Controlling (Teil 3)

Kennzahlen im Warenlager – was ist für Apotheken wichtig?

Stuttgart - 12.09.2022, 07:00 Uhr

Lieferfähigkeit ist eine wichtige Kennzahl in der Apotheke. (Foto: Schelbert)

Lieferfähigkeit ist eine wichtige Kennzahl in der Apotheke. (Foto: Schelbert)


Das Warenlager lässt sich durchaus als Herzstück der Apotheke bezeichnen. Hier befinden sich viele ver­schiedene Arzneimittel, die darauf warten, an den Kunden weitergegeben zu werden. Eine gute Lager­haltung ist das A und O, das Warenlager sollte beim Controlling der Apotheke also genauestens unter die Lupe genommen werden. Das tun wir in Teil 3 unserer Controlling-Serie. 

In unserer Controlling-Serie stellen wir Bereiche in der Apotheke vor, auf die sich ein Controlling erstrecken kann. Nach allgemeinen Kennzahlen der Betriebswirtschaft und Einkaufskonditionen geht es nun um einen Bereich, bei dem es einige Ansatzpunkte zur Planung und Steuerung gibt: das Warenlager.

Lagerdrehzahl

Mit der Lagerdrehzahl wird bestimmt, wie schnell sich das Warenlager umschlägt, das heißt, wie schnell die ver­schiedenen Kategorien an Arzneimitteln das Lager nach dem Einkauf wieder verlassen. Es handelt sich um eine Zahl ohne Einheit. Sie gibt an, wie oft ein betrachteter Artikel oder Teil des Lagers innerhalb eines Jahres einge­kauft und auch wieder verkauft wird. Die Lagerdrehzahl wird aus dem Wert der gekauften Waren geteilt durch den Wert der im Lager befindlichen Waren berechnet.

Bei der Lagerdrehzahl sollte immer ein möglichst ho­her Wert angestrebt werden. Gut sind Werte zwischen 11 und 13, die Spitzenwerte beginnen bei 14.

Lagerwert in Umsatz-Prozent

Der Lagerwert in Umsatz-Prozent gibt an, wie hoch der Anteil des Umsatzes am Lager ist. Dabei kann der Lagerwert prozentual vom Nettoumsatz als Anhalts­punkt genommen werden. Bei dieser Kennzahl gilt: je niedriger, desto besser. Werte unter 10 Prozent sind gut, die Spitzenwerte liegen bei unter 5 Prozent.

Kundenbezo­gene vs. packungsbezogene Lieferfähigkeit

Die dritte relevante Kennzahl ist die Lieferfähigkeit. Bei der Lieferfähigkeit wird zwischen kundenbezo­gener und packungsbezogener Lieferfähigkeit unter­schieden. Bei der kundenbezogenen Lieferfähigkeit betrachtet man den Prozentsatz der Kunden, die di­rekt mit dem gewünschten Artikel versorgt werden können, ohne dass eine Nachlieferung nötig ist. Dabei sollte ein Wert von 90 Prozent angestrebt werden. 

Bei der pa­ckungsbezogenen Lieferfähigkeit wird hingegen der Prozentsatz der Packungen betrachtet, die bezogen auf den Gesamtumsatz sofort verfügbar sind. Sie gibt Aufschluss darüber, wie viele Packungen nachgeliefert werden müssen bzw. wie viele „Neinverkäufe“, also Ar­tikel, die angefragt, aber doch nicht verkauft wurden, es gibt. Hier liegt der anzustrebende Wert bei einer Verfügbarkeit von 95 Prozent.

Kapitalbindung

Unter Kapitalbindung versteht man den Betrag x, auf den für einen bestimmten Zeitraum nicht zugegriffen werden kann. Beim Warenlager einer Apotheke ist das der Wert der Waren, die dort gelagert werden. In einem kleinen Lager ist die Kapitalbindung somit automa­tisch geringer. Eine geringe Kapitalbindung lässt sich jedoch auch durch eine höhere Lagerdrehzahl errei­chen. Allgemein lässt sich festhalten, dass die Kapital­bindung möglichst niedrig gehalten werden sollte. Da die Lagerdrehzahl als Maß für die Kapitalbindung im Warenlager angesehen werden kann, sollte sie stets in den Controlling-Prozess integriert werden.

Kapitalrentabilität

Mithilfe der Kapitalrentabilität lässt sich herausfinden, ob sich die Investition in eine Ware x lohnt. Die Berech­nung erfolgt mittels dreier wichtiger Parameter:

  • Welcher Rohgewinn (= Nettoverkaufswert – effekti­ver Einkaufswert) fällt in welchem Zeitraum an?
  • Wie hoch ist die Zeit der effektiven Kapitalbindung und welches Kapital wird zu welcher Zeit gebunden?
  • Wie groß ist die Lagerdauer, also die Zeit, die eine Ware von der Einlagerung bis zum Verkauf durch­schnittlich im Lager verbringt?

Die Formel, mit der die Kapitalrentabilität berechnet werden kann, lautet:

K beschreibt in dieser Formel das durchschnittliche über die Zeit t gebundene Kapital. Auf diese Art und Weise kann die Kapitalrentabilität für verschiedene Produkte berechnet und verglichen werden. Das Er­gebnis gibt Aufschluss darüber, welche Produkte sich rentieren und welche eventuell aus dem Sortiment ge­nommen werden können.

Fazit

Eine gute Lagerwirtschaft ist ein Erfolgsfak­tor für eine Apotheke. Mit einem großen Lager können die Nachbestellungen minimiert und Kundenwünsche häufiger sofort erfüllt werden. Eine gute Lieferfähigkeit hat erhebliche Auswir­kungen auf das Image einer Apotheke. Bei einem großen Lager besteht aber auch ein größeres Ver­fallsrisiko, insbesondere bei Rabattvertragsarti­keln. Jede Apotheke muss daher ihren eigenen Kompromiss finden. Die Lagerdrehzahl gibt als Kennzahl einen guten Orientierungswert, wie er­folgreich die Lagerwirtschaft ist.


Nicolas Dongus, Diplom-Kaufmann
redaktion@daz.online


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