DAZ-Podcast

Wie verhandelt man eigentlich mit Krankenkassen?

Stuttgart - 14.12.2022, 17:50 Uhr

Jan Harbecke arbeitet ehrenamtlich als Vorstandsmitglied des Apothekerverbands Westfalen-Lippe. (x / Foto: Florian Roy, Schlag und Roy GmbH)

Jan Harbecke arbeitet ehrenamtlich als Vorstandsmitglied des Apothekerverbands Westfalen-Lippe. (x / Foto: Florian Roy, Schlag und Roy GmbH)


Seit Anfang des Jahres verstärkt Jan Harbecke den Vorstand des Apothekerverbands Westfalen-Lippe. Seinen Arbeitsschwerpunkt bilden die Verhandlungen mit den Krankenkassen. Wie das im Sinne der Apothekerschaft gelingen kann und welche aktuellen Herausforderungen es gibt, erklärt der 37-jährige Inhaber aus Münster im DAZ-Podcast.

Im Februar 2022 wurde Jan Harbecke in den Vorstand des Apothekerverbands Westfalen-Lippe gewählt. Die Position war frei geworden, nachdem im September 2021 überraschend der Ex-Vorstandsvorsitzende Klaus Michels zurückgetreten war und Thomas Rochell das Ruder übernahm. Der 37-jährige Harbecke hat vor wenigen Jahren die elterlichen Apotheken in Münster übernommen und ist schon seit 2019 kooptiertes Mitglied des Vorstands gewesen. Gemeinsam mit Rochell war er damals bereits in den Verhandlungen mit Krankenkassen und Kostenträgern involviert.

Seit diesem Jahr ist er nun noch intensiver im konstruktiven Austausch mit den Kassen und setzt sich im Sinne der Apothekerschaft in Westfalen-Lippe mit Rahmenverträgen und anderen Vereinbarungen auseinander. Im DAZ-Podcast erklärt er, dass es aktuell der „Riesen-Kostendruck“ im System sei, den Leistungserbringer und Leistungsträger lösen müssten. Jetzt sei es noch wichtiger, Verträge so zu gestalten, dass sie auch in Zukunft noch eine auskömmliche Honorierung den Apotheken garantieren. Kann das gelingen? Wie beschreibt Jan Harbecke das Verhältnis zu den Krankenkassen in seinem Land? „Wir haben ein sehr heterogenes Verhältnis“, sagt er. Das komme dadurch zustande, dass es „sehr große“ Kassen gebe, mit denen es zu einem regelmäßigen Austausch komme. Bei kleineren Kassen existierten zum Teil gar keine expliziten Ansprechpartner.

Arzneimittellieferverträge, Retaxationen, Hilfsmittelversorgung oder Grippeimpfstoffe – auf Landesebene gibt es zahlreiche Themen, mit denen sich die Selbstverwaltung auseinandersetzen muss. Hinzu kommen Schnittmengen mit den Bundesorganisationen, also dem Deutschen Apothekerverband und dem GKV-Spitzenverband, zum Beispiel im Hinblick auf die pharmazeutischen Dienstleistungen. Als Apotheker ist Harbecke in den Verhandlungsrunden einerseits mitunter die einzige Person, die überhaupt in Kontakt mit den Versicherten kommt. Anderseits ist er immer wieder überrascht, wie juristisch-detailliert argumentiert werden muss. Manchmal sei die Stimmung sehr gereizt bis sehr angespannt, im Regelfall gehe es aber vertragspartnerschaftlich, also mit Respekt, zu. 


Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

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von Anita Peter am 15.12.2022 um 12:14 Uhr

37-jähriger Apotheker, der seine Apotheke geschenkt bekomen hat, verhandelt mit den Kassen.

Alle Probleme der Apotheker finden sie in diesem Satz.

Ruft Klaus Gehrig an, dem ist langweilig. Dann habt ihr auch mal einen "Verhandler" im Team, der auch verhandeln kann.

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Bitte Profis verhandeln lassen

von Jörg Wemsewitz am 15.12.2022 um 8:39 Uhr

Hier zeigt sich m. E. eines unserer gr. Probleme, wir müssen diese Verhandlungen ausschließlich Profis machen lassen. Das Ehrenamt und Engagement in allen Ehren, aber seitens der Kassen verhandeln auch Profis. Die bspw. beim Schranner (einfach mal googeln) nicht nur das kleine 1x1 der Verhandlungstechniken gelernt haben

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Verhandlungen mit Krankenkassen > müssen es wirklich 100 KraKa geben??

von Rueck, Dr.Susanne am 14.12.2022 um 19:03 Uhr

Ein Appell an alle unsere Verhandlungsführer in dieser Frage: stellt doch bitte mal die Frage, warum es ca. 100 KraKa in DE gibt, mit der kompletten Verwaltungs- und Kostenstruktur. Jede für sich alleine?? Es reichen doch vielleicht auch 5, damit ist ausreichend Wahlmöglichkeit für die Verbraucher gewährleistet, (Sonderwünsche per Zusatzvertrag), würde aber auf einen Schlag sehr, sehr viel Geld durch Rationalisierung/Kostenersparnis freisetzen.
Die KraKa gönnen uns Apothekers das Schwarze unterm Fingernagel nicht, sichern sich aber 24/7 ihre Macht/Einflußnahme durch Beschäftigung von Profis in ihrem Fach. Wir Apothekers schicken Apothekers in die Verhandlungen, die vermutlich/hoffentlich Guten Willens sind, aber den ausgekochten Gegenübern von den KraKa (und den Regierungen) leider nicht gewachsen sind. Wir werden federführend von Apothekers vertreten, eben: mit unserer STANDESorganisation, und bedauerlicherweise NICHT von MANAGEMENT-PROFIS, die sich dem Erhalt unseres Berufsstandes, ad hoc, mittel- & langfristig, vermutlich wirkungsvoller annehmen könnten.
Wir sollten doch auch mal die flächendechende Zulassung außerdeutscher KraKa in DE thematisieren. Das könnten doch auch ein sattes Einsparpotential bei den KraKa-Kosten lostreten, oder?

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