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Gutachten des CHMP
Meningeome – besser nicht mit Nomegestrol oder Chlormadinon verhüten?
Bereits im Juli empfahl der Pharmakovigilanzausschuss der EMA, die Gestagene Chlormadinon und Nomegestrol so niedrig dosiert und kurz wie möglich einzunehmen. Dahinter steckt das Risiko für die Entstehung eines Meningeoms – ein (gutartiger) Tumor der Hirnhaut. Der Humanarzneimittelausschuss der EMA hat diese Einschätzung nun bestätigt, die speziell für hochdosierte Präparate gilt. Dennoch muss auch bei niedrig dosierten Nomegestrol- oder Chlormadinon-Präparaten manches beachtet werden.
Seit dem 2. September informiert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf seiner Homepage über ein Gutachten des Humanarzneimittelausschusses der EMA (CHMP) zu den beiden Gestagenen Nomegestrol und Chlormadinon. Demnach hat der CHMP empfohlen, „dass Arzneimittel, die hochdosiertes Nomegestrol (3,75-5 mg) oder hochdosiertes Chlormadinon (5-10 mg) enthalten, in der niedrigsten wirksamen Dosis und für die kürzest mögliche Dauer angewendet werden sollen, und zwar nur dann, wenn andere Maßnahmen nicht geeignet sind.“ Gemeint sind damit also nicht klassische und in Deutschland übliche Verhütungspräparate wie Belara, Zoely und Generika – Belara enthält beispielsweise nur 2 mg Chlormadinonacetat und 0,03 mg Ethinylestradiol, Zoely 2,5 mg Nomegestrolacetat und 1,5 mg Estradiol –, dennoch heißt es auch zu solchen niedrig- und hochdosierten nomegestrol- oder chlormadinonhaltigen Arzneimitteln, dass sie nicht von Patientinnen angewendet werden dürfen, die ein Meningeom haben oder hatten.
Ein Meningeom ist ein in der Regel gutartiger Tumor der Hirnhaut und neue Daten zeigen laut PRAC (Pharmakovigilanzausschuss der EMA) und CHMP, dass das Risiko für Meningeome mit zunehmender Dosis und Dauer unter Nomegestrol- oder Chlormadinon-Behandlung steigt.
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Der CHMP hat „nicht nur die Verwendung der hochdosierten Arzneimittel eingeschränkt, sondern auch empfohlen, die behandelten Patientinnen auf Symptome eines Meningeoms zu überwachen“, erklärt das BfArM weiter. Zu diesen Symptomen gehörten
- Sehstörungen,
- Hörverlust oder Klingeln im Ohr,
- Geruchsverlust,
- Kopfschmerzen,
- Gedächtnisverlust,
- Krampfanfälle und Schwäche in Armen oder Beinen.
Wird ein Meningeom diagnostiziert, muss das Arzneimittel dauerhaft abgesetzt werden. Doch um welche Arzneimittel und Anwendungsgebiete geht es dabei? Gibt es in Deutschland überhaupt hochdosierte Nomegestrol- oder Chlormadinon-Präparate?
Anwendungsgebiete von hochdosiertem Nomegestrol oder Chlormadinon
Laut Lauer-Taxe (Stand 12.09.2022) enthält kein deutsches Präparat Nomegestrol hochdosiert. Damit ist hierzulande lediglich für Zoely zu beachten, dass diese „Pille“ nicht von Patientinnen angewendet werden darf, die ein Meningeom haben oder hatten. Beispielsweise in Frankreich ist aber das Präparat Lutenyl mit 5 mg Nomegestrolacetat im Handel.
Mit Chlormadinon sind laut Lauer-Taxe in Deutschland zahlreiche (niedrig dosierte) Verhütungspräparate im Handel, bei denen somit auch darauf geachtet werden muss, dass diese nicht von Patientinnen angewendet werden, die ein Meningeom haben oder hatten. Für die hochdosierte Einnahme ist hierzulande lediglich das Präparat „Chlormadinon 2 mg fem Jenapharm Tabletten“ geeignet – und das eigentlich nur in einer Indikation. Es hat verschiedene Einsatzgebiete:
- Zusatz zur Substitutionstherapie mit Estrogenen, zum Beispiel in der Postmenopause, bei Gonadendysgenesie
- sekundäre Amenorrhoe nach positivem Gestagentest
- dysfunktionelle Blutungen insbesondere nach der Menarche oder im Klimakterium, in anovulatorischen Zyklen, bei Follikelpersistenz
- unregelmäßige Zyklen und Menstruationsbeschwerden, z.B. Oligomenorrhoe, Polymenorrhoe, Hypermenorrhoe, Zwischenblutungen, prämenstruelle Schmierblutungen und Dysmenorrhoe
- Mastodynie
Hochdosiert wird es dabei laut Fachinformation bei kürzer als drei Wochen bestehenden Dauerblutungen – dann sollen 6 mg Chlormadinonacetat pro Tag über 10 Tage eingenommen werden. Eine langfristige hochdosierte Einnahme ist also nicht vorgesehen.
2-4 mg Chlormadinonacetat pro Tag vom 16. bis 25. Zyklustag können jedoch laut Fachinfomation generell bei unregelmäßigen Zyklen und Menstruationsbeschwerden zum Einsatz kommen. Auch wenn das noch nicht in den vom CHMP als „hochdosiert“ betitelten Bereich fällt, erscheint hier ein möglichst niedrig dosierter und kurzer Einsatz dennoch ratsam.
In Frankreich: Chlormadinon hochdosiert bei Endometriose
Neben hochdosiertem Nomegestrol in Lutenyl ist in Frankreich auch Chlormadinon in 5 mg und 10 mg hochdosiert im Präparat Luteran enthalten. Luteran kann z.B. bei Endometriose eingesetzt werden. Aber auch bei schwerwiegenden Mastopathien oder fibrombedingten Blutungen soll der Einsatz der hochdosierten Präparate in Ordnung sein.
Die Europäische Kommission wird jetzt eine endgültige, rechtlich bindende Entscheidung zu den PRAC- und CHMP-Empfehlungen treffen, die dann in allen EU-Mitgliedstaaten gilt. Die Angehörigen der Heilberufe sollen laut BfArM außerdem zeitnah einen Rote-Hand-Brief zugesandt bekommen.
Erhöhtes Risiko durch Chlormadinon und Nomegestrol
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Damit wird also nicht generell von (niedrig dosierten) Verhütungsmitteln mit Chlormadinon oder Nomegestrol abgeraten. Allerdings wird auch ihr Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) weiterhin kritisch diskutiert.
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