Serie: Typische Tierarzneimittel aus der Apotheke (Teil 1)

Magen-Darm-Beschwerden bei Hund und Katze – was hilft?

Bad Windsheim - 27.12.2022, 13:00 Uhr

Auch Haustiere leiden dann und wann an gastrointestinalen Beschwerden. (Foto: Thirawatana / AdobeSock)

Auch Haustiere leiden dann und wann an gastrointestinalen Beschwerden. (Foto: Thirawatana / AdobeSock)


Woran kann es liegen, wenn Hund oder Katze sich übergeben müssen? Welche Arzneimittel aus der Apotheke kommen infrage? Wann ist ein Tierarztbesuch angezeigt? Und wie kann man Tieren helfen, denen vor allem beim Autofahren übel wird?

Bei Hunden sind gastrointestinale Beschwerden einer der häufigsten Gründe für den Tierarztbesuch. Aber auch Katzen sind oft von Erbrechen und Durchfall betroffen. Die Ursachen für Erbrechen sind vielfältig. Einerseits können gastro­intestinale Erkrankungen wie Infektionen oder Parasiten­befall ursächlich sein, anderseits können Kinetosen oder das Futter verantwortlich sein. Auch extragastrointestinale Ursachen wie Schilddrüsenüberfunktion, Niereninsuffizienz, Pankreatitis oder Tumore kommen infrage. Ebenso gibt es zahl­reiche Gründe für Durchfall bei Hunden und Katzen. Eine Futterumstellung oder Vergiftung kann genauso ursächlich sein, wie eine Schilddrüsenüberfunktion, Stress oder Parasiteninfektionen.

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Da ungefähr 60 Prozent der Körpermasse der Haustiere aus Wasser besteht, ist die größte Gefahr bei wiederholtem Durchfall oder Erbrechen die Exsikkose. Anzeichen für eine Exsikkose sind trockene Schleimhäute, reduzierte Hautspannung und Tachykardie. Die trockenen Schleimhäute sind bei der Katze besonders gut am nur langsamen Zurückgleiten der Nickhaut am Auge zu beobachten. Bei Hunden kann die Hautspannung anhand der Nackenfalte getestet werden. Wenn der Verdacht auf eine Exsikkose besteht, sollte in jedem Fall ein Tierarzt aufgesucht werden. Die Tiere benötigen dann eine Infusion mit Ringer-Lösung oder 0,9%iger Natriumchloridlösung.

Bei leichten oder gelegentlichen Beschwerden helfen oftmals einfache Basismaßnahmen: regelmäßige Entwurmung, Futterumstellung, auf gute Hygiene bei der Fütterung achten, nur artgerechtes Futter verabreichen. Bei trinkfaulen Tieren kann es helfen selbstgekochte Hühnerbrühe statt Wasser anzubieten oder Wasser unter das Futter zu mischen. Auch Medikamente, welche die Darmflora stabilisieren oder den Darm beruhigen, können – bei jedoch geringer Evidenz – unterstützend eingesetzt werden. Hierzu zählen Probiotika (z. B. SymbioPet Dog, Omni-Biotic Cat & Dog, Felipren akut für Hunde) und Styptika, welche den Stuhl eindicken und die Darmfunktion unterstützen (z. B. Kohletabletten, PHA Durchfallstopp für Hunde und Katzen). Loperamid kann hingegen für Tiere lebensbedrohlich sein und darf nicht ohne Rücksprache mit dem Tierarzt angewendet werden.

Reiseübelkeit

Reagieren Katzen oder Hunde beim Autofahren mit Erbrechen, handelt es sich hingegen meist um Reiseübelkeit. Diese tritt durch widersprüchliche Signale vom Vestibularapparat und der visuellen Wahrnehmung auf. Erste Anzeichen für Reiseübelkeit sind Ängstlichkeit, Aufregung, Hypersalivation und Hecheln. Die meisten Tiere können jedoch langsam an das Reisen gewöhnt werden. Sie sollten zunächst an das Fahrzeug herangeführt werden und dann nach und nach längere Fahrten unternehmen. Hilfreich können hierbei Frischluftzufuhr und die Möglichkeit nach draußen zu schauen sein. Manche Tiere fühlen sich beim Fahren in ihrer Transportbox am wohlsten, andere möchten sich möglichst frei bewegen können. Das sollte man ihnen aber nur erlauben, wenn dadurch die Verkehrssicherheit nicht gefährdet wird. Wichtig ist auch, dass die Tiere die Fahrten als etwas Angenehmes erleben und sie nicht immer nur ins Fahrzeug gesetzt werden, wenn es zum Tierarzt geht.

Gerade am Anfang kann jedoch pharmakologische Unterstützung gegen die Kinetose notwendig sein. Als effektives Medikament gegen Reiseübelkeit bei Hunden und Katzen kann der verschreibungspflichtige Wirkstoff Maropitant angewendet werden. Maropitant ist ein selektiver Neurokinin-1-Rezeptorantagonist, welcher die emetische Wirkung von Substanz P im Brechzentrum verhindert. Es wird üblicherweise zwei Stunden vor Reisebeginn oral oder subkutan appliziert und wirkt antiemetisch, vergleichbar dem Meto­clopramid beim Menschen. Möchte es der Tierbesitzer erst mit sanfteren Methoden probieren, können pflanzliche Präparate, Homöopathika oder Bachblütenpräparate ausprobiert werden (z. B. PHA Antistress Katzen, Nurexan ad us vet, Bach Original Rescura Pets Tropfen).


Dr. Karin Schmiedel, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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