Gematik

TIM und KIM – so soll die digitale Kommunikation im Gesundheitswesen laufen

Leipzig - 18.10.2022, 07:00 Uhr

Für die Datenübertragung zwischen Leistungserbringern ist KIM obligatorisch. Als nützliche Ergänzung zur internen und externen Kommunikation wird es auch einen TI-Messenger (TIM) geben. (Foto: Halfpoint / AdobeStock)

Für die Datenübertragung zwischen Leistungserbringern ist KIM obligatorisch. Als nützliche Ergänzung zur internen und externen Kommunikation wird es auch einen TI-Messenger (TIM) geben. (Foto: Halfpoint / AdobeStock)


Neben E-Rezept, Buchhaltung und immer weniger Papierflut sollen auch die Kommunikationswege zwischen Arztpraxis, Pflegedienst und Co. künftig einfach und digital sein. Die Gematik ist mit ihren Angeboten KIM und TIM derzeit auf dem Vormarsch und bietet eine Lösung für die komplette Gesundheitsbranche an.

Der sichere Kommunikationsweg im Gesundheitswesen „KIM“ ist Teil eines großen Baukastens der Gematik, die verschiedene digitale Lösungen über die Telematikinfrastruktur anbietet. Neben dem E-Rezept, welches aktuell täglich an Wertigkeit gewinnt, ist auch die sichere Kommunikation mit den Kollegen ein wichtiger Bereich der Entwickler. 

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KIM ermöglicht einen schnellen digitalen Austausch zwischen allen Beteiligten im Gesundheitswesen. Dazu gehören unter anderem Ärzte, Zahnärzte, Apotheken, Physiotherapeuten und Kliniken. Die Anwendung ist kinderleicht und gleicht dem Schreiben einer herkömmlichen E-Mail, die verschlüsselt und signiert über den geschützten Kanal der Telematikinfrastruktur übermittelt wird. 

Ziel ist es, die teils lang­samen und unsicheren Kommunikationswege zu reduzieren und einen einheitlichen Kanal in der Gesundheitsbranche zu etablieren. Den Goldstandard zum Informationsaustausch zwischen Apotheke und Arztpraxis stellen derzeit noch das Faxgerät und die Briefsendung dar. Ersteres ist äußerst unsicher und umständlich, zweiteres dauert häufig zu lange, um eine optimale Patientensicherheit und -zufriedenheit zu gewährleisten. 

KIM

KIM wird bereits seit August 2021 angewendet und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Bis heute wurden mehr als 30 Millionen Nachrichten über KIM versendet. Diese enthalten reine Informationen oder beispielsweise Untersuchungsergebnisse, Arztbriefe, Befunde, radiologische Daten, Heil- und Kostenpläne sowie elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU). Deren Nutzung wird ebenfalls immer stärker nachgefragt, das zeigt u. a. die Übermittlung von ca. 26 Millionen eAU aus Praxen direkt an die Krankenkassen (Stand: 12. September 2022).

Hinzu kommt, dass der Großteil bereits heute intern digitale Datenbanken pflegt. Die Arztpraxis erstellt beispielsweise einen Medikationsplan oder Arztbrief digital, druckt diesen anschließend aus, sendet ihn händisch per Fax oder Post an den jeweiligen Kollegen einer anderen Praxis oder Apotheke. Dort wird das Dokument wieder einscannt und digital ablegt. Für die Übermittlung dieser Belege kommt nun KIM ins Spiel, denn darüber lassen sich Dokumente und Informationen sofort digital übertragen, ohne einen hohen zeitlichen Aufwand zu generieren.

Implementierung von KIM in den Apothekenalltag

Apotheken können KIM in das Warenwirtschaftssystem einbinden lassen oder ein E-Mail-Programm wie Outlook oder Thunderbird verwenden. Im Fachportal der Gematik kann zwischen derzeit 55 Anbietern ausgewählt werden, dazu ­gehören aktuell Pharmatechnik, Noventi, AD Apotheken Datenverarbeitung und die Telekom. 

Der ausgewählte KIM-Anbieter generiert spezielle neue E-Mail-Adressen, die ausschließlich für KIM verwendet werden. Die Kosten für die Einrichtung sind individuell, sie richten sich nach der Anzahl der angeforderten E-Mail-­Adressen und der Größe der zu übermittelnden Daten. CGM bietet beispielsweise für monatlich 6,55 Euro netto eine Mail-Adresse und inklusive zwei Gigabyte Datentraffic oder ­gestaffelt bis zu zehn Adressen und 30 Gigabyte Datentraffic für 51,90 Euro netto monatlich an. Interessierte Apotheken nehmen am besten Kontakt zum Softwareanbieter auf, um Preise und die generelle Einbindungsmöglichkeit zu hinterfragen. 

Nach der Freischaltung sollte die Apotheke ihre Kontaktdaten im Verzeichnisdienst der TI eintragen, damit sie für Arztpraxen und Kollegen auffindbar ist. Im bundeseinheitlichen Adressbuch sind alle KIM-Nutzer eingetragen, was die sichere Kommunikation vereinfacht. So findet man auch Praxen, die nicht um die Ecke liegen oder spezielle KIM-E-Mail-Adressen für einzelne Abteilungen in Kliniken. Wichtig zu wissen: Nur registrierte Nutzer können Nachrichten empfangen. Auf der Internetseite der Gematik findet man eine Checkliste für die Apotheke, was genau für die Einrichtung von KIM umgesetzt werden muss.

Nutzen für die Apotheke

Hervorzuheben ist die sichere digitale Übertragung von Daten über die bereits implementierte TI einer jeden Apotheke. Dies stellt einen großen Vorteil gegenüber eher un­sicheren Lösungen wie dem Faxgerät oder einer herkömmlichen E-Mail dar. Der elektronische Heilberufsausweis (HBA) dient zur Signatur der Nachricht, welche im Anschluss verschlüsselt an den Empfänger übertragen wird. Die Verschlüsselung funktioniert über die Konnektorschnittstelle und das KIM-Client-Modul. 

Über den gleichen Weg wird beim Empfänger die Nachricht wieder entschlüsselt und liegt zur sofortigen Weiterbearbeitung bereit. Aktuell können Daten bis zu 25 Mbyte pro Nachricht versendet werden. Die Funktionen werden in drei Stufen stetig erweitert, um KIM im Jahr 2023 auch für eine Kommunikation von unterwegs freizuschalten. Die Eingabemaske ähnelt derzeit einer klassischen E-Mail und besteht aus Empfänger, Absender, Textkasten, Dateianhang, CC-Kopie, Lese- oder Zustell­bestätigung auf Wunsch.

Die Apotheke profitiert von einer schnellen Kommunikationsstelle zwischen dem Arzt, der Klinik und dem Pflegedienst. Ein typisches Szenario: Es besteht eine Rückfrage zu einem Rezept. Dort fehlt zum Beispiel die Arztunterschrift, oder das verordnete Medikament ist längerfristig nicht lieferbar. Telefonisch ist der Arzt leider nicht erreichbar. Das Rezept-Image kann nun über KIM mit der betreffenden Nachricht an die Praxis sicher übermittelt werden. Optimalerweise erfolgt die Versendung der Nachricht direkt aus dem Softwareprogramm, was im Alltag sehr viel Zeit spart. 

Mehrwert von KIM – was meinen die Ärzte dazu?

„Verbessert die Patientensicherheit.“ „Nachhaltigkeit wird vorangetrieben.“ „Personalkosten sowie Zeit werden eingespart.“ „Der Arztbrief vom Kollegen ist bereits vor dem Patienten auf meinem PC, was eine bessere Vorbereitung und eine schnelle Therapie fördert.“ „Wichtige Informationen gehen nicht mehr auf dem Übertragungsweg verloren.“

Quelle: „Stimmen und Beispiele aus der Praxis“, www.gematik.de/anwendungen/kim

Mithilfe des E-Rezepts wird auch die Zusammenarbeit mit Heimen und Pflegediensten deutlich vereinfacht. Die bereits digital vorliegenden Verordnungen können über die KIM-Schnittstelle an die Apotheke übertragen werden. Eine ­direkte Zuweisung eines Rezepts oder E-Rezepts durch den Arzt an die Apotheke ist nach wie vor durch die aktuelle Gesetzeslage nicht rechtssicher. Praktisch und technisch betrachtet, ist dies in Einzelfällen, wie dem Apothekennotdienst, immer möglich. Vorgesehen ist die Übermittlung von E-Rezepten digital an den Patienten über die Gematik-App. Anschließend leitet der Kunde das Rezept an die jeweilige Apotheke weiter.

TIM – sichere Echtzeitkommunikation für das Gesundheitswesen

Der Messenger der Telematik soll die einfache und unkomplizierte Kommunikation verbessern. Dieser ist separat von KIM zu betrachten und stellt eine Ergänzung dar. Der Vorteil gegenüber anderen Kurznachrichten-Diensten ist die Implementierung in die TI, was einen sicheren und schnellen Informationsaustausch ermöglicht. TIM befindet sich aktuell noch in der Testphase, wobei das sektorübergreifende Versenden von Kurznachrichten bereits möglich ist. Der Dienst eignet sich auch zur internen Kommunikation von größeren Gesundheitsbereichen wie dem Klinikpersonal. Patienteninformationen zum Schichtwechsel sind so datenschutzkonform und schnell übertragbar. TIM ist von unterwegs mittels Smartphone oder in den Räumlichkeiten mithilfe einer Desktopanwendung nutzbar.

Wie funktioniert der sektorübergreifende Kontakt?

Wie bei KIM kann zur Kontaktaufnahme auf das bundeseinheitliche Adressbuch zurückgegriffen werden. Alle registrierten Nutzer sind darin aufgelistet. TIM soll den Kontakt zwischen Arzt und Apotheke oder anderen Leistungserbringern vereinfachen sowie schnell und sicher gestalten. Der TI-Messenger dient neben dem Standard-Kommunikationstool KIM intern oder extern zur flüchtigen Interaktion, beispielsweise für kurze Rückfragen, Dienstplan-Absprachen, den allgemeinen organisatorischen Austausch oder für eilige Informationen. 

Natürlich können Ärzte auch Rückfragen zu Arzneimitteln oder Lieferengpässen bei einer Apotheke stellen. Leistungserbringer sind nicht verpflichtet, TIM anzubieten, wobei der Mehrwert im digitalen Zeitalter leicht zu erkennen ist. Die Nach­richten werden Ende-zu-Ende-verschlüsselt übertragen und funktionieren auf Basis eines Matrix-Protokolls.

Ausblick

Für die kommenden zwei Jahre ist im Bereich TIM einige Weiterentwicklung geplant. Dazu gehören ein Nachrichtenaustausch zwischen Apotheke und Versicherten bzw. zwischen Versicherten und Krankenkasse, die Weiterleitung des E-Rezept-Token sowie eine Videochatfunktion zwischen dem Versicherten und dem Leistungserbringer. Zunächst soll die Verbindung zwischen Leistungserbringern oder solchen Institutionen hergestellt werden.

Die Etablierung des E-Rezepts wird auch die Nutzung sicherer Nachrichtendienste weiter voranbringen. Eine positive Kommunikation nach außen und untereinander ist dabei nicht zu vernachlässigen, denn nur, wenn alle Institutionen der Gesundheitsbranche zusammenarbeiten, können übergreifende digitale Lösungen die Zukunft sein. Die schnelle und sichere Kommunikation wird an Stellenwert demnach stetig weiter zunehmen.


Carolin Kühnast, Apothekerin
redaktion@daz.online


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