Zum 1. Dezember 2022

Telemedizinanbieter Kry stellt Service in Deutschland ein

Stuttgart - 02.11.2022, 15:15 Uhr

 Patient:innen in Deutschland müssen ab Dezember auf die Dienste von Kry verzichten. (Foto: Screenshot Kry)

 Patient:innen in Deutschland müssen ab Dezember auf die Dienste von Kry verzichten. (Foto: Screenshot Kry)


Der Telemedizinanbieter Kry stellt seine Dienste in Deutschland ein. Das bestätigte ein Sprecher auf Nachfrage der DAZ. Die Entscheidung sei eine Reaktion auf die veränderten Marktbedingungen, heißt es. Man will allerdings einen Wiedereinstieg im Auge behalten.

Das Telemedizinunternehmen Kry wurde im Jahr 2014 gegründet und startete 2015 in Schweden. Es bietet neben Video-Sprechstunden und Online-Krankschreibungen auch Rezepte per App an und ist laut eigener Aussage im Bereich digitaler Arztbesuch europäischer Marktführer. Dabei kooperiert Kry mit lokalen Ärzten und Apotheken. Seit 2019 ist das Unternehmen auch in Deutschland aktiv, damals noch mit DocMorris als Kooperationspartner. Nach der Übernahme des Kry-Wettbewerbers Teleclinic durch DocMorris-Mutter zur Rose trennten sich allerdings die Wege.

Und nun soll demnächst ganz Schluss in Deutschland sein. „Leider mussten wir im Sommer dieses Jahres die schwierige Entscheidung treffen, die Kry-Dienste in Deutschland ab dem 1. Dezember 2022 einzustellen“, erklärt ein Sprecher auf Nachfrage. Dies betreffe auch die Kry-App und die dazugehörige Videosprechstunde.

Die Entscheidung sei eine Reaktion auf die veränderten Marktbedingungen, welche zur Folge haben, dass man das Ziel der Profitabilität schneller als geplant erreichen müsse. „Dadurch werden wir uns als Unternehmensgruppe bis auf Weiteres auf unsere Märkte in Schweden, Norwegen, Frankreich und UK fokussieren“, so der Sprecher. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern habe man den Übergang und den Rückzug aus dem deutschen Markt in den vergangenen Monaten geplant. Nutzerinnen und Nutzern der Kry-App stehe bei Rückfragen der Support bis Ende des Jahres zur Verfügung.

Rückkehr nicht ausgeschlossen

Noch im vergangenen Jahr hatte Kry mehr als 300 Millionen US-Dollar (262 Millionen Euro) eingesammelt, um „seine europäischen Expansionspläne zu beschleunigen“, wie es damals hieß. Da ist Deutschland wohl nun vorerst außen vor. Eine Rückkehr ist jedoch nicht ausgeschlossen. Denn obwohl man die Dienste jetzt einstweilen einstelle, bleibe die digitale Transformation des Gesundheitswesens in Deutschland eine dringliche Aufgabe und man wolle einen Wiedereinstieg in den deutschen Markt im Auge behalten, heißt es. 

Was genau den Ausschlag für den Rückzug gegeben hat, lässt Kry offen. Eine Rolle gespielt haben könnten unter anderem die Verzögerungen bei der Einführung des E-Rezepts sowie ein BGH-Urteil aus dem Jahr 2021, das enge Grenzen für die Werbung für telemedizinische Angebote gezogen hat.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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