Antibiotika-Verschreibungen

Regionale Unterschiede in den Verordnungszahlen sind hoch

Stuttgart - 21.07.2022, 13:45 Uhr

Warum sind die Verordnungsraten von Antibiotika regional so unterschiedlich? Die Gründe dafür sollen noch evaluiert werden. (b/Foto: M.Dörr & M.Frommherz/AdobeStock)

Warum sind die Verordnungsraten von Antibiotika regional so unterschiedlich? Die Gründe dafür sollen noch evaluiert werden. (b/Foto: M.Dörr & M.Frommherz/AdobeStock)


Wie sieht es in Deutschland mit der Verordnung von Antibiotika aus? Diese Frage haben Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie sowie der Universität Bremen in einer Studie untersucht. Dabei haben sie die Verordnungsraten von Antibiotika auf Ebene von Landkreisen und kreisfreien Städten ermittelt. Eines der Ergebnisse: Je weiter im Westen, desto mehr Antibiotika wurden verordnet.

Eine kürzlich im Journal Antibiotics veröffentlichte Studie zeigt die großen regionalen Unterschiede in den Verordnungszahlen von Antibiotika in Deutschland. Untersucht wurden die Jahre 2010 und 2018. Obwohl die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) und der Universität Bremen zwischen diesen Jahren einen Rückgang der standardisierten Verordnungsrate um 23 Prozent beobachten konnten, blieben regionale Unterschiede hoch. In Landkreisen mit anhaltend hohen Verordnungszahlen sollten Gründe für diesen Zustand gefunden werden. Dann könne man mit effektiven, individuellen Maßnahmen das Antibiotic Stewardship in diesen Regionen verbessern, meinen die Studienautoren. Das Konzept steht für den rationalen und verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika.

Daten von insgesamt 25 Millionen Versicherten flossen ein

Aus einer aktuellen Pressemitteilung des BIPS geht hervor, dass die Wissenschaftler die alters- und geschlechtsstandardisierten Verordnungsraten mithilfe der pharmakoepidemiologischen Forschungsdatenbank GePaRD ermittelten. Diese enthält pseudonymisierte Abrechnungsdaten von vier deutschen Krankenkassen und insgesamt rund 25 Millionen Versicherten. Die errechneten Verordnungsraten beziehen sich auf die 401 Landkreise beziehungsweise kreisfreien Städte und bieten einen detaillierten Überblick.

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Die bereits erwähnten großen regionalen Unterschiede fanden sich in allen Altersklassen. So lag die Verordnungsrate für Kinder und Jugendliche von 0 bis 17 Jahren je nach Region zwischen 200 und mehr als 700 Verordnungen pro 1000 Personen pro Jahr. Das bedeutet, dass sie in einigen Kreisen fast viermal höher war als in anderen. Dieser Trend zeigte sich auch bei Erwachsenen über 18 Jahren. In dieser Gruppe schwankten die Verordnungen pro 1000 Personen pro Jahr zwischen 300 und knapp 700.

Außerdem war zu beobachten, dass die Verordnungsraten in Westdeutschland tendenziell höher waren als im Osten des Landes. Die höchsten Verordnungsraten lagen in Regionen an der westlichen Grenze.

Die Studie zeigt, wo „Verbesserungsbedarf besteht“

Eine der Studienautorinnen und Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie des BIPS, Professor Ulrike Haug, fasste zusammen: „Es ist schon mal positiv, dass die Antibiotika-Verordnungen in Deutschland insgesamt einen rückläufigen Trend aufweisen. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen aber auch klar, wo noch Verbesserungsbedarf besteht, das heißt, wo zielgerichtete Maßnahmen sinnvoll wären“. Sie hält auch ein weiteres Monitoring für wichtig, „auch was die Art der verschriebenen Antibiotika betrifft. Hierfür stellen kontinuierliche kleinräumige Analysen basierend auf Kassendaten — wie in dieser Studie — ein wertvolles Instrument dar“.

Gründe für Unterschiede evaluieren

Die erwähnte Studie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durchgeführt. Ziel der „Studie zur Analyse der regionalen Unterschiede bei der Antibiotika-Verordnung“, kurz SARA, war es zunächst, die Unterschiede der Antibiotika-Verschreibungen bezogen auf Regionen und Altersklassen darzustellen. Im Weiteren sollen die Gründe für diese Unterschiede bewertet werden.


Desiree Aberle, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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