Im zweiten Teil stellen wir eine 6-Schritte-Strategie vor, die Sie für erfolgreiche Zusatzverkäufe einsetzen können,
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So gelingen Zusatzverkäufe (Teil 1)
Warum Zusatzverkäufe wichtig sind und was Apotheken besser können als Chatbots
Zusatzverkäufe empfinden viele Mitarbeiter:innen noch immer als unangenehm. Dabei sind sie eine Chance, den Kunden zu zeigen, dass sie von dem Besuch ihrer Vor-Ort-Apotheke profitieren können. Und die Praxis zeigt: Kund:innen wollen mehr – mehr Empfehlungen, mehr Ergänzungen, mehr Klarheit in der Beratung. Im ersten Teil des Artikels geht es darum, warum Zusatzverkäufe wichtig sind, warum das Team oft Hemmungen hat und wie Apotheken sich im Beratungsgespräch von den Chatbots der Versandhändler abgrenzen können.
Das Thema der Zusatzverkäufe ist nicht neu. Bereits Mitte der 90er-Jahre wurde das Cross-Selling im Einzelhandel stark forciert. Was zunächst noch einen etwas anrüchigen Charakter hatte, wurde immer weiter umfirmiert zu gutem Service. So war es bald ganz normal, dass Sie in einem gut sortierten Optikergeschäft direkt eine Reinigungslösung zu Ihrer neuen Brille empfohlen bekamen. Die Apotheken wollten noch nicht so richtig. Schließlich ging es darum, Kund:innen von einem zusätzlichen Produkt zu überzeugen, es ging ums Verkaufen. Und darum geht es auch heute noch.
Warum eigentlich Zusatzverkäufe?
Schauen Sie sich ein paar grundlegende Zahlen dazu an, so wird die Sinnhaftigkeit, gar die Notwendigkeit zusätzlicher Therapieempfehlungen deutlich. Im Rahmen der Budgetkürzungen und Budgetierungen der Krankenkassen fiel die Menge der verordneten Packungen durch kassenärztliche Praxen von 2003 auf 2004 beispielsweise um 17 Prozent. In den darauffolgenden Jahren stieg die Verordnungsmenge, mit einer Toleranz von 3 Prozent, nicht wieder an. Im Gegenteil: Aufgrund der steigenden Zahl an Lieferengpässen mussten Patient:innen auf weitere Verschreibungen verzichten.
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Was bedeutet das für die Vor-Ort-Apotheke? Die Kund:innen brauchen sie, denn sie sind schlechter versorgt als jemals zuvor. Hat der Arzt oder die Ärztin eine Grundtherapie verordnet, bleiben dem autonomen Kunden verschiedene Wahlmöglichkeiten, sich über alles Weitere zu informieren, was ihm helfen könnte. Er kann aktiv auf Sie zugehen und, nachdem er seine ganze Geschichte noch einmal erzählt hat, um eine Empfehlung bitten, oder er kann im Internet nach Antworten suchen. Eventuell fragt er Freunde oder Familienangehörige, oder er liest in Zeitschriften nach. Möglich ist auch, dass die Künstliche Intelligenz (KI) eines Versandhandels ihm direkt ein passendes Zusatzprodukt empfiehlt. Tut der Patient all das nicht, läuft er Gefahr, Krankheiten zu verschleppen, unangenehme Begleitsymptome nicht zu behandeln oder bald wieder zu erkranken. Vielleicht wird er auch nicht über die einfachsten Möglichkeiten informiert, seine Genesung zu beschleunigen oder sie angenehmer zu gestalten. Der Patient kann Ihre Zusatzempfehlungen also gut gebrauchen.
Und nicht nur Patient:innen, auch Inhaber:innen oder Filialleiter:innen profitieren davon, wenn Mitarbeiter:innen sich im Aussprechen von Zusatzempfehlungen sicher fühlen:
- Die Mitarbeitenden entwickeln, richtig geschult, enormen Spaß an den Beratungsgesprächen.
- Die Mitarbeitenden fühlen sich relevant für den Unternehmenserfolg und entwickeln einen sogenannten Reason why.
- Kund:innen nehmen Ihr gesamtes Team als kompetenter wahr.
- Ihr Barverkaufswarenkorb steigt schnell.
Zusatzverkäufe als gute und einfache Möglichkeit zur Ertragssteigerung
Besonders diejenigen, die in der Pandemiezeit unter sinkenden OTC- Umsätzen gelitten haben, haben durch die Steigerung des Barverkaufswarenkorbs eine gute und einfache Möglichkeit, den Ertrag zu steigern. Denn Zusatzverkäufe funktionieren auch und besonders gut im Rx-Bereich, dazu später mehr.
Realistisch ist beispielsweise die Steigerung eines Warenkorbwertes um 5 bis 7 Prozent im ersten Halbjahr, im zweiten Halbjahr um weitere 1 bis 3 Prozent. So käme man auf eine Ertragssteigerung von 6.000 Euro im Jahr bei 100 Kund:innen am Tag, und das schon, wenn nur sieben von ihnen am Tag einen Zusatzverkauf von 8,50 Euro tätigen.
Sind Sie als Unternehmer:in überzeugt oder als Angestellte:r der Meinung, dass bestimmte Zusatzempfehlungen sinnvoll sind? Gelingt es Ihnen trotzdem nur in Ausnahmefällen, Zusatzverkäufe zu generieren? Wie oft haben Sie sich schon vorgenommen, Empfehlungspakete zu schnüren und umzusetzen? Sie alle waren motiviert und haben dann doch beim Anblick eines Muster-16-Rezeptes lieber den sicheren Fragenkatalog abgearbeitet. Wenn es um das Thema Verkauf geht, sollten Sie sich zumindest einmal die folgende Frage stellen.
Wovor haben Apothekenteams Angst?
Wenn wir uns die Angst der Menschen grundsätzlich anschauen, gibt es zwei Urängste, die uns am stärksten in unserem alltäglichen Handeln beeinflussen. Als Erstes ist da die Angst vor Zurückweisung. Zum einen gibt es die, die es allen recht machen wollen, auch den Kund:innen. Zum anderen gibt es die, die gut sein wollen. In beiden Fällen ist die Zurückweisung wie ein Fausthieb, solange die Apotheker:innen und PTA sie nicht in ihrem Wertesystem einordnen können. Als Zweites gibt es die Angst, nicht mehr dazuzugehören. Einer Gruppe anzugehören und nicht ausgestoßen zu werden ist für uns wichtig – dieses Bedürfnis gibt es, seitdem Lebewesen in Gruppen leben, eben um im Schutz dieser Gruppe zu überleben.
Trete ich nun mit meinem Verhalten deutlich aus einer Gruppe heraus und löse eventuell sogar etwas Negatives aus, laufe ich Gefahr, mich abzusondern. Davor haben die meisten Mitarbeitenden mit hoher Wahrscheinlichkeit Angst. Das kann schon die Veränderung der Rhetorik im Beratungsgespräch sein. Stellen Sie sich mal vor, Ihr Team sagt schon seit Jahren zu jedem Kunden: „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“ Ein einzelner Mitarbeiter verändert nun nach einem Training die Ansprache, weil er genau weiß, dass ein öffnender Einstieg zielführender wäre, und sagt: „Sie kommen direkt mit Ihrem Rezept vom Arzt zu uns?“ Wie wirkt das auf die Gruppe?
Inhaber:innen sollten deshalb Ihre Vorbildfunktion nutzen und unbedingt mittrainieren. Sie sollten Spaß an jedem Kundengespräch und an der aktiven Empfehlung haben und mit dem ersten Schritt zur Umsetzung der hier genannten Tipps starten. Erste Verbesserungen sollten direkt gelobt werden. So übernehmen Chef:innen Verantwortung und zeigen, wie sinnvoll sie selbst diese Maßnahmen finden.
Was Apothekenteams wissen müssen
Eines vorweg: Beim Optimieren der Gesprächsrhetorik geht es nicht um das Auswendiglernen von aalglatten Formulierungen oder Verkaufsargumenten. Ganz im Gegenteil: Es geht um eine gekonnte Mischung aus Natürlichkeit und absoluter Professionalität. Dabei dürfen Sie sich vollkommen lösen vom sekundenschnellen Erkennen von Kundenkauftypen und dem perfekten Ausdrücken von Nutzenargumenten.
Was Apothekenteams besser können als Chatbots
Viel wichtiger ist es, dass Apothekenteams eine Fähigkeit nutzen, die sie alle haben: das Mitfühlen. In der Fachsprache wird das Emotional Selling genannt.
Genau diese Fähigkeit ist auch die einzige, die Sie im Beratungsgespräch vom Versandhandel abgrenzt. Jede gute KI kann mittlerweile die Kaufmuster und sogar die Denkmuster von Menschen auswerten und einen entsprechenden Empfehlungsprozess aufbauen. Dadurch sind automatische Beratungsprogramme im Bereich der Zusatzverkäufe sogar oft erfolgreicher als Ihre Mitarbeitenden. Denn sie haben, wie oben beschrieben, keine Angst.
Doch echtes Mitgefühl können diese Maschinen noch nicht. Die Kund:innen können einem Chatbot zwar erzählen, dass sie sich für ein Ekzem am Oberarm schämen und keine kurzen T-Shirts mehr tragen können, doch der KI wird es egal sein, ob sie zu ihrem nächsten Date gehen können oder nicht. Ihnen jedoch nicht. Hoffentlich. Denn genau das ist es, was Sie tun können, um Zusatzempfehlungen optimal vorzubereiten: Finden Sie heraus, was Ihrem Kunden wichtig ist.
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