BPhD-Kolumne

Warum die neue AAppO einen kompetenzorientierten Lernzielkatalog braucht

07.02.2023, 07:01 Uhr

Julian Held ist Beauftragter für Gesundheitspolitik beim Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland. (Foto: BPhD)

Julian Held ist Beauftragter für Gesundheitspolitik beim Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland. (Foto: BPhD)


Die Novellierung der Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) geht in die heiße Phase. Einer der bedeutendsten Aspekte des Papiers ist der Nationale Kompetenzorientierte Lernzielkatalog Pharmazie (NKLP). Was sich dahinter verbirgt und warum dieser verbindlich in eine neue AAppO aufgenommen werden muss, erklärt Julian Held vom Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD).

Durch die Novellierung der Approbationsordnung lassen sich Qualitätsstandards und Rahmenbedingungen für das Pharmaziestudium in Deutschland zeitgemäß festlegen. Was die Approbationsordnung allerdings nicht kann, ist Inhalte der Lehre an den Universitäten zu verbessern – zu modernisieren. Um unser Studium nachhaltig zukunftsfähig zu gestalten, bedarf es eines Nationalen Kompetenzorientierten Lernzielkatalogs Pharmazie (NKLP), der verbindlich in der Approbationsordnung verankert wird.

Die pharmazeutischen Kernkompetenzen, die Studierenden an den Universitäten vermittelt werden, orientieren sich an den Schwerpunkten, die in der universitären Lehre gesetzt werden. Das führt dazu, dass Studierende der verschiedenen Studienstandorte unterschiedlich gut auf die berufliche Praxis vorbereitet werden. Um dieses Problem zu lösen, wird häufig ein moderner Lösungsansatz gewählt. Es werden Kompetenzen definiert, die Pharmaziestudierende erlernen sollen, um adäquat auf den Beruf des*der Apotheker*in vorbereitet zu sein.

Es braucht ein Studium, welches sich auf moderne Inhalte fokussiert, interdisziplinär vernetzt ist und Studierende dazu befähigt, selbstständig, problemorientiert und wissenschaftlich zu arbeiten. Das Stichwort lautet: Kompetenzorientierung. Denn auch wenn sich die pharmazeutischen Berufsfelder durch ihre Vielseitigkeit auszeichnen, so gleichen sie sich doch in den grundlegend dafür notwendigen Kompetenzen. All diese Kompetenzen werden in einem Katalog, dem Nationalen Kompetenzorientierten Lernzielkatalog Pharmazie, niedergeschrieben und dienen der einheitlichen Ausrichtung der universitären Lehre.

Die Methodik der Gestaltung der Lehre ist nicht neu und wird auch in anderen Gesundheitsberufen verfolgt. So bestehen ein NKLZ für die Zahnmedizin und ein NKLM für die Humanmedizin. Auch aufseiten der Pharmazie gibt es bereits erarbeitete Ansätze dazu, wie sich Lehre kompetenzorientierter ausrichten kann.

Der Inhalt des NKLP soll sich an der Praxis des Apotheker*innenberufs orientieren. Die Veränderung der pharmazeutischen Berufsrealität ist getrieben vom demografischen Wandel sowie damit einhergehend dem vermehrten Vorkommen von Multimorbidität und Polymedikation.

Der rasante Wissenszuwachs der vergangenen Jahre in den pharmazeutischen Wissenschaften verdeutlicht die nachhaltige Funktionalität des NKLP: Müssen Inhalte im Studium angepasst oder modernisiert werden und Apotheker*innen den Herausforderungen einer sich ändernden Berufsrealität begegnen, so kann dies niederschwellig geschehen und vor allem ohne einen kompletten Novellierungsprozess durchlaufen zu müssen. Es ist dafür völlig ausreichend, die kompetenzorientierten Lernziele des NKLP zu überarbeiten. Folglich ist er eine elegante Möglichkeit, die Lehrinhalte dynamischer, nachhaltiger und zukunftssicherer zu gestalten als bisher. Dazu ist es allerdings nötig, dass der NKLP verbindlich in die AAppO aufgenommen wird. Ohne diese Verbindlichkeit beläuft sich die Funktion des Katalogs auf einen Empfehlungscharakter. Die Chance der verbindlichen Einführung des NKLP in die AAppO wurde im Positionspapier der BAK leider versäumt. Dieses Manko stößt bei den Studierenden auf Unverständnis und war letztlich ein Grund, warum das Positionspapier abgelehnt wurde.

Der BPhD hatte im vergangenen Jahr 2022 viel Mühe, seine Position verständlich an die Apotheker*innenschaft zu kommunizieren. Die Ablehnung des Positionspapiers der BAK ist nicht mit einem „Nein“ zur Novellierung gleichzusetzen. Der BPhD hat seine Bedenken begründet vertreten und konnte sich in dem Positionspapier nicht ausreichend wiederfinden – dennoch ist eine Novellierung unbestreitbar wichtig! Die Pharmazie wird sich in den kommenden Jahren weiter wandeln, das muss als Dogma des Zeitgeistes verstanden werden. Deshalb lohnt es sich, das Studium nachhaltig zukunftsfähig zu machen. Ein verbindlicher NKLP ist die effektivste Maßnahme, das sicherzustellen.


Julian Held, BPhD-Beauftragter für Gesundheitspolitik
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Echter Wandel und Zukunftsorientiertheit bedeuten:

von Prof. Dr. med. Schmidt Harald H.H.W. am 12.02.2023 um 11:51 Uhr

1) Chemie auf das Sinnvolle zurückfahren
2) Biologie dto
3) Technologie dto
3) Pharmakologie stärken
4) Klinische Pharmazie stärken
5) BWL und Studium integrieren

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