Auftakt zum Deutschen Apothekertag 2022

Overwiening will sich gegen zusätzliche finanzielle Belastungen einbringen

München - 13.09.2022, 16:00 Uhr

Pressesprecher Dr. Reiner Kern, ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz bei der Pressekonferenz zum DAT. (Foto: ABDA/Mayer) 

Pressesprecher Dr. Reiner Kern, ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz bei der Pressekonferenz zum DAT. (Foto: ABDA/Mayer) 


Die aktuellen Herausforderungen, vor denen die Apotheken stehen, sind groß – das spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen des diesjährigen Apothekenklima-Index wider. Seit 2016 wird dieser erhoben und diesmal hat die Stimmung unter den Apothekeninhabern einen neuen Tiefstand erreicht, auch vor dem Hintergrund des geplanten Sparpakets. Gegen die vorgesehene Anhebung des Kassenabschlags will man sich laut ABDA-Präsidentin Overwiening „mit aller Kraft“ einsetzen.

Zum ersten Mal seit 2019 findet der Deutsche Apothekertag wieder vollständig in Präsenz statt. Dazu haben auch die Apothekerinnen und Apotheker durch ihren Einsatz in der Pandemie beigetragen. Darauf wies die ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zu Beginn der Pressekonferenz zum Deutschen Apothekertag 2022 in München dankend hin. In der Pandemie hätten sich die Apotheker als verlässlich, kreativ und lösungsorientiert erwiesen.

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Mit Blick auf die angespannte weltpolitische Lage, den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, die Pandemiejahre, die Klimadebatte sowie Kostensteigerungen und Personalsorgen ist die Stimmung der Apothekeninhaberinnen und -inhaber auf einem Tiefpunkt. Das zeigt die Umfrage zum Apothekenklima-Index.

Laut der von der ABDA in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage unter 500 Apothekenleiter:innen erwarten mehr als vier Fünftel (82,8 Prozent) der Befragten eine negative wirtschaftliche Entwicklung der Branche in den nächsten zwei bis drei Jahren. Im vorigen Jahr lag der Wert noch bei 64,6 Prozent. Zugleich wachsen die Nachwuchssorgen: Für drei von vier (77,8 Prozent) Leiterinnen und Leitern gehören Personal- und Nachwuchsprobleme zu den größten Defiziten im Versorgungsalltag. Angesichts eines Anstellungsstaus suchen sieben von zehn Apotheken (71,2 Prozent) händeringend nach qualifiziertem pharmazeutischem Personal. Gleichzeitig gewinnen Klimaschutz und Nachhaltigkeit in den Apotheken an Bedeutung. Neun von zehn (88,6 Prozent) Apothekerinnen und Apothekern schneiden diese Themen bereits in Patientengesprächen an. Jede dritte Apotheke (32,6 Prozent) gibt an, dass sie beispielsweise bei Botendiensten vermehrt auf Elektromobilität setzen will. 

GKV-Finanzstabilisierungsgesetz steht der Stärkung der Vor-Ort-Apotheken entgegen

Zudem stellen sich den Apotheken aktuell gleich zwei große neue Aufgaben: die Einführung des E-Rezepts sowie die Implementierung der pharmazeutischen Dienstleistungen. Man werde sich diesen Aufgaben stellen, aber in den Apotheken seien keine weiteren finanziellen Belastungen mehr zu verkraften, macht Overwiening klar. Das müssten die Verantwortlichen im Bundesministerium für Gesundheit, im Bundestag und Bundesrat verstehen. Deshalb müsse der geplante Apothekenabschlag raus aus dem Entwurf zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz. Dafür werde sich die ABDA in den kommenden Tagen und Wochen im parlamentarischen Gesetzgebungsverfahren „mit aller Kraft“ einsetzen.

Mehr Aufmerksamkeit für die pharmazeutischen Dienstleistungen

Auf die Nachfrage, ob es schon Zahlen zu den pharmazeutischen Dienstleistungen gebe, antwortete die ABDA-Präsidentin, dass etwa die Hälfte aller Apotheken diese anbieten und weitere sich in der Vorbereitung dazu befänden. Es gelte nun, die Patienten verstärkt darauf aufmerksam zu machen, dass man ihnen diese Leistungen anbieten könne.

Wenn Cannabis in Apotheken, dann ausschließlich dort

In der Diskussionsrunde kam auch das Thema Cannabis in Apotheken auf de Tisch. Overwiening äußerte sich dazu eher zurückhaltend und gab den Konflikt des Apothekers als Heilberufler zu bedenken. Wenn der Gesetzgeber die Apotheken in die Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken einbinden wolle, dürfe es keinen Kontrahierungszwang geben und dann sollte die Abgabe ausschließlich den Apotheken obliegen. Man wolle nicht der Lückenbüßer sein.

 

Im Zuge der Pressekonferenz konnten wir der ABDA-Präsidentin einige Fragen stellen. Die Antworten sehen Sie hier: 

(Video: Christina Müller / DAZ)


Desiree Aberle, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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