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Apothekerin aus Dormagen
Drohanrufe im Notdienst – so habe ich das Problem gelöst
An Schlafen war im Notdienst kaum noch zu denken: Apothekerin Jessica Weber aus Dormagen hatte vor einigen Monaten massiv mit unangemessenen Anrufen während der Dienstbereitschaft zu kämpfen. Mittlerweile hat sie das Problem im Griff. Der DAZ verrät sie, wie sie das geschafft hat.
Wenn nachts das Telefon klingelte, hatte Apothekerin Jessica Weber gleich ein mulmiges Gefühl. In jedem Notdienst riefen Männer an und belästigten sie verbal, berichtet die Inhaberin aus Dormagen in Nordrhein-Westfalen. Eine belastende Situation, zumal nicht immer gleich klar war, um welche Art von Anruf es sich handelte. „Oft ging es los mit einem vermeintlichen Beratungsgespräch“, sagt sie. Erst später stellte sich heraus, was der Täter eigentlich im Sinn hatte.
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Das ist nun einige Monate her – Weber beschloss, die Situation nicht mehr zu akzeptieren. Nicht nur ihretwegen, sondern auch, weil sie kürzlich eine junge Kollegin eingestellt hatte, die sie vor solchen Anrufen bewahren wollte. „Ich mache die meisten Notdienste selbst“, erzählt Weber. „Aber wenn eine meiner Mitarbeiterinnen mal ran muss, bin ich als Inhaberin in der Pflicht, für Schutz zu sorgen.“ Gerade für Berufsanfängerinnen, die sich erst einmal grundsätzlich mit der Notdienstsituation arrangieren müssten, könne dies zur psychischen Belastung werden.
Warteschleife soll Belästigungen im Notdienst abfangen
Und so beschloss Weber, das Problem aktiv anzugehen. „Ich habe mich mit meinem Telekommunikationsanbieter in Verbindung gesetzt und gefragt, was ich tun kann. Dort bekam ich den Tipp, für die Notdienste eine Warteschleife vorschalten zu lassen. Bevor Anrufer nachts bei mir in der Apotheke durchkommen, müssen sie sich jetzt erstmal eine Ansage anhören, in der darauf hingewiesen wird, dass wir Notdienst haben und welche Anlaufstellen es bei echten medizinischen Notfällen gibt. Erst dann hat man die Möglichkeit, eine pharmazeutische Beratung zu erhalten – von einem Apotheker.“
Diese Formulierung wählte Weber bewusst im Maskulinum. Zudem bat sie einen Bekannten mit einer markant männlichen Stimme, die Ansage einzusprechen. „Die Täter rufen ja bewusst dort an, wo sie glauben, Frauen zu erreichen“, erklärt die Apothekerin. „Wenn ich suggeriere, dass gleich ein Mann ans Telefon gehen wird, ist der Reiz verflogen.“ Der Trick zeigt Wirkung: Seitdem nachts die Ansage vorgeschaltet ist, habe sie keinen einzigen obszönen Anruf mehr erhalten, sagt Weber. „Auch diese nervigen Anrufe, ob ich denn Notdienst hätte, haben sich erledigt“, freut sie sich. Die Nachtdienste seien inzwischen wesentlich angenehmer als noch vor einigen Monaten.
Appell an Politik: Approbierte nicht allein lassen
Auch wenn sie inzwischen verschont bleibe: Das Problem sei sehr weit verbreitet, betont Weber. „Ich kenne kaum eine Kollegin, die noch nie so einen Anruf während der Dienstbereitschaft bekommen hat.“ Doch weder vonseiten ihrer Kammer noch der Polizei habe sie Hilfe erhalten. Leider, sagt Weber, müssten die Inhaberinnen und Inhaber erfinderisch werden, um ihre Mitarbeitenden zu schützen. „Ich kann nur an alle Kolleginnen und Kollegen appellieren, sich damit auseinanderzusetzen. Wir dürfen unsere Approbierten mit dieser Situation nicht allein lassen, sondern müssen über solche Anrufe sprechen und Lösungen finden, auch wenn es unbequem und manchen vielleicht auch unangenehm ist.“
Dass die Kammern Rheinland-Pfalz und Hamburg sich für eine Verschärfung des Strafrechts starkmachen, um die Täter künftig effektiver zur Rechenschaft ziehen zu können als bisher, begrüßt die Apothekerin aus Dormagen. „Wir müssen dieses Problem auch an die Politik herantragen“, sagt sie. „Den Abgeordneten ist doch gar nicht klar, was wir alles auf uns nehmen, um die Arzneimittelversorgung rund um die Uhr zu gewährleisten. Das müssen wir sichtbar machen.“
3 Kommentare
Danke
von Sira K. am 05.12.2022 um 9:30 Uhr
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Schutz vor obszönen Anrufen
von Inge Deufert am 18.11.2022 um 8:09 Uhr
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Notdienstdefinition
von Thomas Eper am 17.11.2022 um 10:07 Uhr
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