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FDA
Erste Unterwäsche gegen sexuell übertragbare Krankheiten
Eine superdünne Unterwäsche, die vor sexuell übertragbaren Erkrankungen schützt: „Lorals for Protection“ gibt es nicht nur – die FDA hat die Unterwäsche jüngst auch zugelassen, um Ansteckungen beim Oralsex zu verhindern.
Was hat die oberste US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA mit Unterwäsche zu tun? In aller Regel wohl recht wenig – höchstens die Slips haben einen medizinischen Nutzen. Doch welcher könnte das sein? In der Tat hat die FDA nun die erste Unterwäsche zugelassen, die vor sexuell übertragbaren Krankheiten beim Oralsex schützen soll: „ultradünne, super-stretchy Panties mit Vanilleduft“, beschreibt die „New York Times“ („NYT“) diese „Funktionsunterwäsche“ von Lorals. „Lorals for Protection“ besteht aus Naturlatex und ist als Einwegunterwäsche für „safer Sex“ konzipiert. Derzeit verschickt Lorals seine schützenden Höschen (als Slips oder Panties) nur in den Vereinigten Staaten.
Oralverkehr nicht risikofrei
Doch braucht man das wirklich – Unterwäsche, die vor sexuell übertragbaren Erkrankungen beim Oralsex schützt? Die US-Seuchenbehörde (CDC, Centers for Disease Control and Prevention) widmet diesem Thema ein extra Factsheet und beschäftigt sich auch mit der Frage, ob sich bestimmte Infektionskrankheiten überhaupt durch Oralverkehr übertragen lassen. Die klare Antwort: „Ja“ – die Ansteckung sei jedoch abhängig vom Erreger sowie der Art und der Häufigkeit des praktizierten Geschlechtsverkehrs.
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Dabei gibt die CDC zu bedenken, dass eine Ansteckung in beide Richtungen erfolgen kann und eine Übertragung von Erregern von Genitalien oder Anus des einen Partners in den Mund- beziehungsweise Rachenraum des anderen Partners möglich sei – oder eben auch umgekehrt (vom Mund-Rachenraum auf Genitalien/Anus). Nicht immer äußert sich eine sexuell übertragbare Infektionskrankheit direkt mit Symptomen, was in diesen Fällen die unbemerkte Weitergabe der Erreger wahrscheinlich macht. Zudem bleibe eine Infektion nicht stets auf Genitalien, Anus, Mund und Rachen beschränkt, sondern breitet sich systemisch im Körper aus, wie Syphilis oder Gonorrhoe („Tripper“) oder HIV.
Dass Oralverkehr nicht „absolut risikofrei“ ist, erklärt auch Dr. Jeanne Marrazzo, Direktorin der Abteilung für Infektionserkrankungen von der University of Alabama at Birmingham (Bundesstaat Alabama, USA), gegenüber der „NYT“. Sie sieht einen steigenden Bedarf an derart schützenden Methoden, da Teenager ihre ersten sexuellen Erfahrungen meist beim Oralverkehr machten. Doch auch für sexuell aktive Menschen jeglichen Alters könne eine „sich gut anfühlende“ Barrieremethode Angst reduzieren und damit den Spaß am Oralsex erhöhen.
Womit kann man sich anstecken?
Laut der CDC lassen sich über Oralsex sowohl Bakterien als auch Viren und Protozoen (Trichomonaden) übertragen, wenn auch mit unterschiedlich hoher Wahrscheinlichkeit: Chlamydien (Chlamydia trachomatis) und Gonokokken (Neisseria gonorrhoe, Erreger von Gonorrhoe/Tripper) „können“ bei Infizierten (Genitalien: Penis, Vagina) in den Mund-Rachenraum des Partners übertragen werden (und umgekehrt).
Unbehandelte Infektionen führen zu Unterleibsschmerzen, bei Frauen unter Umständen zu Unfruchtbarkeit. Behandelt wird mit Antibiotika. Auch mit dem Bakterium Treponema pallidum, dem Erreger der Syphilis, kann man sich beim Oralverkehr anstecken, eine Behandlung erfolgt ebenfalls mit einem passenden Antibiotikum, wie Penicillin. Resistenzen sind dem Robert Koch-Institut (RKI) nicht bekannt.
Bei sexuell übertragbaren Viren denkt die CDC an Herpes, HPV (humane Papillomaviren) und HIV. Anders als bei den oben genannten bakteriellen Erregern, lassen sich Herpes, HPV und HIV derzeit nicht heilen, das heißt: Einmal infiziert, verbleiben die Erreger im Körper. Gegen HPV kann man sich zumindest impfen, vor allem die Hochrisikotypen HPV 16 und HPV 18 sind onkogen und stehen im Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs, bei Männern zeichnet HPV mit für Peniskarzinome verantwortlich. HPV-Erreger im Mund- und Rachenraum können zudem zu Mund- und Rachenkarzinomen führen.
Ist Oralsex sicherer als Vaginal- oder Analsex?
Diese Frage zu beantworten ist laut CDC schwierig, denn: „Die meisten Menschen, die Oralsex haben, praktizieren auch Vaginal- oder Analsex“, erklärt die CDC. Es gebe nur wenige Studien zu dieser Fragestellung – abgesehen von Untersuchungen zu HIV. Diese zeigten, dass man sich mit HIV durch Oralverkehr deutlich seltener anstecke als beim Anal- oder Vaginalverkehr, das müsse aber für andere sexuell übertragbare Erkrankungen nicht gezwungenermaßen ebenfalls gelten.
Das Risiko, sich beim Oralsex mit HIV zu infizieren, ist nach Ansicht der CDC jedoch „möglicherweise äußerst gering“, die tatsächliche Gefahr lasse sich aber nur „schwer“ bestimmen. Zudem können bestimmte Infektionen – mit Chlamydien oder Gonokokken – das Risiko einer HIV-Infektion erhöhen und (wie auch Syphilis oder HIV), trotz lokaler Ansteckung im Rachen beim Oralsex, sich wie bei Ansteckung über Anal- oder Vaginalsex, auf den ganzen Körper ausbreiten und die gleichen Beschwerden auslösen. Deswegen der Rat der CDC: „Wenn Sie Oralverkehr haben, sollten Sie sich schützen“.
Dental Dam unbeliebt
Derzeit ist zum Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen ein sogenanntes „Lecktuch“ („Dental Dam“) von der FDA zugelassen und im Handel – eine dünne Latex- (oder Polyurethan)folie, die beim Oralverkehr als Barriere zwischen Vulva oder Anus und dem Mund der Sexualpartner gelegt wird. Nachteilig ist, dass das Tuch während des Sexualakts meist mit der Hand festgehalten werden muss, damit es nicht verrutscht – weswegen Dental Dams der Professorin Marrazzo von der University of Alabama at Birmingham zufolge „extrem unbeliebt“ sind. Eine Studie, veröffentlicht 2010 in „Sexual Health“ („Do women use dental dams? Safer sex practices of lesbians and other women who have sex with women“) unterstreicht diese Einschätzung: Von 330 Frauen, die in den letzten sechs Monaten Sex mit Frauen hatten, benutzten 9,7 Prozent ein Lecktuch, nur 2,1 Prozent gaben an, es „oft“ zu verwenden.
Vor dem Hintergrund der limitierten Barriereoptionen beim Oralsex könnten die Lorals-„Höschen“, die laut New York Times so „dünn wie ein Latexkondom“ sind, eine neue Möglichkeit für sichereren Oralverkehr sein. Klinische Studien am Menschen, die die Wirksamkeit der Unterwäsche demonstrieren, verlangte die FDA wohl nicht. Der Zulassungsbehörde genügten – wie auch bei Kondomen – umfangreiche Unterlagen zur Dicke, Festigkeit und Elastizität der Unterwäsche, erklärt die „NYT“.
Wie populär die „Funktionswäsche“ werden wird, lässt sich damit erst einige Zeit nach Inverkehrbringen sagen. Lorals setzt derzeit 25 US-Dollar für ein Päckchen mit vier Slips (Einweg!) an.
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