GKV-Finanzstabilisierungsgesetz

Adexa sieht durch Sparpläne Patienten und Arbeitsplätze in Gefahr

Stuttgart - 29.07.2022, 12:15 Uhr

Die Apothekengewerkschaft Adexa fürchtet, dass die geplanten Sparmaßnahmen zu weiteren Apothekenschließungen führen könnten. (s / Foto: Friedberg/AdobeStock)

Die Apothekengewerkschaft Adexa fürchtet, dass die geplanten Sparmaßnahmen zu weiteren Apothekenschließungen führen könnten. (s / Foto: Friedberg/AdobeStock)


Mit Blick auf ohnehin sinkende Apothekenzahlen sieht die Apothekengewerkschaft Adexa die Sparpläne Lauterbachs als Bedrohung, die diesen Trend verstärken könnten. Vor allem ländliche Apotheken seien in Gefahr. Weitere Schließungen würden für Kunden eine größere Entfernung zur nächsten Apotheke bedeuten und Arbeits- und Ausbildungsplätze gingen verloren.

Die Adexa weist in einer aktuellen Presseinformation auf die seit mehr als 20 Jahren sinkende Zahl an öffentlichen Apotheken hin und rechnet damit, dass sich die Lage weiter verschärft. Zwar würden künftig bestimmte pharmazeutische Dienstleistungen honoriert, doch gleichzeitig wolle Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach „bei den Apotheken weitere gravierende Sparmaßnahmen vornehmen“.

Adexa-Bundesvorstand Andreas May kommentiert dies folgendermaßen: „Unter dem Strich könnte dies zum Todesstoß vieler Apotheken werden“. Denn Honorare für die neu eingeführten pharmazeutischen Dienstleistungen, die einen „erheblichen personellen Mehraufwand bedeuten“, könnten zumindest kurzfristig den Verlust nicht wettmachen.

Versandapotheken lösen Probleme auf dem Land nicht

Was die Adexa schon länger beobachtet, könnte sich fortsetzen. So geht May davon aus, dass weitere Landapotheken „für immer verschwinden“. Und das mit gravierenden Folgen. Laut einer Studie sei in ländlichen Regionen die nächste Notdienst-Apotheke im Schnitt 14,5 km entfernt, in Extremfällen sogar 40 km. Was das für weniger mobile Kundinnen und Kunden bedeutet, kann man sich vorstellen. May weist in diesem Zusammenhang auf folgendes hin: „Versandapotheken lösen das Problem nicht, denn sie leisten schlicht keinen Notdienst.“

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Zudem hätte gerade die Corona-Pandemie gezeigt, „wie wichtig ein engmaschiges Netz an Präsenzapotheken ist“, meint May und erinnert an die Leistungen der Apotheken bezüglich Masken, Desinfektionsmitteln, Impfzertifikaten und COVID-19-Impfungen. Corona sei „noch lange nicht vorbei und weitere Bedrohungen“ seien „in das politische Kalkül zu ziehen“.

Arbeits- und Ausbildungsplätze in Gefahr

Arbeitsplätze könnten „unwiderruflich verloren gehen“, mahnt die Adexa. May betont, dass öffentliche Apotheken wohnortnahe und familienfreundliche Arbeitsplätze für unterschiedliche Berufsgruppen – von der angestellten Apothekerin über PTA und PKA bis zu den Boten – bieten. Die Vermutung, bestehende Apotheken würden einfach größer und hätten mehr Jobs, sei ein Trugschluss. Wenn überhaupt, würden Apotheken in „großen Ballungsräumen“ wachsen. In diesem Zusammenhang weist die Adexa auch auf die Bedeutung der Apotheken als Ausbildungsorte für PKA, PTA und Pharmazeuten im Praktikum hin.

„Die Überlegungen zeigen, wie groß der Schaden wäre, wenn weitere Apotheken ihren Betrieb einstellen müssten“, resümiert May. Außerdem profitiere das Gesundheitswesen von den Sparmaßnahmen an Apotheken „nicht nennenswert“. Dabei weist die Adexa auf den ohnehin geringen Anteil an den Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für die Leistungen der Apotheken hin, der im Jahr 2020 bei 2,1 Prozent lag und stellt die GKV-Verwaltungsausgaben mit 4,5 Prozent dagegen. Die vorläufigen Daten der ABDA für das Jahr 2021 zeigen ein ähnliches Bild (1,9 Prozent versus 4,1 Prozent).


Desiree Aberle, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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