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Wegen hohen Eigenbedarfs
China stoppt Export von Ibuprofen und Paracetamol
Nach dem Ende der chinesischen Null-COVID-Politik gehen die Infektionszahlen dort durch die Decke und mit ihnen offenbar die Nachfrage nach fiebersenkenden Mitteln. Laut einem Bericht des französischen Nachrichtenportals „franceinfo“ stoppt das Land daher vorerst den Export der Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen, um den eigenen Bedarf zu decken. Die Wirkstoffe für den deutschen Markt stammen aber laut Pro Generika hauptsächlich aus anderen Regionen.
Auch in China werden offenbar fiebersenkende Arzneimittel knapp. Seit Lockerung seiner Null-COVID-Politik verzeichnet das Land einen starken Anstieg der COVID-19-Fälle. Die Fabriken müssen daher auf Hochtouren laufen, um die hohe Nachfrage zu befriedigen, auf die die Behörden nicht vorbereitet waren, schreibt das französische Nachrichtenportal franceinfo.
Dies gelte auch für eine Fabrik in der Provinz Shandong, südlich von Peking, in der Ibuprofen hergestellt wird, heißt es weiter. Ein großer Teil dieser Produktion sei normalerweise für den Export bestimmt, der bekanntermaßen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Land ist. Doch angesichts der aktuellen Lage wurde nun die – dem Bericht nach beispiellose – Entscheidung getroffen, den Export auszusetzen. Das Portal zitiert einen Manager der Fabrik: „Nach der Aufhebung der Gesundheitsbeschränkungen ist die Nachfrage plötzlich sehr hoch geworden. Die arzneimittelherstellenden Betriebe arbeiten mit voller Kapazität.“ Mit der Herstellung rund um die Uhr hofft er, dass der Mangel innerhalb von zwei Wochen behoben ist.
Zudem soll einer der größten staatlichen Pharmakonzerne, Sinopharm, einen regelrechten Schlachtplan aufgesetzt und all seine Tochtergesellschaften mobilisiert haben, die mit Sonderlastwagen Tausende Arzneimittelpackungen in die Hauptstadt liefern. Auf der Webseite finden sich jedoch keine Infos dazu, der aktuellste News-Eintrag stammt aus dem Sommer.
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Der Exportstopp ist offenbar nicht die einzige Maßnahme, um den Mangel zu beheben. Dem Bericht zufolge hat China überdies begonnen, Arzneimittel im Ausland zu kaufen – für „franceinfo“ ein Beweis, dass die Krise nicht vorhergesehen wurde. Zudem werden in den Apotheken Fiebermittel rationiert und nur noch begrenzte Mengen pro Person abgegeben. Das berichtet das Portal „Global Times“.
Manfred Saar erwartet schwere Zeiten
Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, hat sich in einer Mitteilung zum Exportstopp geäußert: „Uns wird zur Zeit auf dramatische Weise vor Augen geführt, was es bedeutet, nicht nur bei lebenswichtigen Medikamenten von einem einzigen Land abhängig zu sein“, sagt er demnach. „Die insoweit von vielen Akteuren des Gesundheitswesens bereits seit Jahren ausgesprochenen Warnungen wurde sowohl von der Politik als auch insbesondere von den gesetzlichen Krankenkassen als Panikmache und Lobbyismus bequem zur Seite geschoben. Wie lange der sich jetzt sogar verschärfende Arzneimittelmangel anhalten wird, ist nicht zu sagen.“
Die Erfahrungen aus den zurückliegenden Corona-Jahren ließen aber befürchten, dass China über Monate hinweg einen derartigen Bedarf an Arzneimitteln haben wird, dass mit einer Besserung in Deutschland nicht zu rechnen ist. „Unter Berücksichtigung der weltpolitischen Lage, insbesondere der Spannungen zwischen China und Taiwan, die sich immer deutlicher abzeichnen, fürchte ich, dass wir sehr schweren Zeiten entgegen gehen werden“, sagt Saar. „Insbesondere Apotheken und Arztpraxen tun ihr Bestes, um die Patientinnen und Patienten noch irgendwie versorgen zu können, jahrelanges politisches offensichtliches Missmanagement kann allerdings dadurch nicht kompensiert werden.“
Wirkstoffe für Deutschland stammen aus anderen Ländern
Allerdings scheint, zumindest was die Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen betrifft, Deutschland gar nicht so sehr von der Produktion in China abhängig zu sein. Laut dem Branchenverband Pro Generika, der zumindest am gestrigen Donnerstag noch nicht von einem Exportstopp wusste, findet die Produktion der beiden Wirkstoffe nicht schwerpunktmäßig in China statt, sondern in anderen Regionen – vor allem in Indien und für Ibuprofen auch in den USA. So produziert beispielsweise die BASF, einer der wichtigsten Lieferanten, neben Ludwigshafen in Texas.
Ganz unabhängig von diesen aktuellen Geschehnissen ist die Abhängigkeit von Drittstaaten wie China bei der Wirkstoffproduktion ein Thema, das sich auf der Agenda der Bundesregierung befindet. In den diese Woche vorgelegten Eckpunkten für ein Generikagesetz findet sich beispielweise ein Passus, wonach bei den Rabattvertragsausschreibungen eine Standortberücksichtigung eingeführt werden soll. Demnach sollen Krankenkassen künftig bei jeder Ausschreibung ein zusätzliches Los ausschreiben müssen, bei dem neben dem Preis auch das Kriterium ‚Anteil der Wirkstoffproduktion in der EU‘ ausschlaggebend für den Zuschlag ist.
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