DAZ-Podcast

Hennrich: „Vieles wäre auch unter CDU-Führung gekommen“

Stuttgart - 12.08.2022, 17:50 Uhr

Michael Hennrich verlässt nach über 20 Jahren den Bundestag. Die DAZ blickt mit ihm zurück.  (s / Foto: Michael Hennrich)

Michael Hennrich verlässt nach über 20 Jahren den Bundestag. Die DAZ blickt mit ihm zurück.  (s / Foto: Michael Hennrich)


Michael Hennrich übernimmt im März 2023 den Geschäftsführerposten beim BAH. Mehr als 20 Jahre hat der CDU-Politiker dann im Bundestag gesessen – im DAZ-Podcast blickt er zurück auf die gesundheitspolitischen Entwicklungen der vergangenen zwei Dekaden, spricht über künftige Herausforderungen und geht auf aktuelle Gesetzesvorhaben ein. Zum Sparpaket aus dem BMG sagt er: Vieles wäre auch unter Federführung der Union so gekommen.

Nach 20 Jahren im Bundestag wird der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich ab März 2023 eine ganz neue berufliche Herausforderung wahrnehmen. Wie schon berichtet, wechselt der 57-jährige Jurist aus dem baden-württembergischen Nürtingen in die Geschäftsführung des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) in Berlin. 

In der aktuellen, sitzungsfreien Zeit haben es die Abgeordneten vor allem mit dem von Gesundheitsminister Karl Lauterbach vorgelegten Entwurf für das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz zu tun – ein Projekt, dessen Auswirkungen Hennrich auch in seiner neuen Funktion beschäftigen werden. Denn unter anderem die Pharmaindustrie soll ihren Beitrag leisten, um das für 2023 prognostizierte 17-Milliarden-Euro-Defizit im Gesundheitssystem auszugleichen. Über einen höheren Krankenkassenabschlag sollen zudem bei den Apotheken in den Jahren 2023 und 2024 rund 170 Millionen eingespart werden.

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„Vieles, was in dem Gesetzesentwurf steht, wäre wahrscheinlich auch unter einer CDU-geführten Regierung gekommen“, erklärt Michael Hennrich gegenüber der DAZ. Das Defizit sei bekannt gewesen, die Sparmaßnahmen würden nun gebraucht. Gerade aus der Coronakrise habe man aber die Erkenntnis gezogen, dass keinesfalls am Personal im Gesundheitswesen gespart werden soll. 

Die „anderen Mittel und Wege“, also die Belastung des Arzneimittelsektors, das Abschmelzen der Krankenkassenreserven oder die steuerliche Unterstützung, hätten auch in einer Regierung unter der Beteiligung der Union Niederschlag gefunden. Allerdings: „Was mich stört an den Vorschlägen, ist die fehlende Nachhaltigkeit“, moniert CDU-Mann Hennrich. Alles seien Einmaleffekte, viele würden sich daher fragen: „Was kommt danach?“ In seinen Augen lässt Lauterbach es aktuell noch unbeantwortet, wie das GKV-System zukunftsfit gemacht werden kann. „Wie stehen Versichertenbeiträge zu Steuermitteln?“ Gerade diese Frage müsse möglichst bald beantwortet werden. 

Hennrich wünscht sich eine echte Reform des GKV-Systems

Hennrich findet, Karl Lauterbach habe eigentlich den „intellektuellen Sachverstand“ und die Kapazität, eine echte Krankenkassenreform auf den Weg zu bringen. „Aber wenn ich mir jetzt so die letzten Wochen und Monate anschaue, wo mir der klare Kurs und die klare Orientierung fehlt, bin ich gespannt, ob er es schafft.“ Viele politische Entscheidungen, die von Lauterbach getroffen oder mitgetragen wurden, seien aus Hennrichs Sicht zu ad hoc und zu sehr aus dem Bauch heraus passiert. Dabei werde der Finanzdruck in den nächsten Jahren steigen und eine grundlegende GKV-Reform immer notwendiger machen. 

Rückblick: Protest gegen Rabattverträge, Ärger mit Retaxationen

Im DAZ-Interview, das als Podcast aufgezeichnet wurde, blickt Michael Hennrich auf die vergangenen zwei Dekaden seiner politischen Laufbahn zurück. In den ersten Jahren nach seinem Einzug ins Parlament protestierte er gegen die von Ulla Schmidt (SPD) begründeten und von Philipp Rösler sowie Daniel Bahr (beide FDP) umgesetzten Rabattvertragsregelungen. Kritisch sah er damals die Belastung der Patienten, weil für sie je nach Versicherungsverhältnis bestimmte Präparate nicht mehr zur Verfügung standen, bzw. nur unter finanzieller Selbstbeteiligung. Doch auch der Ärger der Apotheken mit den Retaxationen beschäftigte ihn. Oftmals wurde ihm vorgeworfen, politisch zu wenig gegen die sogenannten Null-Retaxationen getan zu haben. 

In seiner neuen Funktion als BAH-Geschäftsführer wird sich Hennrich auch zukünftig mit Arzneimittelthemen auseinandersetzen müssen. Der historisch begründete Schwerpunkt der Verbandsarbeit liegt zwar auf der Förderung der Selbstmedikation, doch inzwischen geht es auch um verschreibungspflichtige chemisch-synthetische Arzneimittel sowie Biologika und deren Erstattung. 


Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@daz.online


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6 Kommentare

CDU

von ecke2 am 15.08.2022 um 10:57 Uhr

Mit Jens Spahn wäre die Arzneimittelversorgung ja auch schon am 02.01.2022 zusammengebrochen. Der wollte doch das nicht funktionierende e-Rezept auf Teufel komm raus durchprügeln.

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Hennrich, Schweig Fein Still, ...

von Alfons Neumann am 15.08.2022 um 2:59 Uhr

... Alle deutschen Parteien machen eh, was das Ausland will !
Ohne Kosten auf Verluste !!

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Weil ja überall gespaart wird...

von Dr. House am 13.08.2022 um 14:55 Uhr

Klar müssen wir unseren Beitrag leisten. Denn überall wird ja gespaart. ZB wird den Abgeordneten und Beamten der Inflationsausgleich gestrichen. Auch allgemeine Steuerausgaben, wie etwa für Militär oder Sozialausgaben werden gestrichen, usw. Haha - nein im Ernst. Dass wir immernoch ständig versuchen es den Verantwortlichen zu erklären & vorzurechnen zeigt doch, dass wir voll auf diese sogenannte "Sparmaßnahme" reingefallen sind. Es ist ein Angriff auf die Inhabergeführte Apotheke, sorry.

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unsägliches, fieses Geschwafel

von Karl Friedrich Müller am 13.08.2022 um 10:51 Uhr

Widersprüchlicher gehts kaum.
Wäre unter CDU Regierung auch gekommen? Weil alle gleich blind, gleich ahnungslos sind und die gleichen Feindbilder haben und dazu möglicherweise bei den gleichen die Hand aufhalten? Warum sollen die Apotheken für ein Defizit bei den KK bezahlen (müssen)? Und vielleicht die Pharmaindustrie, was er dann vielleicht auch noch verhindert in seiner neuen Funktion? Ich frage nochmals: Wo bleibt die Klage oder zumindest die Ankündigung? 170 Mio sind in dem Zusammenhang ein Tropfen auf den heißen Stein, für uns aber eine Katastrophe. Dazu die fehlende Anpassung über Jahrzehnte! Auch hier könnte man klagen.
Der erhöhte Abschlag hat nur den Sinn, uns zu schaden. Auch das kann nicht verfassungsgemäß sein.
Das Defizit muss aus Steuermitteln beglichen werden.
Was für ein weltfremder und realitätsverweigender Spruch:
"dass keinesfalls am Personal im Gesundheitswesen gespart werden soll."
Genau das wird getan - für die Konzerngewinne der Krankenhäuser zum Beispiel. Das geschieht weiter, ohne Rücksicht auf Verluste. Es werden weiter Betten gesperrt, weil kein personal da ist, es werden weiter unmögliche Arbeitsbedingungen möglich gemacht. NICHTS ändert sich!!!
Lesen Sie doch mal die Berichte Betroffener!
Es ist eine Schweinerei, wie konsequent Politiker, Manager usw die Tatsachen ignorieren - und uns erzählen wollen, alles wäre gut. Nichts ist gut. Die Politik hat es zu verantworten, weil alles wichtiger ist als das Funktionieren des Staats

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.

von Anita Peter am 13.08.2022 um 6:35 Uhr

Deutschland ist ein reiches Land - Die Kassen sind leer, wir müssen sparen

Das ist entweder ein Paradoxon oder ein Veräppeln der Leistungsträger in diesem Land.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Hennrich

von Roland Mückschel am 12.08.2022 um 18:54 Uhr

Lasst die Hunde los!

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