Online-Werbung für OTC mit Link zu Shop Apotheke

Apothekerin warnt Hersteller vor „dauerhaftem Vertrauensverlust“

Berlin - 20.09.2022, 15:15 Uhr

Dass Pharmafirmen ihre eigentlich apothekenexklusiven Produkte online bewerben und dabei auch noch auf die Webseiten ausländischer Versender verlinken, geht Apothekerin Margit Schlenk gegen den Strich. (s / Foto: IMAGO / MiS)

Dass Pharmafirmen ihre eigentlich apothekenexklusiven Produkte online bewerben und dabei auch noch auf die Webseiten ausländischer Versender verlinken, geht Apothekerin Margit Schlenk gegen den Strich. (s / Foto: IMAGO / MiS)


Dass Arzneimittelfirmen in den sozialen Medien für ihre Produkte werben und manche dabei sogar auf Webseiten ausländischer Versender verlinken, geht zu weit, meint Apothekerin Margit Schlenk. Sie macht ihrem Ärger jetzt in einem Brief an den Herstellerverband BAH Luft – und warnt vor den Konsequenzen.

Auch die Arzneimittelhersteller haben die digitale Welt für sich entdeckt: Immer mehr Pharmafirmen werben im Internet für ihre OTC-Produkte. Manch ein Produzent setzt dabei auf schnelles Shopping – dafür nutzen einige Verlinkungen zu Arzneimittelversendern wie Shop Apotheke. Apothekerin Margit Schlenk aus Nürnberg hat jetzt genug davon: In einem Brief an den Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) warnt sie die Mitgliedsunternehmen davor, die enge Beziehung mit den Präsenzapotheken aufs Spiel zu setzen.

Es falle auf, schreibt Schlenk, dass einige Hersteller seit geraumer Zeit in den sozialen Medien Werbung für rezeptfreie Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel schalten, die eigentlich apothekenexklusiv vertrieben werden, und dabei zum Online-Shopping einladen: „Man landet dann auf shop-apotheke.com oder, wenn überhaupt, sehr umständlich und über mehrere Klicks bei einer Vor-Ort-Apotheke – dies eher als Deckmäntelchen noch angebotene Option“, ärgert sich die Inhaberin zweier Apotheken.

„Schlag ins Gesicht der beratenden Vor-Ort-ApothekerInnen und PTA“

Diese Art des Marketings komme bei ihr ebenso wie bei den Kolleginnen und Kollegen gar nicht gut an. Sie empfänden dies „als Schlag ins Gesicht der beratenden Vor-Ort-ApothekerInnen und PTA“, betont Schlenk. Eigentlich säßen Offizinen und Arzneimittelersteller doch in einem Boot und sollten alles tun, um die Präsenzapotheken zu erhalten. „Ihre Mitgliedsunternehmen tun gerade genau das Gegenteil – aus Angst?“, fragt sie den BAH. Die Pharmazeutin warnt: „Kurzfristige Geldgier (schneller Online-Umsatz) findet Resultat in dauerhaftem Vertrauensverlust in der Vor-Ort-Apotheke.“

Viele Kolleginnen und Kollegen ziehen laut Schlenk bereits Konsequenzen: Sie listeten bereits Sortimente aus, wenn „so unpartnerschaftliches Verhalten an den Tag gelegt wird“. Die Apothekerin appelliert an die Hersteller: „Bitte überdenken Sie Ihre Werbeaktivitäten!“


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Lichtwer

von Hubert Kaps am 21.09.2022 um 8:33 Uhr

Die älteren unter uns können sich sicher noch an die Firma Lichtwer erinnern....

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für die älteren Kollegen....

von apotheker63 am 21.09.2022 um 8:25 Uhr

..... und auch die jüngeren: wer erinnert sich noch an die Geschichte des KWAI ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

lukratives Geschäft

von Daniela Hänel am 21.09.2022 um 6:53 Uhr

Für Pharmazeutische Unternehmen ist es einfacher große Warenmengen an einen Versender zu verkaufen als aufwendig an viele Apotheken.
Dadurch können die Hersteller auch ganz viel Personal sparen. Man braucht ja nur noch einen Mitarbeiter, der für Belieferung der Versand“Buden“ verantwortlich ist.
Vielen Außendienstlern ist das gar nicht bewusst, was hier läuft. Ein Großteil von ihnen wird über ihre digitale Endgeräte überwacht, ob sie auch ihre Apotheken besuchen, wie lange sie sich dort aufhalten und alle ihre Präsentationen und Videos zu deren Produkte abspielen.
Für Neueinführungen sind die Apotheken vor Ort sehr gut geeignet, Für den schnellen und leichten Ab- und Umsatz nutzt Mann dann lieber die Versender, egal ob die Produkte verramscht werden. Dafür zahlen die Hersteller noch Unmengen an WKZ‘‘s, damit deren Produkte gelistet und beworben werden.

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gar nicht selten

von Karl Friedrich Müller am 20.09.2022 um 18:16 Uhr

Andauernd bekommt man Werbung für OTC AM im Netz. Immer wieder spiele ich es durch: Bestellung im Shop der Firma. Entweder man wird gleich an einen Versender weitergeleitet oder, was mich besonders geärgert hat, es werden zwar VorOrtApotheken angezeigt und wenn ich auf eine klicke, dann doch an einen Hollandversender verwiesen.
Meiner Erfahrung nach fördern fast alle Firmen den Versandhandel aus Holland.

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