GKV-Finanzstabilisierungsgesetz

Freie Apothekerschaft sieht Apotheken im Würgegriff

Stuttgart - 29.07.2022, 15:15 Uhr

„Im Würgegriff von Politik und Krankenkassen“ – so sieht die Freie Apothekerschaft die Apotheken in den Plänen zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (s / Symbolfoto: Florian/AdobeStock) 

„Im Würgegriff von Politik und Krankenkassen“ – so sieht die Freie Apothekerschaft die Apotheken in den Plänen zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (s / Symbolfoto: Florian/AdobeStock) 


Die Kritik an den geplanten Sparmaßnahmen und der damit einhergehenden Erhöhung des Kassenabschlags reißt nicht ab. In einer Presseinformation spricht die Freie Apothekerschaft von „einer Art Rundumschlag auf dem Rücken der Apotheken – und auch der Ärzteschaft“. Dabei könnte die GKV an ganz anderen Stellen sparen.

Die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sollen gesenkt werden. Dafür soll unter anderem der Kassenabschlag der Apotheken für zwei Jahre von 1,77 Euro auf 2 Euro angehoben werden. Der 2010 für die Interessen des Berufsstandes gegründete Verein Freie Apothekerschaft sieht darin die Apotheken „im Würgegriff von Politik und Krankenkassen“. In einer Pressemitteilung des Vereins heißt es: „Mit dem geplanten GKV-Finanzstabilisierungsgesetz geht das Apothekensterben in die nächste Runde“.

Packungshonorar sollte bereits jetzt bei circa 13 Euro liegen

Die Freie Apothekerschaft macht auf die „in großen Teilen“ von den „circa 100 Krankenkassen selbst verursachten“ Ausgaben der GKV aufmerksam und verweist dabei auf „14 Monatsgehälter für Mitarbeiter:innen, enorme Kosten bei der Bezahlung von Hunderten von Vorstandsposten, Werbeausgaben für Sportveranstaltungen, um nur einige zu nennen“.

Demgegenüber haben die Apotheken über die Jahre „Unmengen an Dienstleistungen von der Politik und den Krankenkassen aufgebürdet“ bekommen, ohne dafür vergütet worden zu sein, sagt Daniela Hänel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft. Dabei denkt sie beispielsweise an die Überprüfung der Arzneimittel durch Securpharm oder die Kontrolle der ärztlichen Gebrauchsanweisung. Die jetzt angestrebte Erhöhung des Kassenabschlags um 23 Cent möge gering klingen, aber für einen großen Teil der Apotheken könne sie existenziell sein. Zudem seien die Apotheken „seit fast zwei Jahrzehnten komplett von der Inflationsrate abgekoppelt“ und das Packungshonorar müsste bereits jetzt mit circa 13 Euro vergütet werden, wovon man „Lichtjahre entfernt“ sei.

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Für die Freie Apothekerschaft hat es laut Hänel den Anschein, als würden die politisch Verantwortlichen und die GKV die Arbeit und Verantwortung der Apotheken für die Versicherten nicht kennen und sogar ignorieren, obwohl sie wüssten, dass es keine Argumente für eine Erhöhung des Kassenabschlags gebe. „Das ist diskriminierend, und viele Apotheken werden das nicht überleben“, kommentiert Hänel. Aber die Versicherten seien hinsichtlich der Versorgungssicherheit der Politik und den Krankenkassen „offensichtlich […] egal“.

Forderung nach Senkung des Kassenabschlags

Viele Apotheken litten bereits unter in vielen Bereichen gestiegenen Kosten. Außerdem könnten sie diese nicht auf die Packungen umlegen, da etwa 80 Prozent auf Rx-Arzneimittel entfalle. Hier müsse die Politik „schnellstens“ handeln. Dazu der Aufruf des Vereins: „Die Freie Apothekerschaft fordert daher den Bundesgesundheitsminister auf, den Kassenabschlag deutlich zu senken.“ Den Krankenkassen einen Rabatt von annähernd 25 Prozent zu gewähren, sei nicht mehr zu vertreten. Weiterhin verdiene der Staat schon ab einem Verkaufspreis eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels zulasten der GKV in Höhe von 39,00 Euro an der Mehrwertsteuer mehr als die Apotheke. „Die sehr speziellen und in vielen Punkten nicht einzusehenden Lieferverträge zwischen dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung und den Apotheken gehören in die Hände des Wirtschaftsministeriums, denn das Diktat der GKV ist nicht mehr hinnehmbar.“

Der Mitteilung zufolge haben sich die beiden Vorstände der Freien Apothekerschaft und der Interessensgemeinschaft Medizin e. V.  ausgetauscht und gemeinsame Aktionen vereinbart. In diesem Zuge soll ein erster Brandbrief an den Bundesgesundheitsminister und die Mitglieder des Gesundheitsausschusses gesendet werden.


Desiree Aberle, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Offenbahrungseid

von ratatosk am 01.08.2022 um 12:24 Uhr

Etwa 400 Millionen durch Inkompetenz des BfArM verschwendet, mit etwa 170 Millionen weiteren Abzügen aktive Apothekenvernichtung. Zur Kompetenz und den Absichten des Ministers gibt es keine Unklarheiten mehr.
Wenn die Flächenversorgung kollabiert wird man wieder sagen, wie konnte das passieren, aber die Frage ist jetzt geklärt.

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