Overwiening warnt vor Spargesetz

ABDA-Halbjahreszahlen: 205 Apotheken weniger als Ende 2021

Berlin - 31.08.2022, 11:00 Uhr

Ende Juni 2022 gab es in Deutschland nur noch 18.256 Apotheken – 235 Betriebe mussten im ersten Halbjahr schließen, lediglich 30 eröffneten neu. (s / Foto: picture alliance/dpa | Martin Gerten)

Ende Juni 2022 gab es in Deutschland nur noch 18.256 Apotheken – 235 Betriebe mussten im ersten Halbjahr schließen, lediglich 30 eröffneten neu. (s / Foto: picture alliance/dpa | Martin Gerten)


Das Apothekensterben geht in die nächste Runde: Im ersten Halbjahr 2022 haben laut ABDA-Zahlen 235 Betriebe ihre Türen für immer geschlossen – dem standen lediglich 30 Neueröffnungen gegenüber. ABDA-Präsidentin Overwiening warnt in dieser angespannten Situation davor, die Apotheken mit dem geplanten Spargesetz weiter zu belasten.

Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2022 weiter gesunken. Ende Juni gab es bundesweit noch 18.256 Apotheken, wie aus Daten der ABDA hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Dies waren 205 weniger als Ende vergangenen Jahres – 235 Schließungen standen 30 Neueröffnungen gegenüber. Der Rückgang war damit größer als im ersten Halbjahr 2021, in dem unter dem Strich ein Minus von 162 Apotheken stand. Erfasst werden jeweils Hauptapotheken und auch Filialen, von denen Apotheker bis zu drei betreiben können.

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ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sagte, die Apothekenzahl sinke immer weiter, ein neues Tief sei erreicht. „Viele Apotheken schließen, nur wenige machen neu auf. Das macht vielen Patientinnen und Patienten Angst.“ Auch die Bundesregierung sollte sich Sorgen um die Zukunft der wohnortnahen Arzneimittelversorgung machen. „Apotheken haben ohnehin mit der Inflation, steigenden Personalkosten und großen Nachwuchssorgen heftig zu kämpfen“, sagte Overwiening.

Die ABDA warnte vor einer Schwächung der Apotheken im Zuge der Gesetzespläne zum Ausgleich eines Milliardendefizits bei der gesetzlichen Krankenversicherung im kommenden Jahr. Der Entwurf von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht unter anderem für zwei Jahre einen höheren Kassenabschlag für Apotheken vor: Statt wie bisher 1,77 Euro je Rx-Arzneimittel sollen die Betriebe mit 2 Euro je Packung belastet werden.

Staatssekretär Franke verteidigt Sparpläne

In einem Brief an Apothekerin Daniela Hänel verteidigte kürzlich BMG-Staatssekretär Edgar Franke (SPD) das Vorhaben: Er verwies auf das seit Jahren steigende Betriebsergebnis der durchschnittlichen Apotheke vor Steuern. „Manches Jahr mit einer geringen Steigerung, aber im Jahr 2021 um 27 Prozent und im Jahr davor waren es 12 Prozent.“ Dazu habe auch die Abgabe einer zunehmenden Zahl hochpreisiger Arzneimittel beigetragen. „Davon profitieren die Apotheken bei ihrem Umsatz aufgrund des ungedeckelten prozentualen Vergütungszuschlags unmittelbar“, schreibt Franke.


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4 Kommentare

Apothekenschließungen

von Dorf-Apothekerin am 31.08.2022 um 19:45 Uhr

Wie kann es sein, dass ein Dr. jur. ( Franke ) was Betriebswirtschaft anbelangt bei Stan und Ollie in die Schule gegangen ist ohne sich dafür schämen zu müssen. Frei nach den beiden: von 100% Umsatz werden 75% Wareneinsatz abgezogen und 30% Unkosten. Dann bleiben doch noch 5%!
Wir haben doch genügend Wirtschaftsweise im Apothekenbereich, warum lassen sie sich diesen Diletantismus so selenruhig bieten.
Es ist die einzige vernünftige Antwort der (Standes-) Politik auf die Sparfinessen und -schikanen mit dem Schlüssel zu antworten

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AW: Betriebswirtschaft

von Holger am 01.09.2022 um 9:20 Uhr

Und wo haben Sie den Begriff "Unkosten" gelernt, auch bei Stan und Olli?

Rückgang der Apothekenzahlen

von Martin Achterberg am 31.08.2022 um 18:42 Uhr

Warten wir ersteinmal das Jahresende ab!!
Die Apothekenschließungen werden sich noch sehr erhöhen.
Das elektronische Rezept und die Verschlechterungen im Kassenrabatt haben viele noch abgewartet.
Da sehr viele Apotheken unverkäuflich sind, haben die Apothekeninhaber selbst unmenschliche Arbeitsbedingungen und permanente neue Probleme hinngenommen und trotzdem weiter gearbeitet. Das wird über das Jahresende hinaus kaum so weiter gehen! Dann hilft nur noch die Apothekenschließung als Notbremse.
Mein Großhändler hat mir mitgeteilt, daß ungefähr 25 Prozent der Apotheker offen über eine Schließung ihrer Apotheke zum Jahresende sprechen und diese ganz konkret planen. Man nennt das kaputtgespart und kaputtreglementiert. Schade- Apotheker mit eigener Apotheke war einmal meine Traumvorstellung. Das ist lange her.

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Strompreise

von R. am 31.08.2022 um 13:22 Uhr

Gibt es eigentlich schon Abschätzungen, wie sich steigende Strompreise auf die Apotheken auswirken werden? In Großbritannien scheinen sich im Moment Massenschließungen kleiner Betriebe anzukündigen. Dort werden die Preise jetzt erhöht (z.T. um ein Vielfaches) und es gibt keine Deckelung für Unternehmen.

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