Robert Koch-Institut

Lothar Wieler verlässt das RKI

Berlin - 11.01.2023, 17:00 Uhr

RKI-Präsident Lothar Wieler will sich wieder der Forschung und Lehre widmen. (Foto: IMAGO / NurPhoto)

RKI-Präsident Lothar Wieler will sich wieder der Forschung und Lehre widmen. (Foto: IMAGO / NurPhoto)


Der Präsident des Robert Koch-Institutes, Professor Lothar H. Wieler, wird zum 1. April sein Amt niederlegen. Wie RKI und Bundesgesundheitsministerium mitteilen, geschieht dies auf seinen eigenen Wunsch – Wieler wolle sich neuen Aufgaben in Forschung und Lehre zuwenden.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat in der Corona-Pandemie eine herausragende Rolle gespielt – vermutlich war keiner seiner Präsidenten der Öffentlichkeit so wohlbekannt wie Lothar Wieler. Insbesondere zu Beginn informierte er regelmäßig an der Seite des Bundesgesundheitsministers bei Pressekonferenzen über die Entwicklung der Infektionszahlen und gab seine Einschätzung hierzu ab. Er war einer der wichtigsten Berater für die Politik. Genauso wie die politischen Entscheider und andere Wissenschaftler wurde er dadurch aber auch für lautstarke Kritiker zum Feindbild und war vielen Angriffen ausgesetzt. Zuletzt trat der 61-Jährige seltener öffentlich in Erscheinung.

RKI-Vize Lars Schaade übernimmt (vorerst)

Nun haben das RKI und das Bundesgesundheitsministerium bekannt gegeben, dass Wieler das Institut auf eigenen Wunsch zum 1. April 2023 verlassen wird. Seit März 2015 stand der Veterinärmediziner an der Spitze des RKIs. Der Schritt erfolgt der Mitteilung zufolge im Einvernehmen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Für eine Übergangszeit wird Wielers Aufgabe durch seinen Stellvertreter Professor Lars Schaade übernommen.

Wieler selbst erklärt zu seinem Abgang: „In der Pandemie hat das Robert Koch-Institut seine Exzellenz unter Beweis gestellt. Es war ein Privileg, in dieser Krise an exponierter Position zusammen mit einem motivierten Team hervorragender Expertinnen und Experten arbeiten zu dürfen. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des RKI danke ich für Ihren außergewöhnlichen Einsatz. Sie haben der Forschung, dem Institut, aber vor allem dem Land einen großen Dienst erwiesen. Genauso danke ich den Gesundheitsministern, mit denen ich zusammenarbeiten durfte. Die Unabhängigkeit der Forschung muss auch zukünftig akzeptiert werden, denn sie ist unabdingbar, damit das RKI seine Aufgaben erfüllen kann.“

Bedauern, Überraschung und Verständnis

Gesundheitsminister Lauterbach (SPD) betonte, dass sich Wieler bei der Bewältigung der Pandemie für das Land bleibende und herausragende Verdienste erworben habe. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihm habe er über all die Jahre sehr geschätzt. „Umso mehr bedauere ich, dass er das RKI verlassen wird, um sich jetzt wieder verstärkt Forschung und Lehre widmen zu können“, so Lauterbach. „Ohne Professor Wieler wäre Deutschland deutlich schlechter durch diese Pandemie gekommen. Dafür möchte ich mich auch im Namen der gesamten Bundesregierung ganz herzlich bedanken.“

Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Andrew Ullmann, zeigte sich überrascht über den Rücktritt. „Ich finde es sehr schade, dass er geht und danke ihm für seine Leistungen.“ Er und sein Team am RKI hätten während der Pandemie unermüdlich gearbeitet und informiert. Doch Ullmann hat auch Verständnis: „Für ihn war es auch nicht immer einfach, vor allem die persönlichen Angriffe. Ich denke, dass nach einer solchen Phase eine Neuorientierung nicht verwunderlich ist“. So bedauerlich der Rücktritt sei – man sollte ihn „auch als eine Chance ergreifen, um das Robert Koch-Institut im Rahmen der von uns geplanten Neustrukturierung der öffentlichen Gesundheit zu stärken und entsprechend zu positionieren“.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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