Medienbericht

Zu teure PCR-Tests?

Berlin - 09.01.2023, 15:15 Uhr

PCR-Tests – welcher Preis wäre angemessen gewesen? (Foto: IMAGO / Lobeca)

PCR-Tests – welcher Preis wäre angemessen gewesen? (Foto: IMAGO / Lobeca)


Der Staat hat in der Pandemie viel Geld in die Hand genommen, um seine Bürger:innen zu schützen. Dabei wurden offenbar auch bei PCR-Tests überhöhte Preise bezahlt, wie jetzt Recherchen von WDR, NDR und SZ zeigen. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge, verteidigt das Vorgehen unter dem damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.

Es ist eigentlich keine allzu große Überraschung: Nachdem bereits bei der Maskenbeschaffung Mauscheleien und bei den Bürgertests strafwürdige Betrügereien zutage getreten waren, die den Staat viel Geld gekostet haben, offenbaren Medienrecherchen nun auch bei PCR-Tests eine fragwürdige Preisgestaltung.

Einem Bericht von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung (SZ) zufolge haben Staat und Krankenkassen bisher mehr als sechs Milliarden Euro für PCR-Tests ausgegeben. Es liege nahe, dass zum Beginn der Pandemie für die Labore zu hohe Erstattungspreise für die Tests ausgehandelt wurden.

59 Euro wurden anfänglich für die PCR-Tests gezahlt. Dem Bericht zufolge ging dieser Festsetzung eine am 30. Januar 2020 von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung verschickte E-Mail an die Krankenkassen voraus, in der dieser Preis vorgeschlagen wurde. Orientiert habe man sich dabei am Preis für einen vergleichsweise seltenen Hepatitis-Test – und nicht etwa an PCR-Tests für Influenza- oder RS-Viren. Letztere würden mit 19,90 Euro vergütet.

Die Recherchen beziehen sich auf „mehr als 1000 Seiten“ interner Akten aus dem Gesundheits- und Wirtschaftsministerium und weitere vertrauliche Dokumente. Demnach habe das damals von Jens Spahn (CDU) geführte Ministerium tatsächliche Marktpreise „allem Anschein nach“ nicht ermittelt. So finde sich in den Ministeriumsunterlagen keine Kostenkalkulation und keine Beauftragung von Sachverständigen. Dabei wären die PCR-Tests nach Auskunft von Herstellern schon zu Beginn der Pandemie für vier bis neun Euro zu haben gewesen.

Die Vergütung sank dann zwar im Sommer 2020 – allerdings auch nur auf 39,40 Euro pro Test für die Kassen. Der Bund zahlte den Laborärzten noch neun Monate länger 50,50 Euro für jeden PCR-Test. Auch im vergangenen Jahr bekamen die Labore noch Vergütungen von 35 bis knapp 44 Euro pro Test, heute sind es zwischen 27 und 32 Euro.

Mehr zum Thema

Corona-Reihentests können starten

Preis für PCR-Tests sinkt auf 39,40 Euro

Spahn ließ auf Anfrage von WDR, NDR und SZ mitteilen, die Verfügbarkeit von PCR-Tests schnell und verlässlich herzustellen, sei „gerade im schweren ersten Jahr ein zentrales Mittel der Pandemie-Bekämpfung“ gewesen. So sei es Deutschland wie wenigen anderen Ländern auf der Welt gelungen, die PCR-Testkapazitäten binnen weniger Monate zu vervielfachen und selbst in Zeiten von sehr hohem Testaufkommen die Wartezeiten auf ein Testergebnis vertretbar kurzzuhalten. Konkrete Fragen könne er nicht beantworten, da er keinen Aktenzugang mehr habe.

Das Gesundheitsministerium selbst antwortete auf detaillierte Fragen zu den Preisen knapp: Die Vergütung orientiere sich an den „relevanten Kostenfaktoren“, wie unter anderem Personalkosten, Sachkosten und den Berechnungen des zuständigen Bewertungsausschusses.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wiederum wird in dem Bericht mit den Worten zitiert: „Mir erschienen die Testkosten zu hoch. Ich habe sie dann um mehr als die Hälfte abgesenkt. Trotzdem kommen die Anbieter mit dem Geld aus. Daher können die Kosten also nicht höher sein als das, was jetzt bezahlt wird.“

Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge, verteidigte hingegen die Finanzierung der teuren PCR-Tests: „Es ist halt immer leicht im Nachhinein zu sagen, was man vorher hätte besser machen können“, sagte er am heutigen Montag im Deutschlandfunk. Zu Beginn der Pandemie habe man noch nicht viel über das Virus gewusst. Es sei darum gegangen, schnell und viel zu testen, Testkapazitäten zu schaffen und Akteure zu animieren, diese Tests anzubieten und durchzuführen. „Und dass man da sicherlich auch anders oder günstiger hätte vergüten können, im Nachgang zeigt sich das jetzt.“


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

zum Glück....

von Dr. House am 09.01.2023 um 15:54 Uhr

... gibt es solch einen Lobbyismus bei Impfstoffen nicht, denn das ist echte Wissenschaft und Grauzonen, Verzerrungen zugunsten von Pfizer und Co sind nicht existent. Die Impfkampagne verschlang bis Sommer '22 allein für Deutschland insgesammt 7 Mrd €. Und es dürften noch einige Milliarden mehr werden. Deswegen ist das wichtigste Handwerk einer Ursula von der Leyen SMS'n zu löschen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.