Niederländische Studie

Wie sicher ist Teebaumöl?

Stuttgart - 26.01.2023, 09:15 Uhr

Teebaumöl unverdünnt direkt auf die Haut? Insbesondere wenn bereits Oxidationsprozesse stattgefunden haben, kann es zu Nebenwirkungen wie einer allergischen Reaktion kommen. (Foto: Alina Semenenko / Adobe Stock)

Teebaumöl unverdünnt direkt auf die Haut? Insbesondere wenn bereits Oxidationsprozesse stattgefunden haben, kann es zu Nebenwirkungen wie einer allergischen Reaktion kommen. (Foto: Alina Semenenko / Adobe Stock)


Von Naturprodukten aus der Apotheke erhoffen sich viele Patient:innen sanfte und nebenwirkungsfreie Lösungen für ihre Beschwerden. Doch diese Rechnung geht nicht immer auf. Eine niederländische Studie wertete 161 an die Weltgesundheitsorganisation gemeldete Fälle von Nebenwirkungen bei der Anwendung von Teebaumöl aus und bringt damit die Frage nach dessen Sicherheit auf den Tisch.

Akne, Warzen, Schuppen – das terpenreiche Öl von Melaleuca alternifolia und weiteren Arten der Gattung Melaleuca erfreut sich großer Beliebtheit bei der Behandlung von Hautproblemen aller Art. Neben seiner antimikrobiellen Wirkung, ist Teebaumöl bei Apotheker:innen aber auch als Kontaktallergen bekannt. Wie gravierend sind diese und weitere unerwünschte Wirkungen des ätherischen Öls?

In einer kürzlich veröffentlichten Studie haben sich Forscher:innen aus den Niederlanden mit dem Sicherheitsprofil und insbesondere mit den Nebenwirkungen von Teebaumöl beschäftigt. Hierfür werteten sie 161 in die Datenbank VigiBase der Weltgesundheitsorganisation eingetragene Meldungen über Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Teebaumöl oder Teebaumölpräparaten aus. 

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Wenig überraschend waren Hautreaktionen wie Kontaktdermatitiden, Hautausschläge und Erytheme die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen. Aber auch Reizungen der Atemwege (mutmaßlich durch Einatmen des Öls), des Gastro-Intestinal-Traktes und der Augen wurden wiederholt beobachtet. In einigen Fällen war das Teebaumöl oral aufgenommen worden, was neben Hautreaktionen auch zu Ataxie (Störung der Bewegungskoordination) und Schläfrigkeit führte. Insgesamt 16 der berichteten Nebenwirkungen (10 %) wurden von den Studienautor:innen als schwerwiegend eingestuft. Frauen waren mit 2/3 aller Fallmeldungen deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Autor:innen begründen dies mit der Annahme, dass Frauen häufiger pflanzliche Präparate anwenden und auch häufiger Nebenwirkungen melden würden. Neun Fallmeldungen gehen aber auch auf Kinder zurück, die versehentlich exponiert wurden. 

Schlussfolgernd raten die Autor:innen dringend von einer oralen Anwendung ab, die zu schwerwiegenden Symptomen an ZNS und Lunge führen könne. Die kutane Anwendung empfehlen sie ausschließlich für unempfindliche („non-vulnerable“) Personen mit leichten, entzündlichen Hauterkrankungen. Dies deckt sich weitestgehend mit den Empfehlungen der HMPC-Monographie von 2015 (Monographie ist derzeit in Überarbeitung, HMPC = Committee on Herbal Medicinal Products). Gemäß dieser kann das Öl im Rahmen des „traditional use“ pur oder verdünnt dermal bei kleinen oberflächlichen Wunden, Insektenstichen, kleinen Furunkeln und Fußpilz, sowie verdünnt oromukosal bei leichten Entzündungen der Mundschleimhaut eingesetzt werden. 

Zu einer deutlich vorsichtigeren Einschätzung hat die niederländische Studie hingegen die Redaktion des Arzneimittel-Telegramms bewogen: „Angesichts der zahlreichen in Teebaumöl enthaltenen Substanzen, der vielfältigen Störwirkungen und der mit häufigerem Luftkontakt des Öls zunehmenden Menge sensibilisierender Oxidationsprodukte raten wir von dem harmlos erscheinenden sogenannten Naturkosmetikum ab“, ist dort zu lesen.

Beratungshinweise für den Apothekenalltag

Fest steht: ein nebenwirkungsfreies, sanftes Naturprodukt ist Teebaumöl nicht. Möchten Kund:innen es dennoch anwenden, kann das Apothekenpersonal durch einige Hinweise die Anwendungssicherheit erhöhen:

  • Flaschen außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren
  • vor Hitze geschützt*, fest verschlossen und lichtgeschützt lagern
  • nach Ablauf der Haltbarkeit nicht mehr verwenden
  • bevorzugt Öle in pharmazeutischer Qualität verwenden
  • nicht bei Schwangeren, Stillenden, Kindern oder Haustieren anwenden
  • nicht bei bekannter Allergie gegen das Öl oder Kolofonium (Geigenharz) einsetzen

* am 02.02.2023 wurde die Lagerempfehlung "kühl" durch "vor Hitze geschützt" ersetzt 


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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