- DAZ.online
- News
- Wirtschaft
- Amazon stellt virtuellen ...
Amazon Care
Amazon stellt virtuellen Gesundheitsdienst ein
Der US-Handelsriese Amazon muss einen Rückschlag im Gesundheitsbereich hinnehmen. Er plant, seinen erst 2019 gegründeten und auf die Primärversorgung ausgerichteten virtuellen Gesundheitsdienst Amazon Care zum Jahresende einzustellen. US-Medien berichten aus einer internen E-Mail, wonach der Dienst nicht ausreichend für große Unternehmenskunden sei, auf die Amazon abziele. Langfristig würde das Geschäft daher nicht funktionieren.
Nach übereinstimmenden Berichten der Fachmedien „GeekWire“ und „Fierce Healthcare“ teilte Neil Lindsay, Senior Vice President von Amazon Health Services, in einer E-Mail an die Beschäftigten mit, dass der Dienst Amazon Care am 31. Dezember 2022 offiziell eingestellt werde. Die Entscheidung betreffe nur Amazon Care und die Care Medical-Gruppe, nicht aber andere Gesundheitsprojekte des Unternehmens.
„Diese Entscheidung haben wir nicht leichtfertig getroffen und wurde erst nach Monaten sorgfältigen Abwägens klar“, schrieb Lindsay an die Mitarbeiter von Amazon Health Services. „Obwohl unsere Mitglieder viele Aspekte von Amazon Care geschätzt haben, ist das Angebot für die großen Unternehmenskunden, auf die wir abzielen, nicht umfangreich genug und würde langfristig nicht funktionieren.“
Mehr zum Thema
Muttermalentfernung
Amazon bekommt Mahnschreiben von der FDA
Einstieg ins Arztgeschäft
Amazon übernimmt US-Konzern One Medical
US-Gesundheitsmarkt
Amazon Care versucht es mit der Telemedizin
Amazon Care startete 2019 als virtuelle Klinik für die eigenen Mitarbeiter. In der Folge wurde der Service auf externe Arbeitgeber ausgeweitet. Anfang dieses Jahres kündigte Amazon an, dass man bis 2022 in mehr als 20 neuen Städten, darunter New York, San Francisco, Chicago und Miami, persönliche Amazon Care-Betreuungsmöglichkeiten anbieten wolle.
Erst vor wenigen Wochen berichteten Insider über eine Webseite, auf der die Erweiterung von Amazon Care um Dienstleistungen im Bereich der Verhaltensmedizin beschrieben wurde. Darunter befand sich auch eine Partnerschaft mit dem Unternehmen für digitale psychische Gesundheit, Ginger.
Übernahme des Primärversorgers One Medical
Der Tech- und Einzelhandelsriese Amazon hat in diesem Jahr bereits auf anderen Feldern des Gesundheitswesens Schlagzeilen gemacht. Ende Juli gab Amazon Pläne zur Übernahme des Primärversorgers One Medical im Wert von rund 3,9 Milliarden US-Dollar bekannt. Das Geschäft ist noch nicht abgeschlossen.
Berichten des „Wall Street Journal“ und von „Bloomberg News“ zufolge ist Amazon auch einer der Bieter für Signify Health, ein Unternehmen im Bereich von Gesundheitstechnologie und -dienstleistungen für den häuslichen Bereich. Weitere Interessenten sind die United Health Group, CVS Health und Option Care Health.
Nicht der erste Rückschlag
Die Schließung von Amazon Care ist nicht der erste Misserfolg des Unternehmens im Gesundheitsbereich. Ein auf Arbeitgeber ausgerichtetes Joint Venture mit der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway und der Großbank JP Morgan Chase wurde Anfang des vergangenen Jahres eingestellt.
Paddy Padmanabhan, Gründer und CEO der US-Gesundheits- und Technologieberatungsfirma Damo Consulting, sagte, dass es schwierig sei, als eigenständiger Anbieter von Primärversorgung erfolgreich zu sein, selbst mit Amazons Kundenorientierung und analytischen Fähigkeiten. „Die Primärversorgung ist ein verlustreiches Geschäft mit meist niedrigen Erstattungen. Die Unternehmen werden danach beurteilt, ob sie bei der Primärversorgung weniger Geld verlieren als das Krankenhaus um die Ecke. Darüber hinaus muss es der angespannte Arbeitsmarkt für Amazon extrem schwer gemacht haben, weiterhin investiert zu bleiben und zu wachsen.“
Amazon Health Services-Manager Lindsay gibt sich in seiner internen E-Mail trotz des Rückschlags zuversichtlich: „Während wir unsere Lehren aus Amazon Care ziehen, werden wir weiter Neues erfinden, von unseren Kunden und Branchenpartnern lernen und uns an die höchsten Standards halten, um die Zukunft des Gesundheitswesens neu zu gestalten.“
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.