Nachwuchssuche

Schülerpraktikum in der Apotheke – eine Chance, die es zu nutzen gilt

Stuttgart - 26.07.2022, 16:45 Uhr

Um Schülerpraktikanten für die Arbeit i in der Apotheke zu begeistern, sollte man sich vorab ein kleines Programm überlegen, zum Beispiel mit einem Einblick ins Labor. (s / Foto: Me studio /AdobeStock) 

Um Schülerpraktikanten für die Arbeit i in der Apotheke zu begeistern, sollte man sich vorab ein kleines Programm überlegen, zum Beispiel mit einem Einblick ins Labor. (s / Foto: Me studio /AdobeStock) 


In den meisten Bundesländern ist vorgesehen, dass Schüler:innen ein berufsorientierendes Praktikum absolvieren. Je nach Schultyp findet es zwischen der 7. und 11. Klasse statt. Für Apotheken ist dies eine Chance, junge Menschen für die Berufe in der Apotheke zu begeistern. Damit das gelingt, sollten sich Apotheken vorab einige Gedanken über mögliche Tätigkeiten des potenziellen Nachwuchses machen. 

Schüler:innen haben im Regelfall die Möglichkeit, für eine Unterrichtswoche erste Erfahrungen in Unternehmen, Behörden und Einrichtungen sowie in Instituten von Hochschulen zu sammeln und ein Schülerpraktikum zu absolvieren. Dies soll später bei der Berufsfindung helfen. Am Gymnasium findet das meist in den Klassen 10 und 11 (neunjähriger Bildungsgang) bzw. in den Klassen 9 und 10 (achtjähriger Bildungsgang) statt. Aber auch an Realschulen und anderen Schulen sind solche Schülerpraktika vorgesehen. Für Apotheken können sie eine Chance sein, junge Menschen vom Arbeitsplatz Apotheke zu überzeugen. 

Die Apothekenberufe sind bei den Schulabgänger:innen noch recht unbekannt – das sollte sich ändern. Immerhin handelt es sich, aufgrund der Möglichkeit Teilzeit zu arbeiten, um familienfreundliche und, wie zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt hat, sichere und krisenfeste Arbeitsplätze.

Wie finden Apotheken Schülerpraktikanten?

Um Praktikant:innen für die Apotheke zu gewinnen, gibt es mehrere Möglichkeiten: 

  • Die wichtigste Option ist Mundpropaganda. Denken Sie hier vor allem daran, Eltern und Großeltern anzusprechen bzw. Plakate / Flyer auszulegen und aufzuhängen. 
  • Informieren Sie die Schulen in Ihrer Umgebung.
  • Inserieren Sie in der Lokalpresse oder beim Landesapothekerverband / der Landesapothekerkammer
  • Schalten Sie Google-Anzeigen und machen Sie via Social Media auf Ihre Apotheke und die Praktikumsplätze aufmerksam

Was ist wichtig, bevor es losgeht? 

Ist ein passender Kandidat oder eine passende Kandidatin gefunden, gilt es einige regulatorische Dinge zu beachten. Eine schriftliche Praktikumsvereinbarung schafft eine gewisse Verbindlichkeit für das oft ein- oder zweiwöchige Praktikum. Außerdem ist sie vorteilhaft hinsichtlich des Versicherungsschutzes des Praktikanten. In der Vereinbarung sollten die persönlichen Daten des Praktikanten enthalten sein, Beginn und Ende der Praktikumszeit, die Arbeitszeiten und Pausen sowie Regelungen zur Verschwiegenheitspflicht und zum Datenschutz. Bei Minderjährigen müssen die Erziehungsberechtigten diese Vereinbarung ebenfalls unterschreiben.

Wie sind Praktikanten versichert?

Praktikanten sind während des verpflichtenden Praktikums in gleicher Weise wie beim Schulunterricht durch den Träger der Schülerunfallversicherung versichert. Das gilt auch, wenn das Pflichtpraktikum ausnahmsweise in die Ferienzeit fallen muss.

Welche Daten gehören in eine Praktikumsvereinbarung?

  • Name und Anschrift des Praktikanten
  • Beginn / Ende des Praktikums
  • Geburtsdatum
  • Schule und Klasse / ggf. Ansprechpartner (Klassenlehrer:in)
  • Arbeitszeiten und Pausen
  • Vereinbarungen zur Verschwiegenheit / zum Datenschutz / Informationen zum Versicherungsschutz

Wie sollte ein Schülerpraktikum ablaufen?

Ziel des Praktikums sollte sein, dem Schüler die vielen Facetten des Apothekenalltags zu zeigen und zu vermitteln, dass die Apotheke viel mehr bietet, als nur den Verkaufsbereich.  

Wichtig ist es, den Praktikanten die verschiedenen Personen in der Apotheke vorzustellen und ihre Berufe zu erklären. So bekommen sie einen Eindruck von der Struktur innerhalb der Apotheke.

Neben den üblichen Hilfstätigkeiten wie Zeitungen, Ware und Proben auffüllen, sollten Praktikanten auch die Möglichkeit haben, das Labor kennenzulernen. Neben der Herstellung von Rezepturen können sie auch die Prüfung von Ausgangsstoffen begleiten. Auch hier können den Schülern die Zusammenhänge von Ausgangsstoffprüfung und Rezeptur vermittelt und erklärt werden.  

Aufgaben für Schülerpraktikanten

  • Mitwirken bei Routinearbeiten im Arbeitsalltag (Ware verräumen, Inventurlisten, Kühlschranktemperaturüberwachung, FAM-Prüfung etc.)
  • Rechercheaufgaben (z. B. ein gesuchtes Produkt für einen Kunden beim Großhandel nachfragen, Fertigarzneimittel zu einem bestimmten Wirkstoff heraussuchen usw.)
  • Arbeitsbögen bearbeiten (oft bieten Landesapothekerkammern solche Bögen an, ansonsten einfach selbst einige Fragen zusammenstellen wie z. B. „Wer gehört zum pharmazeutischen Personal in der Apotheke?“, „Welcher Wirkstoff ist in Aspirin® enthalten?“ oder „Suchen Sie drei Fertigarzneimittel mit dem Wirkstoff Bisoprolol heraus und recherchieren Sie die Anwendungsgebiete.“
  • Apothekenlatein (Begriffe recherchieren wie HV, Defekt, POC ...)
  • Tee als Defektur abfüllen
  • Kundenzeitschriften vorbereiten
  • eine kosmetische Rezeptur zum Eigengebrauch herstellen (z. B. Badezusatz oder Lipgloss)
  • Botengänge zu Arztpraxen, Post, Kunden

Je nach Alter des Praktikanten müssen unbedingt die gesetzlich vorgeschriebenen Arbeits- und Pausenzeiten eingehalten werden. Schüler unter 15 Jahren dürfen maximal sieben Stunden pro Tag arbeiten, Schüler über 15 Jahren höchstens acht Stunden. Nach 4,5 Stunden muss eine dreißigminütige Pause erfolgen. Bei mehr als sechs Stunden Arbeit sogar eine sechzigminütige.

Wichtig ist, dass die Schüler Fragen stellen dürfen und sich das Team auch die nötige Zeit für den potenziellen Nachwuchs nimmt. Idealerweise nimmt sich ein Mitarbeiter der Sache explizit an und fühlt sich dann für den Praktikanten verantwortlich. So ist immer ein Ansprechpartner vorhanden, sowohl für den Praktikanten, als auch für den betreuenden Lehrer, der oft im Verlauf des Praktikums in den Betrieb kommt.  

Wie kann ein Schülerpraktikum ablaufen?

  • Vorstellung der Mitarbeiter:innen
  • Führung durch die Apothekenräume / Was ist wo?
  • Gespräch mit dem Praktikanten/der Praktikantin: Erwartungshaltungen klären (Grundregeln, Höflichkeit, Kunden in der Offizin begrüßen, Kleiderordnung), Ansprechpartner:innen benennen, Namensschild
  • Kennenlernen des Praktikanten/der Praktikantin: Lieblingsfächer, Berufswunsch, Welche Erwartungen gibt es? Welche Bereiche der Apotheke interessieren besonders? Muss ein Praktikumstagebuch / ein Bericht geschrieben werden?
  • Besprechung der Aufgaben und Einsatzgebiete anhand eines Muster-Tagesablaufes und je nachdem, was ansteht
  • Abschlussprojekt z. B. Zäpfchen gießen aus Schokoladenkuvertüre, Ovula gießen mit grüner Götterspeise
  • Praktikumsbescheinigung

Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Vorsicht

von Dr Schweikert-Wehner am 27.07.2022 um 16:30 Uhr

Je nach Laune der Amtsapothekerin: Vorsicht beim Abfüllen durch Praktikanten, die als solche nicht in der Apothekenbetriebsordnung erwähnt sind!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.