AVNR-Chef Thomas Preis

Apotheken sollten Paxlovid nach positivem PCR-Test direkt abgeben dürfen

Berlin - 19.07.2022, 11:00 Uhr

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, hat eine Idee, wie Patienten schneller an Paxlovid kommen könnten als bisher. (Foto: Schelbert)

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, hat eine Idee, wie Patienten schneller an Paxlovid kommen könnten als bisher. (Foto: Schelbert)


Das Bundesgesundheitsministerium plant, die Abgabe von COVID-19-Arzneimitteln wie Paxlovid künftig in die Hände der Ärzte zu legen. Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, hat allerdings eine andere Idee, um diesen bislang dümpelnden Therapien einen Schub zu geben: Apotheken sollten Paxlovid direkt an die Patienten abgeben können, wenn ihnen zuvor ein positives PCR-Ergebnis vorgelegt wurde.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat in den vergangenen Wochen immer wieder darauf hingewiesen: Paxlovid wirkt. Kurz nach der Infektion bei älteren Menschen eingesetzt, senke das antivirale Arzneimittel das Risiko für Krankenhauseinweisung um 90 Prozent, die Sterblichkeit um 70 Prozent. Doch es kommt viel zu selten zum Einsatz – Ärzte und Ärztinnen fühlen sich nicht ausreichend informiert und / oder haben Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen. Und so dümpeln die in großer Menge vom Bund beschafften Arzneimittel in den Großhandelslagern. Lauterbach hatte angekündigt, mit den Hausärzten ein System vorzubereiten, damit sich dies ändert.

Mittlerweile ist aus seinem Haus zu vernehmen, dass ein Konzept erarbeitet wurde – auch der Corona-ExpertInnenrat der Bundesregierung war hierzu aufgefordert. Es sieht vor, dass Ärzte Paxlovid, aber auch den monoklonalen Antikörper Evusheld, selbst dispensieren können. Eine Vergütung soll es dafür auch gegeben. Geregelt werden soll dies über eine Rechtsverordnung – im Bewusstsein, dass damit das Apothekenprivileg der Arzneimittelabgabe umgangen wird.

Mehr zum Thema

Dass Apotheken dies nicht gefallen kann, liegt auf der Hand. Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, hat sich nun mit einer anderen Idee zu Wort gemeldet. Er dreht den Spieß um: Nicht die Beschaffung über die Apotheke hält er für problematisch, sondern den Gang zum Arzt: „Nach einem positiven PCR-Test-Ergebnis erst noch in die Arztpraxis zu gehen, um sich Paxlovid abzuholen, bedeutet für die Patienten, dass wertvolle Zeit für eine schnelle Therapie verloren geht“, erklärt er gegenüber der DAZ. „Die bessere Lösung wäre die direkte Abgabe von Paxlovid an die Patienten durch Apotheken nach Vorlage eines positiven PCR-Ergebnisses – gegebenenfalls auch nach telefonischer Rücksprache mit dem Arzt.“ 

So sei es auch in den USA jetzt möglich, betont Preis. Er ist überzeugt: Gerade die gute Erreichbarkeit und langen Öffnungszeiten der Apotheken ermöglichten eine sichere und verzögerungsfreie Versorgung und Therapie. Zudem: „Die zahlreichen Interaktionen von Paxlovid mit anderen Arzneimitteln bedürfen sowieso der Fachkunde der Pharmazeut:innen.“

Und der AVNR-Vorsitzende weist auf einen weiteren Punkt hin: Die richtige Lagerung, über die man sich in Arztpraxen möglicherweise nicht so viele Gedanken macht. „Gerade bei den aktuell heißen Temperaturen muss bei so einem wichtigen Medikament wie Paxlovid und Evusheld die Wirksamkeit und Qualität durch korrekte Lagerung gewährleistet bleiben“, mahnt Preis. Laut Apothekenbetriebsordnung müssen Apotheken eine Lagerung unterhalb einer Temperatur von 25°C sicherstellen. Auch die Anlieferung der Arzneimittel durch den pharmazeutischen Großhandel erfolgt temperaturkontrolliert.

Wie sich die Pläne im Hause Lauterbach nun konkretisieren, bleibt abzuwarten.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Diesen Artikel teilen:


3 Kommentare

Falsch herum gedacht!

von Dr. House am 19.07.2022 um 15:20 Uhr

Dass Paxlovid sich so schlecht verkauft liegt doch gerade an einem erfolgreich umgesetzten Edikt von Salerno! Der Arzt verordnet es nicht, weil er es in den meisten Fällen nicht für sinnvoll hält und weil er davon nicht profitiert. Das ist doch eigentlich eine Erfolgsgeschichte, die bestens belegt, warum die Trennung Arzt/Apotheker gut für die Patienten ist. Wenn es nach Lauterbach ginge, würden die Patienten heute noch mit Lipobay "versorgt" werden. Ihm geht es doch nicht um Menschenleben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Lauterbach...

von Was soll der Quatsch? am 19.07.2022 um 11:29 Uhr

... ist leider noch unfähiger als sein korrupter Vorgänger. Massen an Paxlovid eingekauft und das Zeug taugt nicht viel. Das hat selbst Pfizer eingesehen. Für den Allerweltsgebrauch nach Infektion wohl nicht sinnvoll und jetzt soll es flächendeckend unters Volk geworfen werden?! Sogar noch mit Prämien? Wo sind wir eigentlich gelandet? Allerweltsmedikamente sind (teilweise seit Jahren) kaum verfügbar. Da wird um jeden Cent gefeilscht - und hier fließen die Mrd. einfach so. Paxlovid mag bei Hochrisikopatienten eine sinnvolle Ergänzung sein - für den Massengebrauch taugt es wohl nichts.
Lauterbach sollte sich auf seine Hauptaufgabe konzentrieren - nämlich seine Talkshowpräsenz noch weiter auszubauen. Da wird ihm zumindest teilweise noch geglaubt, aber bitte Finger weg von Gesundheitspolitik. Das KANN er nicht!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Lauterbach

von Thomas B am 19.07.2022 um 19:59 Uhr

Sehr treffend formuliert! Eine Anmerkung hätte ich aber doch: Für Hochrisikopatienten wie zB Immunsupprimierte sind sowohl Lagevrio als auch Paxlovid angezeigt und sinnvoll! Die Ärzte verordnen aber nur zögerlich, weil sie noch keine Ahnung haben. Unser Hauptverordner hat erst nach einem Bedarfsfall aus dem Kreis der Praxisbelegschaft erstmals angefragt und sich von uns (sic!) empfehlen lassen , was er denn nun verordnen soll.... Schöne Grüße an die Herren Dastych und Starke....

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.