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Der menschliche Körper braucht Bewegung. Ohne werden Skelett, Muskulatur und innere Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Der Mensch ist sozusagen zum Laufen geboren. Wohnt er in einer Industrienation, verbringt er heutzutage allerdings meist einen Großteil seiner Zeit im Sitzen. Und er wird deutlich älter als seine Vorfahren. Zusammen begünstigen diese Faktoren Erkrankungen des Bewegungsapparats wie die Arthrose. Eine besondere Problemzone ist in dieser Hinsicht das Knie.
Vom Krankheitsbild der Arthrose sind vor allem ältere Menschen betroffen, denn es handelt sich dabei um eine typische Verschleißerkrankung. Eine reine Alterserkrankung ist die Arthrose allerdings nicht. Bedingt durch mangelnde Bewegung, beruflich bedingte Fehlbelastungen und die Zunahme von Übergewicht und Adipositas sind auch jüngere Menschen zunehmend von einer Arthrose betroffen – die Zahl der Patienten steigt seit Jahren insgesamt an.
Was passiert bei einer Arthrose?
Bei der Arthrose kommt es zu einer degenerativen Veränderung der Knorpel- und Knochenstruktur eines oder mehrerer Gelenke. Das Krankheitsbild beginnt schleichend und verursacht anfangs keine Beschwerden. Zunächst wird Gelenkknorpel abgebaut, bis der darunterliegende Knochen teilweise oder ganz freiliegt. Seines Schutzes beraubt, bildet der Knochen verstärkt Knochensubstanz, die nach und nach zu knotigen Verdickungen der Gelenke führt. Anders als die Arthritis ist die Arthrose primär nicht entzündlich. Allerdings treten im Verlauf der degenerativen Veränderungen häufig Entzündungen der Gelenkhaut auf, was dann auch als aktivierte Arthrose bezeichnet wird.
Warum tut eine Arthrose weh?
Bei Gelenken wird prinzipiell zwischen „unechten“ (Synarthrosen) und „echten“ Gelenken (Diarthrosen) unterschieden. Bei Synarthrosen, wie den Bandscheiben, sind zwei Knochen über ein Füllmaterial miteinander verbunden. Diarthrosen, wie das Kniegelenk, bestehen aus einem Gelenkkopf und einer Gelenkpfanne – getrennt durch den Gelenkspalt – und sind von einer Gelenkkapsel umgeben. Die Kapsel ist mit einer Membran ausgekleidet. Sie gibt Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) in den Gelenkspalt ab, die den Gelenkknorpel mit Nährstoffen versorgt und ihm als Gleitmittel dient. Bei einer Arthrose sterben Knorpelzellen (Chondrozyten) ab, der Gelenkknorpel verliert an Volumen und Flüssigkeit. Die glatte Oberfläche wird rau, bekommt feine Risse, die sich vergrößern und vertiefen können. Feine Abriebpartikel verstärken die Schäden. Sie reizen zudem die Gelenkinnenhaut und lösen darüber Schmerzen aus.
Arthrose zeigt sich zuerst im Röntgenbild …
Mit Abstand am häufigsten beobachtet man eine Arthrose an den durch das Körpergewicht stark belasteten Knie- (Gonarthrose) und Hüftgelenken (Coxarthrose). Der Sk2-Leitlinie „Gonarthrose“ zufolge liegt der Anteil der Personen, die im Röntgenbild Zeichen einer Kniegelenksarthrose aufweisen, in der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen bei rund 15 Prozent. Bei den 70- bis 74-Jährigen sind es bereits bis zu 40 Prozent. Die Leitlinie wurde allerdings seit mehr als fünf Jahren nicht aktualisiert und befindet sich derzeit in Überarbeitung – die eigentlich für Ende 2022 angekündigte neue Version dürfte angesichts des demografischen Wandels und der für den Bewegungsapparat häufig ungünstigen Lebensstilfaktoren noch höher liegen.
… und kann dann Beschwerden verursachen
Nicht jeder, der im Röntgenbild Veränderungen aufweist, leidet auch unter Beschwerden. Die Leitlinie spricht im Fall der Kniegelenksarthrose von etwa 10 bis 15 Prozent der Betroffenen. Wer zu diesen zählt, spürt eine Arthrose zunächst hauptsächlich in Form von Gelenkschmerzen zu Beginn einer Belastung (Anlaufschmerz). Betroffene kommen morgens schlecht „in die Gänge“, weil arthrotische Gelenke nach einer längeren Ruhepause steif sind. Mit fortschreitender Zerstörung des Knorpels sind die Schmerzen dann permanent bei einer Belastung zu spüren (Ermüdungs- oder Belastungsschmerz). Laufen entzündliche Prozesse im Gelenk ab, treten die Schmerzen darüber hinaus auch in der Ruhe auf (Ruheschmerz). Verbunden sind die Schmerzen mit einer zunehmenden Funktionseinschränkung, die Betroffenen den Alltag erschweren.
Arthrose oder Arthritis?
Eine Arthrose von einer rheumatoiden Arthritis zu unterscheiden, ist ohne entsprechende Diagnostik nicht immer einfach. Die Symptome einer aktivierten Arthrose ähneln denen des entzündlichen Rheumas stark. Im Anfangsstadium können jedoch folgende Unterscheidungsmerkmale zur Abgrenzung der Arthrose von der Arthritis hilfreich sein: Der Arthroseschmerz tritt nur unter Belastung auf und bessert sich durch Wärmeanwendungen. Arthritisschmerzen sind auch in Ruhe spürbar und sprechen eher auf Kälte an.
Schmerzen lindern, Verlauf hemmen
Für die Arthrose existiert bislang leider keine kausale Therapie. Die Behandlung zielt daher vor allem auf die Linderung der Schmerzsymptomatik, die Verbesserung der Beweglichkeit und die Verlangsamung des Knorpelabbaus ab. Verschiedene Leitlinien empfehlen hierfür eine Kombination von medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen. Zum Einsatz kommen vor allem Analgetika, nichtsteroidale Antiphlogistika und Glucocorticoide sowie Wärme-, Kälte- oder Hydrotherapie und Physiotherapie.
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Da das Knie besonders häufig von einer Arthrose betroffen ist, hat die „European Society for Clinical and Economic Aspects of Osteoporosis and Osteoarthritis“ (ESCEO) dies als Modell für die Entwicklung eines Therapiealgorithmus für Arthrosepatienten verwendet. Dieser Algorithmus sieht zunächst eine Basisbehandlung (z. B. Bewegung, ggf. Gewichtsreduktion) vor. Reicht sie alleine nicht aus, um eine Verbesserung der Symptomatik und der Funktion zu erzielen, ist eine zusätzliche pharmakologische Behandlung angezeigt.
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