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SWR-Bericht über Brandbrief an Lauterbach
„Es braucht mehr Bewusstsein, dass Medikamente ein wertvolles Gut sind“
Weil die aktuelle Situation mit nicht verfügbaren Arzneimitteln in Deutschland immer katastrophaler wird, hat sich der Kirchheimer Apotheker Daniel Miller mit einem Brandbrief an den Bundesgesundheitsminister gewandt. Im Interview mit dem SWR schildert der Apotheker, was ihn dazu veranlasst hat und was sich seiner Meinung nach ändern muss.
Apotheker Daniel Miller, Inhaber der Adler Apotheke in Kirchheim/Teck im Landkreis Esslingen, kämpft derzeit wie all seine Kolleg:innen mit massiven Lieferengpässen. Wenn ein Patient mit gleich drei Rezepten durch die Apothekentür komme, bekomme er einen Schweißausbruch, weil vieles nicht auf Lager sei, sagt Daniel Miller gegenüber dem SWR. Miller hat sich deswegen mit einem Brandbrief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gewandt.
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Die aktuelle Situation an nicht verfügbaren Arzneimitteln in Deutschland werde immer katastrophaler, schreibt er in seinem Brief. Antibiotika, Fiebersäfte für Säuglinge und Kinder, Blutdruckmittel – die Liste defekter Arzneimittel werde täglich länger und betreffe verschreibungspflichtige und nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel nahezu aller Wirkstoffgruppen gleichermaßen. Oft gäbe es leider keine Alternative. „Wir steuern auf einen Notstand zu!“, warnt der Apotheker. In seiner langjährigen Berufstätigkeit habe er so eine Situation noch nicht erlebt. Über 400 Arzneimittel, die er normalerweise an Lager habe, seien alternativlos defekt vom Hersteller.
Ibuprofen- und Paracetamol-Säfte und Zäpfchen für Kleinkinder und Kinder seien seit längerem in Deutschland nicht ausreichend verfügbar. Nachbarländer wie zum Beispiel Österreich, Italien und Frankreich hätten dieses akute Problem nicht. Warum, fragt Miller sich. Eine Antwort liefert er mit: „Durch die Verlagerung vor allem der Wirkstoffproduktion sind wir abhängig von Asien. Schwache Lieferketten und Qualitätsprobleme führen zu einer weiteren Verschärfung. Unbedingt notwendige Arzneimittel sollten wieder in Deutschland produziert werden!“
Das Gesundheitssystem 2022 in Deutschland sei geprägt durch eine ungesicherte Arzneimittelversorgung, permanent sinkende Apothekenzahlen, Ärztemangel, das Aussterben von Praxen und Fachkräftemangel in den Kliniken. „Ich bitte Sie im Sinne der Versorgung unserer Bevölkerung um dringende Unterstützung und eine schnelle Lösung! Es brennt – bitte handeln Sie!“
Die Wertschätzung nimmt ab
Neben einer Verlagerung der Produktion von wichtigen Wirkstoffen nach Deutschland oder in die EU wünscht Miller sich mehr Bewusstsein dafür, dass Medikamente ein wertvolles Gut sind, wie er im Interview mit dem SWR erzählt. Die Wertschätzung werde immer weniger. So ließen sich Patient:innen Arzneimittel verschreiben, um diese dann wegzuwerfen. Zudem sollten in seinen Augen Arzneimittel auch sparsamer verschrieben werden, insbesondere Antibiotika.
Von einer prekären Situation in die nächste
Für den Apotheker ist klar, dass es so nicht weitergehen kann. Die Apotheken kämen von einer prekären Situation in die nächste. Das habe angefangen mit Corona, wo Apotheken plötzlich große Mengen Desinfektionsmittel herstellen mussten und als Nächstes von einem Tag auf den anderen riesige Mengen Masken beschaffen sollten. Später kamen dann die Impfzertifikate und die Beschaffung der Coronaimpfstoffe. „Man steht kurz vor dem Burnout“, sagt er.
Mit der Antwort aus dem BMG ist Miller allerdings nicht zufrieden. Das sei nicht mehr als eine erweiterte Eingangsbestätigung gewesen, sagt er. Da hätte er sich etwas Persönlicheres gewünscht. Andere (Lokal)-Politiker, an die er seinen Brief geschickt hatte, hätten besser reagiert und „richtig gute Mails“ geschrieben, wie er sagt.
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