Pharmacon Schladming 2023

Minitabletten aus dem 3D-Drucker gegen Lieferengpässe bei Kinder-Arzneimitteln?

Schladming - 18.01.2023, 13:45 Uhr

In über 40 Studien an Säuglingen, Kleinkindern und Kindern soll laut Professor Breitkreutz (Universität Düsseldorf) gezeigt worden sein, dass sogenannte Minitabletten eine kindgerechte Darreichungsform darstellen. (s / Foto: DAZ / jr)

In über 40 Studien an Säuglingen, Kleinkindern und Kindern soll laut Professor Breitkreutz (Universität Düsseldorf) gezeigt worden sein, dass sogenannte Minitabletten eine kindgerechte Darreichungsform darstellen. (s / Foto: DAZ / jr)


Durch die Lieferengpässe bei flüssigen Arzneiformen für Kinder sind Methoden zum Schließen von Versorgungslücken in der Pädiatrie derzeit besonders gefragt. Jüngst wurde immer wieder empfohlen, zu prüfen, ob die Kinder nicht doch auch schon Tabletten schlucken können. Wären spezielle Minitabletten aus dem 3D-Drucker für Kinder eine Lösung für viele Probleme? 

Vergangenen Montag sprach Technologe Professor Jörg Breitkreutz aus Düsseldorf auf dem Pharmacon-Kongress im österreichischen Schladming über Arzneiformen für Kinder. Dabei beleuchtete er auch die Möglichkeiten des 3D-Drucks für die Rezeptur und Defektur im Bereich pädiatrischer Darreichungsformen. 

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Eine sogenannte Minitablette hat einen Durchmesser von 3 mm oder weniger. In über 40 Studien an Säuglingen, Kleinkindern und Kindern soll laut Professor Breitkreutz von der Universität Düsseldorf gezeigt worden sein, dass Minitabletten eine kindgerechte Darreichungsform darstellen. 

Solche Minitabletten könnten mit 3D-Druckern in der Apotheke gedruckt und individuell an das Kind angepasst werden, erläuterte er. Das sei ein Vorteil gegenüber massentauglichen Industriearzneimitteln. Im Rahmen der Rezeptur oder Defektur könnten Versorgungsengpässe mit 3D-Drucktechnologien in der Offizin abgepuffert werden.

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Sogenannte Filamentdrucker, die bereits für 900 Euro zu haben seien, könnten feste, verdichtete Tabletten herstellen. Bei der Gelextrusion hingegen werde ein Gel durch Düsen gedrückt: Eine filigrane, trabekelartige Struktur in der Mitte einer Kapsel entsteht, die Oberfläche ist glatt. Dadurch greifen andere pharmakokinetische Mechanismen, da die Tablette von innen zerfällt. Ein derartiger Drucker habe bereits eine Zulassung bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA

Eine weitere Technologie ist eine Art 2D-Druck. Dabei würden Kapselunterhälften durch eine automatische Flüssigdosierung gefüllt und anschließend die Kapselhälfte an der Luft getrocknet. Dann wird die zweite Hälfte aufgesetzt. Zwei Stunden dauert die Herstellung von 50 solcher Darreichungsformen. 

Mit den drei beschriebenen Druckmethoden könnten kindgerechte Minitabletten in der Apotheke gefertigt und Versorgungsengpässen entgegengetreten werden, so Breitkreutz.

Tipp für die Praxis

Das „European Directorate for the Quality of Medicines & HealthCare“ hat ein Handbuch mit Arbeitsanweisungen für Apotheker zur Herstellung kindgerechter Arzneimittel (ohne 3D-Druckverfahren) herausgegeben, das unter paedform.edqm.eu heruntergeladen werden kann.


Juliane Russ, Volontärin DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

nice to have?

von norbert brand am 19.01.2023 um 9:28 Uhr

Also, es gibt Herstellvorschriften für flüssige Formen im NRF; vorausgesetzt, die Rohstoffe sind verfügbar, was ja auch nicht immer der Fall ist, warum dann jetzt mit dem 3D-Drucker ein neues Fass aufmachen? Wir brauchen doch Lösungen für die Fläche und nicht für ein paar zweifellos vorhandene überdurchschnittlich ambitionierte Kollegen draußen, die auch schon heute mit 3D-Druckern herumspielen können. Abgesehen von Arzneibuch- und Validierungs-Fragen: 3D-Drucker in der Rezeptur als ad-hoc Lösung für die aktuellen Probleme? Lieber Professor, für mich ist das ein "nice to have", aber fragen Sie mal einen Landapotheker, was er von Ihrem Vorschlag hält. Ich finde, mit 3D-Druckern treiben wir zum jetzigen Zeitpunkt nur einen weiteren Keil mitten in die Kollegenschaft.

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