal einen "Engpaß" bei einem COPD Spray (gibt es ja derzeit auch nur eingeschränkt). Unser Patensohn ging in London in eine pharmacy. Da gab es das Spray. Mein Anruf anschließend bei der Geschäftsleitung verursachte Schnappatmung . 24h später hatte ich per Direktlieferung, was ich wollte...

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Nicht überraschend

von ratatosk am 18.07.2022 um 15:35 Uhr

Die Probleme sollen sich auflösen ? was macht das Bfarm eigentlich hauptberuflich ? ( außer für Karl zu hebende Effizienreserven zu er - finden ?)
- sonst keine weitere Fragen

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BfArM

von Cs am 16.07.2022 um 16:34 Uhr

Die Stellungnahme des BfArM verdeutlicht wunderbar Kompetenz und Mentalität dieser Behörde.

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1A Produktionsstätte

von Jan Kusterer am 16.07.2022 um 11:18 Uhr

1A geht außer Handel...was ist eigentlich mit der Produktionsstätte/Lieferant von 1A? Wird die/der nicht mehr genutzt?

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Man erkennt eine gute Gesellschaft wie sie mit ihrer Jugend umgeht.

von Dr. House am 15.07.2022 um 17:21 Uhr

Wir haben halt eine klare Priorisierung, was Gesundheit und auch vieles mehr angeht. Man braucht ja nur mal ne Kostenaufstellung machen, wieviel Geld pro Lebensjahr ausgegeben wird. Wir wollen gesunde Ü70, Ü80 Jährige. Kinder? Scheißegal, erst die Bildung und nun rudimentärste Arzneistoffe und obendrauf noch eine Wirtschaftskrise die sich gewaschen haben wird. Vielleicht mal die Alten fragen ob sie wirklich auf Kosten der Jugend in allen möglichen Belangen gerettet werden wollen? Und wir, also unsere Generation, die das jetzt alles verursacht, wird auch mal alt und pflegebedürftig. Wir dürfen dann uns nicht beschweren, wenn uns unsere Kinder irgendwo vergammeln lassen, wir haben ja schließlich zuerst den Generationenvertrag gebrochen, indem wir ihnen jegliche Chancen auf eine gute Zukunft genommen haben.

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