Ausschreibung startet

Implementierung pharmazeutischer Dienstleistungen: ABDA will 25 Apotheken direkt unterstützen

Stuttgart - 30.01.2023, 07:00 Uhr

„Standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck“ ist eine der pDL, bei denen die ABDA Apotheken unterstützen will. (s / Quelle: ABDA)

„Standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck“ ist eine der pDL, bei denen die ABDA Apotheken unterstützen will. (s / Quelle: ABDA)


Seit Mitte vergangenen Jahres können Apotheken ihren Patient:innen pharmazeutische Dienstleistungen anbieten. Die ABDA will nun 25 Apotheken bei der Implementierung individuell unterstützen. Aus den dabei erarbeiteten Lösungsansätzen und erfolgreichen Maßnahmen sollen dann Konzepte abgeleitet werden, um das Thema bundesweit voranzubringen. Interessierte Apotheken können sich ab dem heutigen Montag bewerben.

Am heutigen Montag startet die ABDA die Ausschreibung eines Projekts zur Implementierung pharmazeutischer Dienstleistungen (pDL). „Erfolgreich durchSTARTen mit den pharmazeutischen Dienstleistungen“ lautet der Titel.

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Adressat sind Apotheken, die in diesem Jahr mit den pDL „durchstarten“ wollen, noch nicht wissen, wie sie diese konkret in den Apothekenalltag integrieren, sich aber vorstellen können, die drei pDL „Standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck“, „Erweiterte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung mit Üben der Inhalationstechnik“ und „Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation“ langfristig als Leistungen für Patient:innen in ihrer Apotheke einzuführen und zu etablieren. 

25 Apotheken werden unterstützt

Aus den Bewerbungen sollen dann bundesweit 25 Apotheken ausgewählt werden, die ab März/April dieses Jahres individuell bei der Implementierung der honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen unterstützt werden, erläutert die ABDA in einem vergangene Woche an die Mitgliedsorganisationen versendeten Rundschreiben. Die Apotheken werden über einen Zeitraum von 1,5 Jahren betreut. Jede Apotheke soll in diesem Zeitraum mindestens einmal durch das Projektteam besucht werden, heißt es.

Ziel des Projektes ist es dann, aus individuellen Lösungsansätzen und erfolgreichen Maßnahmen, die gemeinsam mit den Teams vor Ort erarbeitet werden sollen, Konzepte abzuleiten, um die bundesweite Implementierung der pDL in den Apotheken voranzutreiben.

Welche Apotheken können mitmachen?

Teilnehmen können Apotheken, die die pharmazeutischen Dienstleistungen noch gar nicht oder nur vereinzelt auf Kassenkosten erbracht haben und motiviert sind, dies im neuen Jahr zu ändern und mit der Implementierung zu beginnen. Außerdem muss ein:e Apotheker:in oder PTA als Ansprechperson benannt werden können, die die Einführung der pDL während der Projektlaufzeit koordiniert und kontinuierlich im Austausch mit dem Projektteam der ABDA steht. In Filialverbünden kann sich überdies nur eine Apotheke bewerben. Bei der Bewerbung müssen bereits einige wenige Fragen zur Apotheke und zu den pDL, die angeboten werden sollen, beantwortet werden.

Die Bewerbungsfrist läuft bis 20. Februar. Bewerbungen sind nur online möglich. 

Noch Luft nach oben

Zuletzt war die Anzahl der Apotheken, die pDL erbrachten, noch überschaubar. So erhielten laut Nacht- und Notdienstfonds (NNF) im dritten Quartal 2022 insgesamt 2.443 Apotheken 598.974,01 Euro aus dem Fonds. Die häufigste Dienstleistung war die „Erweiterte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung mit Üben der Inhalationstechnik“. Sie erhielten 8.110 Patienten. Die „Standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck“ wurde 3.962 Mal erbracht und abgerechnet. Die „Erweiterte Beratung bei Polymedikation“ kam 3.235 Menschen zugute.

In den ersten drei vollständigen Monaten nach dem Schiedsspruch sei eine stetige Steigerung der erbrachten pharmazeutischen Dienstleistungen zu verzeichnen, so der NNF im Dezember anlässlich der Bekanntgabe der Zahlen. Am stärksten wachse die „Erweiterte Beratung bei Polymedikation“. Hier hätten sich die Zahlen von Monat zu Monat annähernd verdoppelt.

Die Zahlen für das vierte Quartal liegen noch nicht vor. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Chronisch unterfinanzierte Apotheken brauchen keine neuen Aufgaben

von Andreas Grünebaum am 30.01.2023 um 18:29 Uhr

Chronisch unterfinanzierte Apotheken mit Personalmangel sollen nun mit Lockangeboten der ABDA dazu gebracht werden, neue defizitäre Leistungen anzubieten.

Wir brauchen keine Krücken, sondern eine Dynamisierung der Packungspauschale, damit die Rx Versorgung der Bevölkerung flächendeckend bei auskömmlicher Vergütung der Apothekeninhaber inklusive Risikozuschlag und Kapitalverzinsung für die Selbständigkeit gewährleistet bleiben kann. Oder soll diese in Zukunft von den Versandhändlern übernommen werden, während wir mit letzter Kraft gezwungen sind, ein Dasein als unterbezahltes paramedizinisches Hilfspersonal zu fristen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Chronisch unterfinanzierte Apotheken

von Martin Straulino am 30.01.2023 um 18:41 Uhr

Sehr guter Kommentar - danke!

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