GKV-Finanzen

Wohin fließt das Geld der Krankenkassen?

München - 15.08.2022, 07:00 Uhr

Das Jahr 2021 brachte den Krankenkassen ein Defizit von 5,8 Milliarden Euro ein. (x / Foto: Valentin Si/AdobeStock)

Das Jahr 2021 brachte den Krankenkassen ein Defizit von 5,8 Milliarden Euro ein. (x / Foto: Valentin Si/AdobeStock)


Im Jahr 2021 hat die gesetzliche Krankenversicherung das höchste Minus seit der deutschen Einheit eingefahren. Die Versicherer warnen sogar vor einem Defizit von 17 Milliarden Euro im Jahr 2023. Mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz soll nun die Notbremse gezogen werden. Anlass genug, einen genaueren Blick auf die Finanzlage der Kassen zu werfen und dabei der Frage nachzugehen, wofür diese das Geld überhaupt ausgeben.

Die Krankenkassen in Deutschland sind es gewohnt, mit großen Zahlen zu hantieren. Das gilt auch für die Finanzen des Jahres 2021: Da standen den Einnahmen von 278,6 Milliarden Euro Ausgaben von 284,3 Milliarden Euro gegenüber. Auf Grundlage von vorläufigen Zahlen hat die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) demnach 2021 mit einem Fehlbetrag von 5,762 Milliarden Euro abgeschlossen. Nach endgültigen Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) soll das Defizit gar bei minus 6,7 Milliarden Euro gelegen haben. In jedem Fall, so der AOK Bundesverband, war es das höchste Minus seit der deutschen Einheit. Auch im Vergleich zum Vorjahr fiel das Defizit satt aus – es hatte sich im Vergleich zu 2020 mehr als verdoppelt.

2021 blieb keine Krankenkassenart finanziell verschont

Nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat unter anderem die Pandemie die Bilanzen der Krankenkassen im vergangenen Jahr deutlich belastet. Während die Einnahmen der Kassen 2021 auch dank eines Bundeszuschusses von 5 Milliarden Euro sowie Einnahmen aus Zusatzbeiträgen um 7,1 Prozent gestiegen sind, wurden sie laut BMG auf der Ausgabenseite unter anderem durch die Vermögensabführung an den Gesundheitsfonds belastet. 

Unter dem Strich hat das Finanzdebakel von 2021 nach Angaben des BMG keine Krankenkassenart verschont: Für die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) betrug das Minus 4,16 Milliarden Euro, für die Ersatzkassen 576 Millionen Euro, für die Betriebskrankenkassen (BKK) 480 Millionen Euro, für die Innungskrankenkassen (IKK) 409 Millionen Euro und für die Knappschaft 104 Millionen Euro. Die Landwirtschaftliche Krankenkasse (LKK), die nicht von der Vermögensabführung betroffen war, schloss das Jahr 2021 mit einem Defizit in Höhe von 31,2 Millionen Euro ab. Immerhin verfügten die Krankenkassen zum Stichtag 31. Dezember 2021 noch über Finanzreserven von insgesamt rund 11 Milliarden Euro.

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Die finanzielle Lage bleibt auch weiterhin angespannt. Die GKV stehe „vor großen finanziellen Herausforderungen“, erklärte Lauterbach. Die Zahlen für das vergangene Jahr zeigten aber auch: Durch den zusätzlichen Bundeszuschuss und den Abbau der Finanzreserven sei es gelungen, dass die Beitragszahler nicht übermäßig belastet worden seien. „Die Beiträge möglichst stabil zu halten – das ist auch mit Blick auf das laufende und das nächste Jahr unser Ziel. Dafür werden wir frühzeitig die Weichen stellen“, so Lauterbach in einer Pressemitteilung seines Ministeriums. Ein wesentliches Element: Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, dessen aktueller Entwurf am 27. Juli vom Kabinett beschlossen worden ist.

Deutlich zurückhaltender gab und gibt sich mit Blick auf die finanzielle Kassenlage der AOK Bundesverband: „Die Ampel-Koalition muss angesichts der sich abzeichnenden Finanzierungslücke in der gesetzlichen Krankenversicherung von 17 Milliarden Euro im nächsten Jahr schnell Maßnahmen ergreifen, um eine zusätzliche Belastung der Beitragszahler und einen flächendeckenden Anstieg der Zusatzbeiträge zu verhindern“, forderte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann. 

Der bislang vorliegende Gesetzesentwurf zur GKV-Finanzierung sei „völlig ungeeignet, die strukturelle Milliardenlücke der GKV langfristig zu schließen“. Auch der vorgesehene gesetzliche Bundeszuschuss von 14,5 Milliarden Euro reiche auf keinen Fall. Reimann verwies auf die veränderte Lage durch den Krieg in der Ukraine: „Schon vor der aktuellen Krise war klar, dass die finanziellen Spielräume enger werden. Dieses Problem verschärft sich nun in dramatischer Art und Weise.“

Ausgaben steigen 2021 um 14 Milliarden Euro

Eine wesentliche Drehschraube bei der GKV-Finanzlage stellen die Ausgaben dar. Diese stiegen 2021 gegenüber dem Vorjahr um rund 14 Milliarden Euro. Davon entfiel wiederum fast die Hälfte auf Ausgabensteigerungen im Krankenhausbereich und bei Arzneimitteln. Konkret: Der Krankenhausbereich verschlang 85,1 Milliarden Euro – hier stiegen laut BMG vor allem die Pflegepersonalkosten stark an, während Arzneimittel mit 46,7 Milliarden Euro und ärztliche Behandlungen mit 44,8 Milliarden Euro zu Buche schlugen. Das Apothekenhonorar wird in der GKV-Statistik nicht separat aufgeschlüsselt. Der Wertschöpfungsanteil steckt in den Arzneimittelausgaben und betrug 2021 laut ABDA 1,9 Prozent. 

Prozentual starke Ausgabenanstiege gegenüber dem Vorjahr gab es beim Zahnersatz (plus 19,2 Prozent auf 3,95 Milliarden Euro), bei Heilmitteln (plus 16,44 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro) sowie bei Vorsorge- und Rehamaßnahmen (plus 11,2 Prozent auf 3,46 Milliarden Euro). Eine Übersicht zu den Ausgaben von GKV und AOK bietet die Tabelle 1, Abbildung 1 zeigt die Anteile der einzelnen Bereiche an den Ausgaben. 

Tab. 1: Ausgaben der GKV im Jahr 2021 in ausgewählten Bereichen. Veränderungsrate je Versicherten gegenüber 2020 in der GKV und der AOK
 

Ausgaben in 
Milliarden Euro

Veränderungs-rate 
GKV

Veränderungs-rate 
AOK

Ärztliche Behandlung

44,823

1,73

0,1

Zahnärztliche Behandlung

12,460

7,90

7,5

Zahnersatz

3,954

19,16

17,2

Arzneimittel (inkl. Wertschöpfungsanteil der Apotheken)

46,653

7,78

7,5

Hilfsmittel

9,778

5,72

5,1

Heilmittel

10,300

16,44

16,0

Krankenhaus

85,128

4,37

4,1

Krankengeld

16,612

4,10

5,0

Fahrkosten

7,565

6,22

6,3

Vorsorge- und 
Reha-Maßnahmen

3,463

11,22

11,9

Schutzimpfungen

2,219

9,86

4,3

Schwangerschaft/Mutterschaft ohne stationäre Entbindung

1,620

5,49

6,5

Häusliche Krankenpflege

7,801

6,31

5,8

Netto-Verwaltungskosten

11,716

-0,30

-4,8

Quelle: BMG, KV-45-Zahlen, Stand: 08. März 2022
© DAZ Hammelehle
Abb. 1: Anteile an den GKV-Ausgaben insgesamt im 1.-4. Quartal 2021 in Prozent (nach: BMG)

Beim Zahnersatz spiegelte sich insbesondere die Anhebung der Festzuschüsse durch das Terminservice- und Versorgungsgesetz wider. Rund 8 Milliarden Euro der Ausgaben entfielen auf die Vermögensabführung der Kassen an den Gesundheitsfonds zur Stabilisierung der Beitragssätze. Der umstrittene Zugriff auf die Rücklagen belastete die AOK-Gemeinschaft mit etwa 4,2 Milliarden Euro am stärksten. Die Ersatzkassen mussten rund 2,3 Milliarden Euro abführen, die Betriebskrankenkassen rund 783 Millionen Euro, die Innungskrankenkassen etwa 481 Millionen Euro und die Knappschaft rund 187 Millionen Euro. 

Aufschlussreich ist auch ein Blick auf die Einnahmen-Ausgaben-Entwicklung der verschiedenen Kassenarten; entsprechende Vergleichsdaten liegen für 2020 vor. Demnach verzeichneten sämtliche Versicherungen mit Ausnahme der LKK ein Defizit (siehe Tab. 2). Am stärksten fiel dieses mit minus 1,1 Milliarden Euro bei der AOK aus, gefolgt von den Ersatzkassen mit einem Minus von 1,0 Milliarden Euro.

Tab. 2: Finanzdaten der Kassenarten 2020 in Mrd. Euro
 

AOK

BKK

IKK

EK

KBS

LKK

GKV

Überschuss/Defizit

–1,1

–0,2

–0,2

–1.0

–0,1

0,1

–2,6

Einnahmen insgesamt

98,6

35,4

17,2

99,0

7,5

2,7

260,3

Ausgaben insgesamt

99,6

35,6

17,5

100,0

7,6

2,6

262,9

AOK: Allgemeine Ortskrankenkassen, BKK: Betriebskrankenkassen, IKK: Innungskrankenkassen, EK: Ersatzkassen, KBS: Knappschaft-Bahn-See, LKK: Landwirtschaftliche Krankenkasse, GKV: Gesetzliche Krankenversicherung, (Quelle: KJ1-Statistik)

Entwicklung im ersten Quartal 2022 war stabil

Immerhin, im ersten Quartal 2022 hat sich die finanzielle Situation der 97 Krankenkassen stabilisiert. Diese haben in den ersten drei Monaten ein nahezu ausgeglichenes Finanzergebnis erzielt. Den Einnahmen in Höhe von 71,7 Milliarden Euro standen Ausgaben in nahezu gleicher Höhe gegenüber. Das Defizit betrug etwa 16 Millionen Euro. 

Zu diesem Ergebnis hat laut BMG wesentlich der in diesem Jahr einmalig ergänzende Bundeszuschuss von 14 Milliarden Euro beigetragen. Die Finanzreserven der Krankenkassen waren allerdings weiter geschmolzen – sie betrugen zum Quartalsende 9,9 Milliarden Euro beziehungsweise 0,4 Monatsausgaben und entsprachen damit dem Zweifachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve in Höhe von 0,2 Monatsausgaben.

Die AOK-Gemeinschaft erzielte den Angaben zufolge in den ersten drei Monaten 2022 einen leichten Überschuss von 81 Millionen Euro, während die Innungskrankenkassen auf ein Plus von 64 Millionen Euro und die Knappschaft von 17 Millionen Euro kamen. Leicht rote Zahlen schrieben die Ersatzkassen mit minus 199 Millionen Euro und die Betriebskrankenkassen mit minus 8 Millionen Euro. Die nicht am Risikostrukturausgleich teilnehmende Landwirtschaftliche Krankenkasse verbuchte einen Überschuss von 29 Millionen Euro.

Auch wenn die GKV demzufolge mit einem vergleichsweise moderaten Minus in das Jahr 2022 gestartet ist, bleibt deren Finanzsituation nach Ansicht des AOK Bundesverbands unsicher. „Weiterhin steht die GKV-Defizitprognose von mindestens 17 Milliarden Euro für 2023 im Raum“, warnte die Vorstandsvorsitzende Reimann Anfang Juni. Zudem seien die Zahlen des ersten Quartals traditionell schwierig zu lesen, weil noch nicht alle Abrechnungen eingeflossen seien.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach beurteilt die Lage hingegen positiver. Das ausgeglichene Finanzergebnis im ersten Quartal zeige, dass der im Herbst 2021 beschlossene ergänzende Bundeszuschuss die Beitragssätze und die GKV-Finanzen „wirksam und zielgenau“ gestützt habe. „Auch über 2022 hinaus werden wir für eine stabile Finanzierung der GKV sorgen“, versprach der Minister. 

Der Referentenentwurf zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz weist laut AOK-Bundesverband zurzeit allerdings lediglich einen zusätzlichen Bundeszuschuss von 2 Milliarden Euro aus, sodass die Finanzmittel aus dem Steuertopf für die GKV insgesamt 16,5 Milliarden Euro betragen würden, 12 Milliarden weniger als 2021. Stattdessen plane die Ampel-Koalition unter anderem einen neuerlichen Rückgriff auf die Finanzreserven der Krankenkassen sowie eine Erhöhung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags um 0,3 Punkte auf 1,6 Prozent. Damit stiege der Beitragssatz zur GKV inklusive des gesetzlichen Beitragssatzes auf mehr als 16 Prozentpunkte.

Ausblick auf 2023: Vorschläge zum Löcherstopfen

Die drohende milliardenschwere Finanzierungslücke im kommenden Jahr schwebt wie ein Damoklesschwert über den Versicherungen und hat deren Fantasie angeregt, wie das Loch gestopft werden könnte. So plädiert der BKK-Dachverband dafür, den Bundeszuschuss an die GKV um 2 Milliarden Euro zu erhöhen, der GKV ein Bundesdarlehen von 1 Milliarden Euro zukommen zu lassen und den Zusatzbeitrag um 0,3 Beitragssatzpunkte zu erhöhen. Letzteres allein dürfte den Berechnungen zufolge 4,8 bis 5 Milliarden Euro einbringen. Darüber hinaus sollte die pharmazeutische Industrie einen „Solidarbeitrag“ von 1 Milliarde Euro in Form einer „umsatzabhängigen Kürzung“ erbringen. Einsparungen wären zudem möglich bei Krankenhäusern (keine Doppelfinanzierung beim Pflegebudget/Bereinigung um die „nicht bettennahen“ Pflegekosten), bei Vertragsärzten (keine höhere Vergütung mehr für neue Patienten nach TSVG-Regelung) sowie im Heben von allgemeinen „Effizienzreserven“ im Volumen von 3 Milliarden Euro.

Ein Vorschlag des AOK-Bundesverbandes sieht unter anderem eine Senkung der Mehrwertsteuer für alle steuerpflichtigen GKV-Leistungsbereiche auf 7 Prozent vor. „Allein diese Maßnahme würde nach unseren Berechnungen Einsparungen in Höhe von 5,2 Milliarden Euro bringen“, sagte Reimann.

Auch wenn sich manche Vorschläge im aktuellen Kabinettsbeschluss zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz wiederfinden, regt sich weiter Unmut. So zeigt sich die Pharmabranche unverändert alarmiert; der Standort Deutschland und die Patientenversorgung seien nach wie vor gefährdet. Für die Apotheken bleibt es bei der geplanten temporären Erhöhung des Kassenabschlags, der AOK Bundesverband spricht von allenfalls kosmetischen Anpassungen im Vergleich zum Referentenentwurf und der GKV-Spitzenverband stellt fest, dass die strukturellen Probleme damit nicht gelöst würden. So dürfte das Ringen um die GKV-Finanzen für das Jahr 2023 noch nicht beendet sein.

Literatur

Anlage: Finanzielle Entwicklung in der Gesetzlichen Krankenversicherung einschließlich der landwirtschaftlichen Krankenkasse (Q1 2022), Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit, www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/G/GKV/Anlage_Finanzentwicklung_der_GKV_im_Q1_2022.pdf

Finanzentwicklung der GKV im 1. Quartal 2022. Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit, 24. Juni 2022, www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/finanzentwicklung-der-gkv-im-1-quartal-2022.html

Finanzergebnisse der GKV. Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit, www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/zahlen-und-fakten-zur-krankenversicherung/finanzergebnisse.html

Sucker-Sket K. GKV-Finanzstabilisierungsgesetz – Lange Diskussionen, (fast) keine Änderungen. Nachricht von DAZ.online, 27. Juli 2022, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/07/27/lange-diskussionen-fast-keine-aenderungen

Sucker-Sket K. Pharmaverbände zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz: „Innovationen und Investitionen sind gefährdet“. Nachricht von DAZ.online, 27. Juli 2022, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/07/27/innovationen-und-investitionen-sind-gefaehrdet


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Ausgabendefinition und Zuordnung

von Reinhard Rodiger am 15.08.2022 um 12:39 Uhr

Das Denken der Krankenkassen beeinflusst die Handlungen der Politik. Es wird mit der Steigerung der APOTHEKENAUSGABEN gearbeitet und argumentiert.Das betrifft immer den UMSATZ an Arzneimitteln UND Verbandsstoffen UND Lieferungen von Sonstigen.Stillschweigend werden die Hochpreisprodukte und Fremdlieferungen den Apotheken angelastet.Gerade auch grafisch hervorgehoben im bifg-Bericht 2021 der Barmer. Auch dem BMG ist jedes Kunstmittel Recht,um die wahren Kosten von Apotheken zu verschleiern.So wird einfach die Definition der Arzneimittelkosten in der KV-45 geändert.Wurde in 2020 noch nach Zuzahlung der Patienten differenziert, so ist das in 2021 nicht mehr der Fall.Ist der Wert in 2021 also mit oder ohne Zuzahlung? Zudem ist nur noch von einer "Arzneimittel-Summe" die Rede.Von Verbandmitteln und Lieferungen von Sonstigen ist nicht mehr die Rede. Allein die "Sonstigen"-also Nicht-Apotheken machen mit rd 600 Mio Steigerung 20/21 bereits einen Grossteil der Gesamtsteigerung aus.Auch solche Änderungen dienen der Fokussierung auf Apotheken als Kostenverursacher.Möglicherweise gibt es noch mehr von diesen Steigerungen,die nicht den Apotheken zuzuordnen sind.Dabei werden fälschlicherweise Apotheken und Arzneimittel als Kostenfaktoren gleich gesetzt.Die Kassen greifen das begierig auf.Ohne wirksame Gegendarstellung.

Es ist notwendig, klar und deutlich die Apothekenkosten von den Arzneimittelkosten zu trennen und somit die Kausalbeziehung aufzuzeigen.Wenn von Arzneimitteln die Rede ist, sollten nur Arzneimittel erfasst werden.Getrennt nach Hochpreisern, die keinen Bezug zu Kostensteigerungen der Apotheken insgesamt haben.Es ist nicht damit getan, auf die 1,9 % der ABDA zu verweisen.
Es fehlt eine Differenzierung nach Verursachern in Bezug zur Frequenz der erbrachten Leistungen.

Hierzu wäre ein redaktioneller Beitrag zu wünschen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

GKV Ausgaben

von Ingrid Schierle am 15.08.2022 um 9:08 Uhr

Danke für die interessante Aufschlüsselung der GKV Ausgaben.
Natürlich möchte ich als Apothekerin nicht von Sparmaßnahmen betroffen sein, genauso wenig, wie alle anderen. Leider ist aus diesen BMG Daten nicht ersichtlich, wie hoch das Apothekenhonorar ist, ob es zu AM-Ausgaben dazugerechnet wird oder zu sonstigen Leistungsausgaben.
Für mich unverständlich bleibt allerdings, wieso bei den geplanten Kürzungen die Krankenhäuser als größter Posten unangetastet bleiben sollen.
Außerdem sind knapp 12 Mio Netto-Verwaltungskosten in meinen Augen einfach zu viel! So dürfen die Gelder nicht ausgegeben werden.
In all diesen Zahlen schwingt für mich das Riesenproblem der übermäßigen Bürokratie mit, die in allen Bereichen zu einer Kostensteigerung führt,
Deshalb bleibe ich auch bei meiner Forderung, dass die Struktur der Krankenkassen verschlankt werden muss und ein Bürokratieabbau erfolgen muss, wenn wir wollen, dass das Geld bei den Patienten ankommt und nicht in der Verwaltung versickert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: GKV Ausgaben

von Redaktion am 15.08.2022 um 9:39 Uhr

Guten Morgen Frau Schierle,

der Wertschöpfungsanteil der Apotheken steckt immer in den Arzneimittelausgaben. Laut ABDA-Daten betrug dieser 2021 1,9 Prozent. Allerdings schließt die ABDA bei ihrer Ermittlung der vorläufigen Arzneimittelausgaben immer den ausländischen Versandhandel und die Krankenhausapotheken aus.

https://www.abda.de/fileadmin/user_upload/assets/ZDF/ZDF22/ZDF_22_34_Aufteilung_der_GKV_Gesamtausgaben.pdf

Vielen Dank für Ihre Frage, wir haben den Hinweis im Text ergänzt.

Ihre DAZ-Redaktion

AW: GKV Ausgaben

von Karl Friedrich Müller am 15.08.2022 um 10:31 Uhr

Ich glaube nicht, dass an Krankenhäusern gespart werden kann. Die sind sowieso personell am Ende. Dort muss die Struktur komplett verändert werden.
Warum müssen Gewinne erwirtschaftet werden, die dann zu Inverstoren abfließen? Das sind Gelder der Beitragszahler!!!
Warum wird mit den Fallpauschalen falsche Anreize geschaffen,, die nicht dem Kranken dienen, nur den Investoren?
Notwendige Versorgung wird eingeschränkt oder unterbleibt ganz. Weil sie keinen "Gewinn" bringen. So ist schon seit sehr vielen Jahren der Bereich für Kinder desaströs.
Überall zu wenig und überfordertes Personal, wenn man Berichten glauben darf.

AW: GKV Ausgaben

von Holger am 16.08.2022 um 8:38 Uhr

Dass die Kassen den Apothekenanteil an ihren Ausgaben nicht getrennt ausweisen liegt halt daran, dass dieser Betrag von den Rechenzentren mit EINER Arzneimittelsumme gefordert wird. Warum sollen sich die Kassen die Mühe machen, das nachträglich irgendwie wieder auseinanderzufieseln?

Seitens der ABDA halte ich es aber für ungeschickt, den Apothekenanteil in Prozent auszuweisen, denn wenn jetzt massiv Hochpreiser den Markt fluten, geht dieser Anteil von alleine runter und schwächt damit die Position der Apothekerschaft. Ich würde das über die Jahre in absoluten Beträgen ausweisen, dann kann man schön sehen, dass der Arzneimittelwert steigt, die Apothekenhonorare aber nicht oder wenigstens weniger stark.

Und dass die ABDA die ausländischen Versandapotheken ausschließt ist doch klar - deren Daten hat sie halt nicht. Ebenso werden die Krankenhausapotheken deswegen nicht berücksichtigt, weil in den Krankenhäusern nur ein kleiner Teil der Arzneimittel über Zusatzentgelte den Kassen direkt in Rechnung gestellt wird. Der Löwenanteil wird über die DRG pauschal finanziert und ist den Kassen nicht einmal genau bekannt.

12 Mrd. Verwaltungskosten der Kassen sind viel Geld, keine Frage. Ob das billiger ginge, wenn wir weniger Kassen hätten, ist hingegen eine ganz andere Frage. Ich würde mir ja lieber mehr Wettbewerb sowohl hinsichtlich des über ein verpflichtendes Basispaket hinausgehenden Leistungsangebots sowie über unterschiedliche Beitragssätze wünschen. Aber das Analogon zu diesen Verwaltungskosten wäre auf Apothekenseite ja die Summe aus
1. Apothekenhonorar der GKV
2. Apothekenhonorar aus PKV
3. Rohertrag aus sonstigem Sortiment.
Und wenn wir diese Summe durch die Anzahl der Arbeitsplätze in den Apotheken dividieren, wird vermutlich eine Summe herauskommen, die sich sooooo dramatisch von dem vergleichbaren Quotienten bei den Kassen nicht unterscheidet. Dass die Zahl bei den Kassen etwas höher liegt, werden die PTA oder Approbierten nach einem Blick auf ihre Gehaltsabrechnung bestätigen können, die aus der Apotheke zu einer Kasse gewechselt sind.

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