Schiedsspruch

Knapp 400 Millionen Euro für Konnektorentausch in Arztpraxen

Berlin - 21.07.2022, 07:00 Uhr

Durch den Konnektorentausch entsteht nicht nur massenhaft Elektroschrott, er verursacht GKV und PKV auch massive Kosten. (s / Foto: Secunet)

Durch den Konnektorentausch entsteht nicht nur massenhaft Elektroschrott, er verursacht GKV und PKV auch massive Kosten. (s / Foto: Secunet)


Die Gesetzliche Krankenversicherung muss fast 400 Millionen Euro locker machen, um den Konnektorentausch in den Arztpraxen zu finanzieren. Das hat die Schiedsstelle entschieden. Ob der Austausch wirklich nötig ist, hatte zuletzt das Computermagazin „c’t“ infrage gestellt.

Die TI 2.0 soll ganz ohne Konnektoren auskommen. Doch bis sie einsatzbereit ist, steht in vielen Praxen noch ein Austausch der aktuell verwendeten Hardware an. Hintergrund ist, dass nach Einschätzung der Gematik ablaufende Sicherheitszertifikate diesen Schritt erforderlich machen – erst in der vergangenen Woche hatte das Computermagazin „c’t“ dies jedoch in einem Artikel infrage gestellt. Die Experten fanden keinen Grund, weshalb man die Zertifikate nicht einfach austauschen könne.

Ungeachtet dessen fällt jetzt die Schiedsstelle eine Entscheidung, was die Finanzierung des kostspieligen Austauschs betrifft: Wie der GKV-Spitzenverband gestern in einer Pressemitteilung informierte, bekommen niedergelassene Ärztinnen und Ärzte für ihre digitale Ausstattung weitere fast 400 Millionen Euro. So habe am 18. Juli 2022 die Schiedsstelle entschieden. Die Kosten tragen demnach die Gesetzliche Krankenversicherung und die PKV.

Mehrere Pauschalen vorgesehen

Jede Praxis bekommt laut GKV-Spitzenverband pauschal 2.300 Euro, um den Konnektor, der die Praxissoftware mit dem Internet verbindet, austauschen zu lassen. „Voraussetzung für den Tausch ist, dass die Laufzeit des Sicherheitszertifikats im Konnektor nur noch sechs Monate oder weniger beträgt. Dadurch steht bei einigen Konnektoren der Tausch zeitnah an, während andere noch ein oder mehrere Jahre betrieben werden können“, heißt es.

Hinzu kommen den Angaben zufolge weitere Pauschalen, unter anderem für ein ebenfalls notwendiges Update, das die Nutzung der elektronischen Patientenakte ermöglicht. „Insgesamt summieren sich die Ausgaben, die nun zusätzlich zur regulären Vergütung festgesetzt wurden, für alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte auf knapp 400 Millionen Euro.“

Vorangegangen waren Verhandlungen zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband, die jedoch ohne Ergebnis blieben. Da keine Einigung erzielt werden konnte, wurde das Schiedsamt angerufen.


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

sehr schön ... für die Dottores ...

von Alfons Neumann am 22.07.2022 um 3:06 Uhr

Ärzte wieder mal fein raus - Warum fordert unsere "Standesvertretung!" keine realen Beschaffungskosten für uns ein ?? Was für eine Operettenveranstaltung ...
Die Apothekers sind schon seit über einem Jahr pekuniär in Vorleistung, die Hardware ist aber schon für obsolet erklärt, - obwohl der Ersatz technisch eigentlich einfach wäre (vgl. Artikel in der c´t)...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.