Wirksam oder nicht?

Mai Thi Nguyen-Kim kritisiert inkonsequenten Umgang mit der Homöopathie

Stuttgart - 21.09.2022, 07:00 Uhr

Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim findet den Umgang mit der Homöopathie inkonsequent. (s / Screenshot: zdf.de/DAZ)

Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim findet den Umgang mit der Homöopathie inkonsequent. (s / Screenshot: zdf.de/DAZ)


Die Wissenschaftsjournalistin und bekannte Homöopathie-Kritikerin Mai Thi Nguyen-Kim hat in ihrer Sendung den inkonsequenten Umgang der Behörden mit der Homöopathie kritisiert. Entweder handele es sich dabei um wirksame Arzneimittel, dann müsse man sie auch als solche behandeln, oder eben nicht. Diese Diskrepanz versucht sie am Beispiel eines mit Globuli gesüßten Eistees namens HomöopaTea zu verdeutlichen.

Homöopathie ist ein Thema, an dem sich Wissenschaftsjournalisten gerne abarbeiten, so auch Mai Thi Nguyen-Kim in ihrer ZDFneo-Sendung „Mai Think X“.  Die Chemikerin, die vor allem durch ihre Beiträge zur Corona-Pandemie bekannt wurde, wofür sie auch mehrere Journalisten-Preise erhielt, ist eine bekannte Kritikerin von Hahnemanns Lehre. Die wolle sie zerstören, wie sie in der Ausgabe vom Sonntag ankündigte. 

Sie habe in der Vergangenheit immer wieder versucht, überzeugte Fans aufzuklären – mit null Erfolg, wie sie sagt. Deswegen wähle sie diesmal einen anderen Ansatz, nämlich ihre Feinde zu verstehen, die Perspektive zu wechseln, also die Homöopathie ernst zu nehmen und davon auszugehen, dass sie wirkt. Daher erklärt sie ausführlich und mit vielen Seitenhieben versehen die Idee hinter der Homöopathie und die Herstellung entsprechender Arzneimittel. Besonders amüsant findet Nguyen-Kim dabei die Theorie, dass homöopathische Arzneimittel auch dann wirken sollen, wenn gar kein Molekül mehr nachweisbar ist – über das Gedächtnis des Wassers.

Sie stellt sich dann mit ihrem Team die Frage, was eigentlich mit den Unmengen an potenziertem Wasser passiert, die bei Herstellung anfallen. Wenn es ein hochwirksames Arzneimittel sei, müssten die Abfälle auch entsprechend entsorgt werden und nicht einfach ins Abwasser gelangen, so ihre Überlegung. Letzteres ist aber offenbar der Fall, wie Nachfragen ergeben. Das bereitet Nguyen-Kim große Sorge. Sie verweist auf Hahnemann, der nicht nur davor gewarnt habe, dass eine Überdosierung von potenziertem Wasser tödlich sein könne, sondern auch vor versehentlichem Schütteln beim Transport. „Doch das potenzierte Abwasser wird in den Rohren durchgeschüttelt“, so Nguyen-Kim, und auch im Klärwerk und in Flüssen. „Und am Ende landet das alles als sauberes Trinkwasser in unseren Wasserhähnen! Extrem verdünnt und extrem oft geschüttelt – das entspricht einer extrem hohen Potenz.“

Potenziertes Wasser ins Abwasser

Dass Globuli als Arzneimittel einerseits nur in Apotheken verkauft werden, auf der anderen Seite aber das Abfallprodukt der Herstellung, das potenzierte Wasser, einfach über die Kanalisation entsorgt werden darf, passt für die promovierte Chemikerin nicht zusammen. Diese Inkonsequenz will sie mit einem weiteren Beispiel veranschaulichen: Sie plant, einen Eistee auf den Markt zu bringen und diesen mit Safran-C30-Globuli zu süßen, nicht ohne sich vorher bei der zuständigen Behörde schlau gemacht zu haben, ob es denn zulässig ist, das Produkt als Lebensmittel zu vermarkten. HomöopaTea soll es  heißen. Die Anfrage wird für zwei verschiedene Varianten gestellt. Bei der einen sollen in der Apotheke gekaufte Crocus-C30-Globuli aufgelöst werden. Bei der anderen sollen Globuli aus Safran und Haushaltszucker nach den Vorschriften des HAB selbst hergestellt und dann zum Süßen verwendet werden. 

Gerangel um Zuständigkeiten

Die größte Schwierigkeit bestand dem Beitrag zufolge zunächst darin, auszumachen, welche Behörde eigentlich zuständig ist: das für Arzneimittel zuständige BfArM oder die für die Lebensmittelüberwachung zuständige Bezirksregierung, die jeweils aufeinander verweisen? Eine Anfrage beim Bundesgesundheitsministerium ergibt, dass man dort keine Bedenken hat, den Eistee als Lebensmittel zu vermarkten. Schließlich enthalte Cola auch Coffein und Tonic Water Chinin. Beides seien keine Arzneimittel, heißt es. Nguyen-Kim gibt zu bedenken, dass weder in Cola noch in Tonic arzneilich wirksame Mengen der Wirkstoffe enthalten seien, in ihrem Eistee jedoch zweieinhalb Fläschchen Globuli pro Flasche steckten. 

Vom Verbraucherschutzministerium in NRW erhält sie schließlich die Antwort, dass Crocus C30, also die Globuli aus der Apotheke, als Zutat in Lebensmitteln nicht zulässig seien. Somit sei der daraus hergestellte Eistee auch nicht verkehrsfähig. Der Eistee, der mit den nach HAB-Vorschrift hergestellten DIY-Globuli aus Safran und Haushaltszucker gesüßt ist, kann nach Ansicht der Behörde hingegen in den Verkehr gebracht werden, sofern er die lebensmittelrechtlichen Vorschriften erfüllt.

Das findet Mai Thi Nguyen-Kim „lächerlich“. Entweder Homöopathie wirke, dann müssen die Mittel apothekenpflichtig sein, dürften nicht in die Umwelt gelangen und man dürfe damit auch keinen Eistee süßen. Oder sie wirke eben nicht. Dann dürfen homöopathische Mittel ihrer Ansicht nach aber auch nicht als Arzneimittel in der Apotheke angeboten werden.

Da Nguyen-Kim bekanntermaßen letztere Meinung vertritt, hat sie ihren Eistee produziert. Die Deklaration des Süßungsmittels könnte jedoch Ärger geben, der vermutlich bewusst einkalkuliert ist. So erklärt sie zwar, kein gekauftes Arzneimittel verwendet zu haben, bei der Zusammensetzung ist aber mit Crocus dil. C30 ein Arzneimittel angegeben. 

Apotheker wünscht sich grundsätzliche Klärung

Diese Deklaration stört Apotheker Christian Fehske aus Hagen, der sich viel mit dem Thema Homöopathie beschäftigt. Er wünscht sich eine Überprüfung dieses Falls und hat sich diesbezüglich an die Aufsichtsbehörde gewandt. Und zwar nicht, weil bereits durch die Herstellung ohne Herstellungserlaubnis möglicherweise ein Verstoß gegen §13 AMG Satz 1 vorliegen könnte. Vielmehr könnte in Fehskes Augen angesichts der hohen Verdünnung, der im Lebensmittelrecht üblichen Ausgangsstoffe und aufgrund der vor Herstellung erfolgten, sorgfältigen Prüfung und Abstimmung mit den Überwachungsbehörden eine Prüfung der Verhältnismäßigkeit gegen eine Verfolgung sprechen. Aber aufgrund des Aufrufs zur öffentlichen Verbreitung bittet er die Behörde, bei ihrer Prüfung zu berücksichtigen, ob hier nicht ein Präzedenzfall geschaffen werde (bzw. geschaffen werden soll). 

So gebe es nämlich Gründe für die Einstufung als Arzneimittel, weil die nicht ordnungsgemäße Herstellung gefährlich werden könnte. Fehske verweist dabei auf einen Fall in den USA von vor einigen Jahren, wo Zahnungsglobuli hohe Konzentrationen von Belladonna enthielten. Zudem fragt Fehske, wo genau man bei der Duldung künftig die Grenze ziehen würde, wann die Umgehung von Arzneimittelgesetz und Apothekenpflicht „noch witzig“ und „noch nicht gefährlich“ ist? Er hat unter anderem Bedenken, dass weniger sorgfältig recherchierende Hersteller unter Umständen eine Niedrigpotenz oder Urtinktur von Aconitum napellus – „ist ja nur homöopathisch“ – verwenden könnten.

Argumente für die Apothekenpflicht

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Beitrag von Mai Thi Nguyen-Kim deutlich geistreicher ist, als das übliche Homöopathie-Bashing. Aber wie die meisten Wissenschaftsjournalisten lässt auch sie einen wesentlichen Punkt der Einstufung von Homöopathika als apothekenpflichtige Arzneimittel außer Acht, den auch Fehske in seinem Schreiben an die Aufsichtsbehörde anspricht: Die Nachfrage nach diesen Mitteln ist da. Werden sie aus der Apotheke in Drogerien und ins Internet verbannt, ist niemand mehr da, der eine Einschätzung abgibt, wann bei einem gesundheitlichen Problem die Grenze der Homöopathie und vielleicht sogar der Selbstmedikation erreicht ist.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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12 Kommentare

Evidenz ist ja schön und gut, aber von was eigentlich?

von Dr. House am 23.09.2022 um 10:03 Uhr

So wie ich das sehe, haben sich beide Seiten nicht mit Ruhm bekleckert. Wieder etwas, was Corona erhellen konnte. Kaum war die Pandemie da, gab es die ersten Corona-Globuli. Aber auch in die Impfstoffe wurde viel zu viel Wunschdenken hineingesteckt. Die Narrative ändern sich - kaum einer spricht jetzt noch von einer Pandemie der Ungeimpften, weil allen inzwischen klar ist, dass die Impfstoffe kein pandemischer Gamechanger sind. Doch machen wir immer weiter, weil wir nicht anders können. Zuviel Geld ist geflossen, zu stolz sind wir. Das Grundproblem betrifft aber längst beide Lager - Schulmedizin und Alternativmedizin. Keiner hinterfragt mehr wirklich seine "Werkzeuge", beide haben den Unfehlbarkeitsanspruch. Die Wissenschaftler betonen dann immer, dass die Stärke der Wissenschaft ja gerade ist, dass sie sich irren kann und sogar soll, aber jeder der tief in der Wissenschaft steckt und dort für neue Denkansätze kämpft weiß längst, dass dort auch nur die Gesetze der Marktwirtschaft gelten: Geld, Neid, Macht, wie im Übrigen auch in der Altnernativmedizin. Die Hersteller von Rubaxx und Co verhalten sich zutiefst turbokapitalistisch.
Und gerade in der Medizin, wo Pharmazeutische Industrie und Krankenhausindustrie aufeinandertreffen muss man da sehr vorsichtig sein. Hahnemann hat sich mit seinen damals neuen Ansätzen der Homöopathie geirrt und trotzdem hat er bewirkt, dass die damals vorherrschende Schlachthausmedizin (Aderlass, usw...) überdacht wurde. Wir brauchen heute wieder solche völlig neuen Ansätze. Wir sollten zB mal hinterfragen lernen, ob wir überhaupt von einer gesunden, zivilisierten Gesellschaft sprechen können, wenn ausgerechnet die Zivilisationskrankheiten einerseits den größten Kostenfaktor und andererseits den größten Anreiz für Aktionäre darstellen in den Fortbestand dieses Systems zu investieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass es weitaus aufgeklärtere, zivilisiertere und menschenwürdigere Medizin geben kann, dafür fehlt uns gar nicht mal so der Grips, sondern der Mut. Wenn ich die derzeitige Vorstellung von Gesundheit, so wie sie hierzulande umgesetzt wird, auf den Punkt bringen würde, ist dies in aller erster Linie der Parameter Lebensverlängerung. Das ist schön und gut in der Pädiatrie, aber ab einem gewissen Alter ist es eben künstliche Lebensverlängerung und der feuchte Traum der Transhumanisten der Unsterblichkeit vermengt sich zunehmend mit dem Gesundheitsbegriff. Werden hier neue Errungenschaften erzielt, gilt es kurze Zeit später als unethisch diese Methode nicht anzuwenden. So steigt in den Industrienationen Jahr für Jahr die durchschnittliche Lebenserwartung. Aber sollten wir nicht vielleicht mal in die Pflegeheime gehen und fragen, wie es den Menschen dort geht? Sollten wir sie nicht mal ernsthaft fragen, ob der Artikel im Grundgesetz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Für diese Menschen noch zutrifft?" Ich glaube mittlerweile trifft dieser Grundsatz nicht mal mehr für die Angestellten im Gesundheitswesen zu. Ein befreundeter Arzt sagte mir mal, nach einem langen harten Tag im Krankenhaus: "Hier behandeln kranke Menschen kranke Menschen." In der Pandemie mussten viele Menschen einsam, abgeschottet und in unerträglicher Angst sterben. Ich erinnere mich an viele stumpfsinnige Diskussionen in denen völlig unkritisch die Begriffe Würde und Überleben einfach gleichgesetzt wurden. Was ist jedoch ein "gesunder" Mensch ohne Würde? Ein Produkt einer guten Gesellschaft? Vielleicht kann man erst für einen aufgeklärten Gesundheitsbegriff über das bloße Überleben hinaus eine Definition finden, wenn man wieder lernt ein gesundes Verhältnis zum Sterben zu entwickeln. Vielleicht zeichnet genau das die großen Zivilisationen der Menschheit aus und vielleicht sind wir genau deswegen keine davon.

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AW: Evidenz ist ja schön und gut, aber von

von Alexandra H. am 23.09.2022 um 11:39 Uhr

Auf den Punkt! Vielen Dank für die klaren Worte

Schade...

von Jan Kusterer am 22.09.2022 um 10:55 Uhr

Es ist und bleibt schade dass die Homeopathen und die Wissenschaft nicht noch mehr zusammen forschen um von der Krücke der "Kügelchen" und "Tinkturen" zur Aktivierung körpereigener Prozesse im Sinne des Placebo-Effektes loszukommen. Wäre es nicht toll einfach "Körperrituale" oder Verhaltensweisen bewusst durchzuführen und dadurch die Aktivierung "gezielt" zu bekommen. Aber leider wird das nie eintreten, da das Herauskommen aus der "magischen" Ecke ja die Homeopathie komplett eindampfen würde. Und viele Pharmafirmen die diese Mittel herstellen enorm an Umsatz verlieren würden. Heilpraktiker hätten dann sogar noch eine sinnvolle und honorierbare Tätigkeit durch die Begleitung des Patienten auf dem Weg der Aktiverung der körpereigenen Prozesse ohne Kügelchen sondern nur durch die eigene persönliche Empathie. Und wär das nicht noch erfüllender alleine durch sein eigenes empathisches Tun ohne die Krücke "Kügelchen" Menschen zu helfen...

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Herstellung von Homöopathika

von Susann Buchheim am 21.09.2022 um 22:11 Uhr

Wenn Frau Nguyen-Kim die Globuli für ihren Eistee so produziert, wie in der Show geschehen, besteht eher keine Gefahr, dass diese irgendeine Wirkung oder Nebenwirkung verursachen, ggf. Karies.
Schon der Ausgangsstoff Safran-Extrakt (was soll das sein?) ist nicht HAB-konform. Weiter geht es mir der Potenzierung in Wasser (verwendet werden üblicherweise Ethanol-Wasser-Mischungen), die 1 Liter-Flaschen (zur Herstellung von Globuli in C30 völlig unübliche Mengen, aber irgendwie musste ja noch die (Ab)wasserproblematik ins Spiel) waren randvoll gefüllt (so lässt sich tatsächlich nicht potenzieren, das Arzneibuch schreibt eine Füllung von maximal 2/3 vor, damit man überhaupt vernünftig schütteln kann) und die Globuli wurden dann mit wässriger Lösung beträufelt und nicht nochmal gemischt. Zur Benetzung von Globuli ist eine ethanolische Dilution von mindestens 62% (m/m) vorgeschrieben, ansonsten werden sie zu Brei. Den oben angegebenen Haushaltszucker kann sie auch vergessen (obwohl sicher preiswerter als Globuli mit Arzneibuchqualität), denn der ist kristallin und kann gar nicht zur Herstellung von Homöopathika verwendet werden. Globuli müssen amorphe Anteile enthalten, damit die Dilution eindringen kann.
Das nächste Mal bitte besser recherchieren. Wenn man etwas ins Lächerliche ziehen will, sollte man sich zumindest ansatzweise auskennen. Das so ziemlich aufwändig hergestellte Süßungsmittel kann man aber beruhigt trinken.
Wem' s schmeckt.
Herrn Fehske gebe ich jedoch Recht, Nachahmer, die sich noch unprofessioneller anstellen, kommen ggf. auf die Idee andere Ausgangsstoffe zu verwenden, die nicht so lustig wie Safran sind und brauen ihren Eistee ggf. mit Stechapfelsamen oder sammeln ihren Safran selbst und verwechseln dabei den Safrankrokus mit der gleichzeitig blühenden Herbstzeitlosen.
Wenn dann noch so geschlampt wir wie bei der Herstellung auf der Bühne kann es durchaus zu Zwischenfällen kommen.
Irgendwie erinnert mich das an die Aktionen der Skeptiker vor einigen Jahren, die sich 10.23 Uhr vor Apotheken versammelten und ein Fläschchen Arsenikum album in verschiedenen Potenzen leerten und auf Symptome warteten. Die sich bei einer einmaligen Anwendung der ganzen Flasche auf Ex natürlich nicht einstellten. Sogenannte homöopathische Arzneimittelprüfungen beim Gesunden (und genau das wurde gemacht) setzen eine Wiederholung des potenzierten Mittels voraus. Damals hat das den Akteuren eine Anzeige beim BfARM wegen Aufrufs zu unerlaubten homöopathischen Arzneimittelprüfungen eingebracht, für die es einer behördlichen Genehmigung und eines Ethik-Votums bedarf, weil HAMPs eben kein Spaß, sondern rein rechtlich mit Phase 1-Prüfungen gleichgestellt sind.
Die Abwasser-Nummer ist aus verschiedenen Gründen belustigend und nicht zu Ende gedacht:
Selbst 30 Liter Wasser (genauer Alkohol/ Wasser-Mischung) als Vorpotenz einer C30 (die für die Herstellung von Globuli in hohen Potenzen niemals gebraucht werden) sind insgesamt 3 Eimer oder 3 Gießkannen und kein Schwimmbad voll (O-Ton der Sendung).
Das auf die Menge im Abwasser hochgerechnet ist dann wiederum das klassische "Bodensee-Argument" welches die Skeptiker oft im Zusammenhang mit der Herstellung von homöopathischen Mitteln anführen. Diesmal stimmt es aber!
Es wird nämlich nur verdünnt und das nicht stufenweise und auch nicht potenziert. .
Dass eine Weiterpotenzierung auf die Weise nicht funktionieren kann ist klar.
Zudem wird das Abwasser noch weiter aufbereitet. Aktivkohle bindet zwar nur Stoffe und keine Informationen (richtig), aber es gibt noch weitere Prozesse der Abwasseraufbereitung wie biochemische Oxidation oder Schlammfaulung, chemische Verfahren wie etwa Neutralisation, Desinfektion, Flockung und Fällung bevor das Wasser wieder als Trinkwasser aus dem Hahn kommt.
Tiefpotenzen toxischer Stoffe werden selbstverständlich gesondert entsorgt und kommen nicht ins Abwasser
Verglichen mit Abwässern verschiedener Industriezweige und beispielsweise dem Rauspinkeln der Metabolite der Pille oder anderer Arzneimittel ist das aus oben genannten Gründen nicht mal ein Hintergrundrauschen. Urin von Zytostatikapatienten wird beispielsweise auch nicht als Sondermüll entsorgt.
Also an alle besorgten Verbraucher (sofern Sie sich das nicht schon selbst überlegt haben): Es geht keine Gefahr vom Trinkwasser aus, wenn Zwischenpotenzen von Homöopathika (die per Definition auch noch keine Arzneimittel sind) ins Abwasser gelangen sollten. Die Mengen sind wie oben schon dargelegt auch mehr als übertrieben!
Was auch wieder sehr deutlich wurde: Die Homöopathie wird in solchen Sendungen immer auf Verdünnung reduziert. Das ist schlichtweg nur ein Teilaspekt, der noch nicht mal erfüllt sein muss, um homöopathisch zu arbeiten. Homöopathie bedeutet Ähnlichkeit und nicht zwingend Verdünnung des Ausgangsstoffs!
Aber es ist natürlich einfach, das so darzustellen, weil ja bekanntlich "nicht sein kann, was nicht sein darf!".

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Artikel Homöopathie

von Sven Linnartz am 21.09.2022 um 19:43 Uhr

Also bestimmt die Nachfrage der Kundschaft, ob wir nach Evidenz arbeiten oder nicht? Wir haben ein naturwissenschaftliches Studium hinter uns und dann verkaufen manche (einige) von uns nachweislich nicht wirksame Produkte? Die weltweite Datenlage ist eindeutig. Ihre Konkurrenzzeitung hat erst im März einen Bericht österreichischer Forscher veröffentlicht, nach dem die "Homöopathie freundlichen" Studien deutliche qualitative Mängel aufweisen. Und warum wird im Artikel nur ein "Anhänger" der Homöopathie befragt und nicht auch ein(e) kritische Kolleg(in) ? Die Wortwahl "bashing" sollte für eine wissenschaftlich orientierte Zeitung vor dem Hintergrund der weltweiten Datenlage auch nicht das Mittel der Wahl sein. Wenn "wir" den Kundenwünschen nach "Glauben" hinterher Rennen, dann müssten wir euch so konsequent sein und Kerzen anbieten, die man in der Kapelle aufstellt oder auch Tarotkarten. Oder "wir" müssten do ehrlich sein, dass einigen von uns die ökonomischen Interessen wichtiger sind als eine eindeutige Datenlage. Quo vadis Apothekerschaft? Die Außenwirkung, wie man allein an dieser satirischen Aktion sieht, wäre m. E. bei einer Richtung fatal, zumal die Mühlen unsererbStandesorganisationen langsam mahlen.

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Frau Mai weiss alles ... vor allem besser.

von Steve am 21.09.2022 um 15:06 Uhr

Spätestens seit Corona Welle 1 und den MaiLab-Beirägen zum Thema wissen wir: Promovierte Chemiker sind offenbar auch Virologen und Ernährungswissenschaftlicher. Warum studieren eigentlich nicht alle Naturwissenschaftler nur Chemie, wenn es die Medizin derart umfassend mit abdeckt? Und gäbe es Herrn Lesch nicht, wäre Mai vermutlich auch noch Astrophysikerin.

Die ganze Diskussion um das Wohl und Wehe der Homoöpathie ignoriert zwei Punkte: Zum einen, daß auch Arzneimittel günstigenfalls nur die Selbstheilung des Körpers unterstützen und die Macht des Placebo-Effekts - anders als in Asien - im Westen nach wie vor sträflich unterschätzt wird.

Der zweite Punkt ist der, daß die Homöopathie erfolgreich in der Veterinärmedizin eingesetzt wird - bei Tieren gibt es aber angeblich keinen Placebo-Effekt. Zumindest beruhigt es mich dann doch etwas, daß Mai nicht auch noch Tierärztin ist bzw. sich in diesen Fachbereich einzumischen gedenkt.

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AW: Frau Mai weiss alles ... vor allem

von Steve am 21.09.2022 um 15:11 Uhr

Und gleich mal ein Tippfehler reingerutscht:

"Warum studieren nicht alle MEDIZINER nur Chemie, wenn es die Medizin derart umfassend mit abdeckt?"

Jetzt passts.

AW: Frau Mai weiss alles ... vor allem

von Gregor Dinakis am 22.09.2022 um 9:34 Uhr

Doch gibt es, nennt sich Placebo-by-proxy.

Wieso muss man Schwurblern immer alles 10x erklären?

Zudem die maiLab-Videos, genau wie die MaiThinkX-Folgen von einer wissenschaftlichen Redaktion aufgearbeitet werden, wo u.a. Virolog*innen, Ernährungswissenschaftler*innen und ja, auch Mediziner*innen zum Thema befragt werden. So funktioniert nunmal eine Wissenschaftssendung.

Deine ad hominem-Argumentation ist schlicht ekelhaft, dumm und selbstentlarvend, aber was anderes kommt ja eh nicht aus der Lügeli-Ecke.

ins Internet verbannt

von Hans Olo am 21.09.2022 um 9:23 Uhr

"Die Nachfrage nach diesen Mitteln ist da. Werden sie aus der Apotheke in Drogerien und ins Internet verbannt, ist niemand mehr da, der eine Einschätzung abgibt, wann bei einem gesundheitlichen Problem die Grenze der Homöopathie und vielleicht sogar der Selbstmedikation erreicht ist."

Ist das ein schlechter Scherz? Ich weiß gar nicht wie man diese Unsinnsaussagen verdauen kann ohne Durchfall zu bekommen. Mass-Market mit Marketplace E-Commerce sind doch seit Jahren etabliert. Wenn DAS plötzlich die Gefahr für "gesundheitlichen Problem" sein sollen, warum dann als Argument FÜR die Homöopathie nutzen?
RX-AM ohne Rezept nach "Fragebogen", Unregulierte NEM mit nicht nachprüfbaren Inhaltsstoffen, NEM mit BEDENKLICHEN Inhaltsstoffen, OTC als MASSENWARE GEGEN den Verbraucherschutz. UMSATZ ist das was zählt. Alles andere ist doch egal. Und ausgerechnet HIER bei so unsinnigen und unwirksamen MItteln wie der Homöopathie wird jetzt die Regulierungskeule geschwungen? Wo ist sie gewesen bei Versandhandel, Medizinproduktegesetz oder Nahrungsergänzungsmitteln? Alle diese sind VIEL schädlicher als quatschige Homöopathie.

Und zur Erklärung der NACHFRAGE bin ich noch gar nicht gekommen, wie unsinnig das ist. Kunde ist König? Menschen sind mündig? WOHL KAUM! Menschen sind dumm und manipulierbar. Ich kann Nachfrage durch Werbung erzeugen, den Kunden so manipulieren, dass er es gar nicht merkt. Da geht es um Umsatz, nicht um Medizin. Homöopathie ist genauso INDUSTRIE, wie alles andere. Und das jetzt als GUTEN Grund FÜR die Homöopathie zu nehmen ist abstoßend.

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Aw Aw Grenzen der Homoeopathika

von Dunin von Przychowski am 21.09.2022 um 9:05 Uhr

Wenn Homöopathika Nahrungsergaenzungsmittel werden, können sie genauso weiter in der Apotheke verkauft werden. Ausserdem könnte es nicht sein, dass genau diese Patienten auch von Physiotherapie, Muskel Entspannung etc profitieren, wir sie dabei beraten und begleiten und ja nichts verkaufen, aber dafür treue Kunden auf einer glaubwürdigeren Basis gewinnen?

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Grenzen der Homöopathie

von Dunin von Przychowski am 21.09.2022 um 8:12 Uhr

Durch die Anerkennung der Homöopathika als Arzneimittel und den Verkauf in Apotheken wird dem Volk suggeriert, dass es sich um wirksame Arzneimittel handelt. Zweifelt man daran, wertet es die Glaubwürdigkeit der anderen Arzneimittel ab und öffnet damit die Tuer zum Missbrauch und zur Fehlnutzung aller Arzneimittel und Nahrungsergaenzungsmittel. Glaubt man daran, besteht die Gefahr, dass allein durch die Deklaration als Arzneimittel Krankheiten verlängert oder verschlimmert werden. Ueber den Versandhandel und das Internet bekommt man auch jetzt schon Homöopathika und gefährliche Stoffe. Nach der Logik müsste das Darknet nur in der Apotheke verkauft werden... Ganz schlimm sind die neuen Kombinationshomoepathika, die über dieses Tor in den Werbeblaettchen sogar mit Indikationen werben dürfen...

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AW: Grenzen der Homöopathie

von J.M.L. am 21.09.2022 um 8:19 Uhr

Ich habe einige Kunden, die fest an die Wirkung der Homöopathie glauben und deshalb stärke Mittel nicht benötigen. Gäbe es die Homöopathie nicht, hätte ich nur die Wahl zwischen Kundin nicht versorgen oder alternativ mit einem stärkeren Mittel. Ist das besser?

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