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Zukunft der Cannabisversorgung
VCA plädiert für OTC-Cannabis in der Apotheke
Als Rx- und OTC-Arzneimittel aus der Apotheke und als Genussmittel im lizenzierten Shop – so stellt sich der Verband der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) die künftige Cannabis-Versorgung in Deutschland vor. Damit wäre die Apotheke nicht bloße Lückenbüßerin, wie in den Eckpunkten der Bundesregierung zur Cannabis-Legalisierung vorgesehen. Und sie hätte Rechtssicherheit, meint der VCA.
Das kürzlich von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellte „Eckpunktepapier zur Einführung einer kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken“ hat in den Medien hohe Wellen geschlagen – selbst über die Grenzen Deutschlands hinaus. Könnte der Ansatz, den die deutschen Ministerien mithilfe von Experten ausgearbeitet haben, möglicherweise ein Impulsgeber für andere europäische Länder sein? Das würde Lauterbach sicherlich gefallen – auch wenn er sich nicht als „Drängler“ geben will. Er möchte nun erst einmal abwarten, was die EU-Kommission zu der deutschen Interpretation der bestehenden Rechtslage, die den Jugend- und Gesundheitsschutz in den Vordergrund stellen will, sagt. Dabei schließt er auch einen Rückzug vom Projekt nicht gänzlich aus.
In der Apothekerschaft sieht man das Papier kritisch – denn ihre Rolle bleibt darin unklar. Vorrangig ist es Absicht der Regierung, Genusscannabis an Erwachsene künftig über lizenzierte Fachgeschäfte zu vertreiben – mithilfe fachkundigen Personals. Sinnvoll könnte zusätzlich der Verkauf in Apotheken sein, heißt es, um den Schwarzmarkt wegen seines breiten Angebots, insbesondere auch im ländlichen Raum, effektiv zurückzudrängen. Aber wie Lauterbach bei der Vorstellung der Eckpunkte ausführte, hält er die Unterstützung Apotheken nicht für zwingend nötig. Noch stellt sich für ihn die Frage gar nicht. Ob ein Versandhandel ermöglicht wird, soll dem Papier zufolge ebenfalls erst noch geprüft werden.
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Der Verband der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) kommt nun mit einem neuen Vorschlag. Denn auch für ihn werfen die Eckpunkte einige Fragen auf: Wollen Apotheken Lückenbüßer sein, wenn kein Lizenzshop aufs Land möchte und Versand nicht möglich ist? Und ist das überhaupt erlaubt? Denn was Apotheken abgeben dürfen, sei grundsätzlich genau definiert, schreibt der Verband in einer Stellungnahme gegenüber der DAZ. Und dazu gehörten keine Genussmittel. Wohl aber sei es ihre Aufgabe, die Versorgung chronisch schwer kranker Patienten mit Medizinalcannabis sicherzustellen. Circa 2.000 Apotheken stellen laut VCA regelmäßig Cannabisrezepturen her und geben diese ab.
„Wollen wir uns in das Spannungsfeld zwischen Heilberufler und Dealer begeben?“, fragt daher der VCA. Das Cannabis-als-Medizin-Gesetz müsse gleichzeitig mit dem Vorhaben zur Legalisierung novelliert werden, fordert der Verband. „Es darf keinesfalls zu Lieferengpässen in diesem Bereich kommen oder zu einer Erschwerung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Das Gegenteil sollte der Fall sein.“
VCA schlägt Dreiteilung für Cannabis vor
Um das Spannungsfeld für die Apotheken aufzulösen, hält der VCA eine Dreiteilung für sinnvoll:
1. Cannabis als Rx, also als verschreibungspflichtiges Arzneimittel, muss erhalten bleiben und durch weitere Forschung gefördert und validiert werden.
2. Cannabis als OTC, also nicht verschreibungspflichtiges Arzneimittel, sollte in der Apotheke eingeführt werden.
3. Cannabis als Genussmittel wird in Lizenzshops abgegeben.
Welchen Vorteil hätte Cannabis als OTC? Medizinalcannabis dürfte weiterhin importiert werden – in einer definierten EU-GMP-Qualität. Apotheken könnten durch ihre Versandhandelserlaubnis Cannabis als OTC versenden. Dadurch, so der VCA, wäre eine Flächendeckung erreicht. Apotheken dürften beraten, Interaktionschecks durchführen sowie Prävention und Jugendschutz betreiben.
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Der Verband verweist zudem auf Zahlen aus Kanada, wo Cannabis im Jahr 2018 legalisiert wurde: Nach der Legalisierung sei der Konsum von 22 Prozent auf 27 Prozent gestiegen. Besonders interessant sei ein Blick auf die Senioren, bei denen der Anstieg deutlicher ausfiel als bei den jüngeren Menschen: Jeder vierte der Über-65-jährigen Konsumenten gab in einer Umfrage des kanadischen Statistikamtes an, erst nach der Legalisierung mit dem Konsum angefangen zu haben.
„Wahrscheinlich wollen diese älteren Konsumenten kein erstes High erleben, sondern sie wollen vielleicht ihre Kniearthrose behandeln oder ihren schlechten Schlaf“, vermutet der VCA. „Vielleicht wollen sie aus diesem Grund erst einmal Cannabis ausprobieren, bevor sie mit diesem Wunsch zu ihrem Arzt gehen.“ Der Verband sieht gerade diese älteren Kunden besser in der Apotheke aufgehoben – wo es einen umfassenden Interaktionscheck und entsprechende Beratung gibt. Schließlich nehmen ältere Kunden auch häufiger Blutdruckmittel, Herzmedikamente oder leiden an Diabetes. Selbst der bestausgebildetste Shop-Betreiber könne diese Aufgaben nicht so erfüllen wie ein Pharmazeut, betont der VCA.
Hinzu komme, dass die Versorgung mit Cannabis als OTC in der Apotheke nur einen Teil der Einnahmen ausmachen würde. Die Hauptaufgabe einer Apotheke sei die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln. Für den Lizenzshop sehe das anders aus. Hier müssten Miete, Lizenzgebühren, Ausbildung von Mitarbeitern und Gehälter von den Einnahmen, also der Abgabe von Cannabis als Genussmittel, getragen werden.
Für ein friedliches Miteinander von Apotheken und Lizenzshops
Aus VCA-Sicht wäre das Beste ein friedliches Miteinander von Apotheken und Lizenzshops – zum Wohl der Patient:innen und Konsument:innen. „Es geht hier nicht um gegenseitiges Ausspielen. Es geht darum, eine Lösung zu finden, die schnell umsetzbar ist und die Prävention, Aufklärung und Jugendschutz im Auge behält. Der Kunde kann frei entscheiden, ob er in die Apotheke geht und sich dort beraten lässt oder ob er sich im Lizenzshop versorgt.“
Entscheidend sei nicht zuletzt: „Apotheken brauchen Rechtssicherheit und die erreichen wir über die zusätzliche Einführung von Cannabis als OTC in den Apotheken.“ Im Übrigen sollte aus VCA-Sicht auch CBD eingeschlossen werden: „Gerade CBD hat ein sehr hohes Interaktionspotential und gehört in die fachmännische Beratung.“
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