Studie Bürokratiekosten bei GKV-Rezepten – Teil 1: Die Methodik

Hier schlummern die Effizienzreserven der Apotheken

Tübingen - 19.12.2022, 07:00 Uhr

(Bild: Photobank / AdobeStock)

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Rabattverträge, Retaxationen, Rezeptkontrolle: Die Vorschriften im Rahmenvertrag mit der GKV kosten die Apotheken nicht nur viel Zeit und Nerven, sondern auch sehr viel Geld. Das zeigt jetzt das Ergebnis einer Studie des Tübinger Apothekenberaters Professor Reinhard Herzog im Auftrag des Verbands innovativer Apotheken (via). Lesen Sie heute exklusiv auf DAZ.online den ersten von zwei Teilen dieser Untersuchung und erfahren Sie alles über die Methodik.

Was viele seit langem ahnen und im täglichen Geschäft leidvoll erfahren, wurde nunmehr auf eine valide Datengrundlage gestellt: Welcher bürokratiebedingte Zeit- und Kostenaufwand entsteht bei der Belieferung von Rezepten zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)? Der Verband Innovativer Apotheken (via) und der Autor dieses Beitrags haben im Herbst 2022 eine Studie unter ausgewählten Mitgliedsapotheken gestartet, um dieser Frage strukturiert auf den Grund zu gehen.

Betrachtet wurden speziell diejenigen Zeiten und Aufwände, die für die Belieferung der GKV-Rezepte insbesondere im Gefolge des § 129 SGB V anfallen, also die Themen Rabattverträge, Retaxationen, Rezeptkontrolle und Zusatzaufwand bei der konkreten Patientenversorgung. Ausdrücklich nicht berücksichtigt sind die speziellen und gleichfalls erheblichen Belastungen der Apotheken durch die Besonderheiten des Apothekengesetzes, der Apothekenbetriebsordnung, der Berufsordnung sowie anderer Regularien, die speziell die Apotheken, aber auch andere Branchen belasten, wie die ausufernde Zahl an Beauftragten aller Art, das immer diffizilere Thema IT-Sicherheit und Datenschutz gerade im Gesundheitswesen und etliches mehr. Auch das Thema Präqualifizierung bleibt hier unbeachtet. Dies alles wäre gegebenenfalls eine Aufgabe für weitere Erhebungen und würde die hier ermittelten Beträge mit Sicherheit noch einmal ganz erheblich in die Höhe treiben.

Methodik

Es wurden 13 Apotheken unterschiedlicher Lage ausgewählt, welche die Vielfalt der Apothekenlandschaft im Wesentlichen abbilden (Stadtteillage, Lauflage/Center, Ärztehaus, Land). Anhand eines den Teilnehmern zur Verfügung gestellten Excel-Datenerfassungsblattes wurde an jeweils fünf repräsentativen Offizintagen eine exakte Erhebung der Bürokratiezeiten durch die teilnehmenden Apotheken vorgenommen. Diese Zeiten wurden aufgeschlüsselt erfasst.

Im Laufe der Rezeptbelieferung im Kundenkontakt am Handverkaufstisch (HV):

  • Zeit für die Erfassung der Rezeptdaten und das Auffinden von Rabattvertragsarzneimitteln,
  • der zeitliche Kundenaufwand rein administrativer Art im Hinblick auf Lieferbarkeit, Austausch von Präparaten etc.
  • Zeit für das Handling der Zuzahlungen.

Außerhalb des HV-Bereichs:

  • spätere Nachkontrolle der Rezepte,
  • Rücksprache mit Ärzten, Zeitaufwand für Rezeptänderungen,
  • Aufwand, um die Rezepte abrechnungsreif zu machen,
  • Aufwand für etwaige Retaxationsbearbeitung.

Insgesamt bearbeiteten die teilnehmenden Apotheken an ihren Erhebungstagen gut 12.136 Rezepte; etwa 43 Prozent davon wurden durch Approbierte beliefert, der Rest durch PTA und (zu einem geringen Teil) Pharmazieingenieure. Die Spannbreite des Personals im HV-Betrieb ist dabei groß; so reichte der Anteil der durch teure Approbierte belieferten Rezepte bis 61 Prozent. Mit durchschnittlich 53.000 GKV-Rezepten im Jahr (minimal 15.750, maximal 140.000) sowie im Schnitt 120.000 Bonkunden jährlich (von 25.000 bis 256.000) bewegten sich die teilnehmenden Apotheken mehrheitlich im gehobenen Segment mit gutem Organisations- und Technisierungsgrad (u.a. hohe Verbreitung von Kommissionierautomaten, gute IT-Infrastruktur).

Studie Bürokratiekosten bei GKV-Rezepten – Teil 2: Die Ergebnisse

So teuer kommt die GKV-Bürokratie den Apotheken zu stehen


Prof. Dr. Reinhard Herzog, Apotheker, DAZ-Autor
redaktion@daz.online


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