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Zukunft von Sandoz
Spekulationen um Abspaltung der Novartis-Tochter verdichten sich
Seit Oktober vergangenen Jahres steht die Zukunft des Generikaherstellers Sandoz zur Debatte. Das Management des Schweizer Mutterkonzerns Novartis untersucht seitdem in einer „strategischen Überprüfung“ mehrere Varianten. Neben einem möglichen Verkauf oder einem Zusammenschluss mit einem anderen Pharmaunternehmen soll aktuell vor allem ein Börsengang von Sandoz in den Fokus rücken. Über den Sachstand will Novartis bis zum Jahresende informieren.
Dass der Schweizer Pharmakonzern Novartis nach neuen Wegen für seine Generika-Tochter Sandoz sucht, ist seit Herbst 2021 bekannt. Damals hat das Unternehmen eine „strategische Überprüfung“ seiner Generikasparte eingeleitet. Bis Ende 2022 will Novartis mitteilen, ob die Tochter noch eine Zukunft in dem Konzern hat. Mit 9,6 Milliarden Dollar Umsatz ist Sandoz der weltweit drittgrößte Generikahersteller, erwirtschaftet aber deutlich geringere Margen als das innovative Pharmageschäft. Mit einer Abtrennung von Sandoz könnte Novartis mehr Wert für die Aktionäre schaffen. Das ist auch das erklärte Ziel von Novartis-Chef Vas Narasimhan: Er will das Unternehmen profitabler und wachstumsstärker machen.
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Wie die Zukunft von Sandoz konkret aussehen könnte, darüber rätseln Analysten, Investoren und Pharmaexperten seit Monaten. Zum einen besteht die Möglichkeit eines Börsengangs. Auch ein Zusammenschluss mit einer anderen Generikafirma wäre möglich.
Zudem käme ein Verkauf infrage. Nach einem Bericht des Finanznachrichtendienstes Bloomberg hatte in den vergangenen Monaten wohl eine Reihe von Private-Equity-Firmen Interesse gezeigt. Dazu gehörten den Angaben zufolge Blackstone und die Carlyle Group, außerdem Advent International, Hellman & Friedman und KKR. Im Falle eines Verkaufs wäre dies eine der größten Übernahmen durch Finanzinvestoren aller Zeiten.
Aktuell schwieriges Umfeld
Allerdings weist Bloomberg darauf hin, dass das derzeit schwierige Umfeld für fremdfinanzierte Übernahmen einen möglichen Kauf durch Unternehmen aus dem Bereich Private Equity erschwere. Die Rahmenbedingungen für Übernahmen hätten sich in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert: Hohe Inflation, der Krieg in der Ukraine und die volatilen Aktienmärkte reduzierten die Bereitschaft von Banken, Geld für große Übernahmen bereitzustellen. Daran seien bereits mehrere hochkarätige Transaktionen in Europa gescheitert, wie jüngst etwa der geplante Verkauf des britischen Geschäfts von Walgreens Boots Alliance.
Daher hält der Pharmariese eine separate Börsennotierung von Sandoz für immer wahrscheinlicher, so Bloomberg mit Berufung auf nicht näher benannte Personen. Dabei könnte eine Bewertung von 25 Milliarden Dollar erreicht werden.
Novartis selbst kommentiert solche Gedankenspiele nicht. Die Aussage des Konzerns lautet standardmäßig vielmehr: Die strategische Überprüfung läuft. Alle Optionen werden in Betracht gezogen – von der Beibehaltung des Geschäfts bis hin zur Trennung. Über den Sachstand wolle man bis spätestens Ende 2022 informieren.
„Meister der Transaktionen“
Nach einem Bericht der Schweizer Handelszeitung ist Vas Narasimhan ein „Meister der Transaktionen“. In den vergangenen Jahren habe der Novartis-Konzernchef Akquisitionen und Verkäufe im Wert von 70 Milliarden Dollar durchgeführt. So hat Novartis seit dem Amtsantritt von Narasimhan im Februar 2018 seine Anteile an dem OTC-Gemeinschaftsunternehmen mit GlaxoSmithKline verkauft. Die Augenheilkundesparte Alcon ging 2019 als eigenständiges Unternehmen mit einer Bewertung von 27 Milliarden Dollar an die Börse. Seitdem fokussiert sich Novartis auf innovative Arzneimittel, die 2021 für mehr als 80 Prozent des Umsatzes von 51,6 Milliarden Dollar standen.
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Sandoz kämpft hingegen seit Langem mit anhaltendem Preisdruck in der Generikabranche. Vor allem im weltgrößten US-Markt stehen die Unternehmen unter Druck, weil unter anderem die Versicherungen immer höhere Rabatte durchsetzen. Angesichts dieser Entwicklung haben in den vergangenen Jahren mehrere Pharmaunternehmen ihr Generikageschäft verkauft oder mit anderen Marktteilnehmern fusioniert. So formte der US-Konzern Pfizer 2020 aus seiner Generikasparte zusammen mit Mylan den neuen globalen Branchenführer Viatris.
Größe ist entscheidend
Der mittlerweile börsennotierte Konzern erwartet in diesem Jahr einen Umsatz von mehr als 17 Milliarden Dollar. Der frühere Marktführer im globalen Generikageschäft, die israelische Teva, kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von 15,9 Milliarden Dollar. Damit sind beide Wettbewerber deutlich größer als Sandoz. Größenvorteile spielen in der Branche allerdings eine bedeutende Rolle, um auch mit der preisgünstigen asiatischen Konkurrenz mithalten zu können.
Der nächste Schritt in der Branche steht bereits an: Der britische Pharmakonzern GSK plant zum heutigen 18. Juli die Ausgliederung seiner Consumer-Health-Sparte Haleon, was der größte Börsengang an der Londoner Börse in den letzten zehn Jahren werden könnte. Auch dieses Geschäft war zuvor im Blick von Private-Equity-Firmen gewesen.
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