Kongresseröffnung in Kiel

Christiansen: Apotheken haben zweistelligen Milliardenbetrag an Effizienzreserven gehoben

Kiel - 26.09.2022, 16:00 Uhr

Dr. Kai Christiansen betrachtet die „Zitrone Apotheke“ als ausgequetscht. (a / Foto: DAZ / tmb)

Dr. Kai Christiansen betrachtet die „Zitrone Apotheke“ als ausgequetscht. (a / Foto: DAZ / tmb)


Bei der Eröffnung des Fortbildungskongresses der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am Samstag in Kiel rechnete Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen vor, dass die Apotheken in 16 Jahren einen zweistelligen Milliardenbetrag an Effizienzreserven gehoben hätten. Anderenfalls wären jährlich 2,5 Milliarden Euro mehr im Apothekensystem. Darum müssten die Apotheken nun mehr statt weniger Geld erhalten.

Nachdem der Fortbildungskongress der Apothekerkammer Schleswig-Holstein zwei Jahre lang ausgefallen ist, gab es am Wochenende wieder eine solche Veranstaltung - diesmal in Kiel statt am früheren Tagungsort Damp. Bei der Eröffnung betonte Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen, wie wichtig das Fortbildungsthema „Von Genen und Genetik“ ist. Dies habe sich bei den Corona-Impfstoffen gezeigt und das Thema sei sogar im Schulunterricht angekommen. Den Bogen zur Politik schlug Christiansen mit dem Hinweis, alle im Saal hätten das heilberufliche Gen. Dies sei von der Politik wenig erforscht und vor allem wenig beachtet. Viele würden zur Selbstausbeutung neigen.

Christiansen: Apotheken brauchen mehr Geld statt weniger

Dagegen spreche Bundesgesundheitsminister Lauterbach von angeblichen Effizienzreserven in Apotheken und wolle den Apothekenabschlag erhöhen. Christiansen argumentierte, dieser Abschlag sei vor Jahrzehnten auch mit dem Ziel eingeführt worden, die Krankenkassen an hohen Rabatten des Großhandels zu beteiligen. Darum sollten die Krankenkassen heute stattdessen an den vielfältigen Gebühren des Großhandels beteiligt werden. Christiansen folgerte: „Die Zitrone Apotheke ist ausgequetscht.“ Lauterbach solle sich nicht wundern, wenn die Apotheken in der nächsten Pandemie nicht mehr solche Leistungen wie in den vorigen Jahren erbringen könnten. „Die Apotheken brauchen mehr Geld, nicht weniger“, erklärte Christiansen, anderenfalls werde aus dem heilberuflichen Gen ein Gendefekt.

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Christiansen griff die beim Deutschen Apothekertag thematisierte Entwicklung des Wertschöpfungsanteils der Apotheken auf. Ihr Anteil an den GKV-Ausgaben ist zwischen 2005 und 2021 von 2,8 auf 1,9 Prozent gesunken. Wenn die Apotheken nicht von der Entwicklung in der GKV abgekoppelt wären, hätte das Apothekensystem demnach jährlich 2,5 Milliarden Euro mehr zur Verfügung, folgerte Christiansen - oder anders ausgedrückt: Die Apotheken hätten in 16 Jahren einen zweistelligen Milliardenbetrag an Effizienzreserven gehoben.

Forderung: Nullretax beenden

In diesem Zusammenhang verwies Christiansen auf den beim Apothekertag mit großer Mehrheit angenommenen Antrag aus Schleswig-Holstein, nach dem die Honorierung der Apothekenmitarbeiter über einen Mitarbeiterpakt verbessert werden soll. Außerdem müssten Nullretaxationen beendet werden, forderte Christiansen. Dabei gehe es nur um den Profit der Krankenkassen, denn es werde offenbar gezielt nach teuren Rezepten gesucht.

E-Rezept auf welchem Weg auch immer

Zum Start des E-Rezepts in Schleswig-Holstein griff Christiansen die Auseinandersetzungen um die Übertragungswege auf. Es sei bedauerlich, dass sich die Ärzteschaft den offiziellen Wegen verweigere. Die Apotheker seien hingegen bereit, „das E-Rezept zur Welt zu bringen, wie auch immer“.

Programm zur Therapie mit genetischen Methoden

Das wissenschaftliche Programm des Fortbildungskongresses bot einen anspruchsvollen Überblick über jüngste Entwicklungen der Therapie mit genetischen Methoden und ihr Potenzial für die pharmazeutische Praxis. Mehr dazu finden Sie demnächst in der DAZ. Außerdem gab es einen Workshop für PTA und Praxisfortbildungen für PKA.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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