Offener Brief

Overwiening schreibt an Lauterbach: 50 Cent sind „schamlos“

Berlin - 17.02.2023, 12:20 Uhr

Bekommt Post von der ABDA-Präsidentin: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. (b/Fotos: IMAGO / Political-Moments | Chris Emil Janßen)

Bekommt Post von der ABDA-Präsidentin: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. (b/Fotos: IMAGO / Political-Moments | Chris Emil Janßen)


50 Cent für das Lieferengpass-Management der Apotheken sind ein Affront, meint ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. In einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Lauterbach findet sie jetzt deutliche Worte.

Die Apothekerschaft hatte große Hoffnungen in das sogenannte Lieferengpass-Gesetz aus dem Hause Lauterbach gesetzt – doch diese Hoffnung zerstreute der Minister mit seinem Anfang der Woche vorgelegten Referentenentwurf. Das schreibt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening jetzt in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Meine klare Erwartungshaltung an den Gesetzentwurf war und ist: Er soll dazu beitragen, die millionenfachen Lieferengpässe wirksam zu bekämpfen“, betont sie. Das werde aber nur dann gelingen, wenn die Apotheken dauerhaft Entscheidungskompetenzen für den therapiegerechten Austausch von verordneten Arzneimitteln bekämen.

Vorgesehen ist, dass sie nur dann weiterhin von den erleichterten Abgaberegeln aus der Pandemie Gebrauch machen dürfen, wenn das betreffende Arzneimittel auf einer neu zu schaffenden Engpassliste des BfArM steht – das reicht der Präsidentin nicht. „Ihr aktueller Entwurf zeigt mir leider: Sie scheinen diese Leistungen nicht zu würdigen. Stattdessen ist dieser Entwurf für mich ein Ausweis von Missachtung und Misstrauen uns Apothekerinnen und Apothekern gegenüber.“

Auch die 50 Cent Aufwandspauschale, die das BMG den Apotheken für das Managen bestimmter Lieferengpässe zugesteht, sind in Overwienings Augen ein Affront. „Die als Engpass-Ausgleich geplanten 50 Cent können nur als Platzhalter für eine angemessene Honorierung verstanden werden“, unterstreicht die ABDA-Chefin. „Oder sollen sie einen echten Symbolcharakter haben? Dann sind sie ein Symbol für die Geringschätzung und das Abqualifizieren der apothekerlichen Leistungen. Mit diesem schamlosen Betrag vergüten Sie 24 Sekunden Arbeitszeit. Wie soll das reichen, den zeitlichen und personellen Aufwand für das gesamte Management der Lieferengpässe abzufedern?“

Regierung soll Gesundheitsversorgung sichern

Die Regierung müsse endlich damit beginnen, das deutsche Gesundheitssystem nachhaltig aufzustellen. „Hier arbeiten Menschen für die Versorgung Kranker – das muss auch in Zukunft nachhaltig gesichert werden! Mit weiteren Apothekenschließungen wird die Arbeitslast in den übrigbleibenden Apotheken weiter zunehmen, die Wege für die kranken Menschen werden länger, Wartezeiten steigen und eine flächendeckende Versorgungssicherheit kann nicht mehr garantiert werden.“

Die Apothekerinnen und Apotheker vor Ort bewältigen Overwiening zufolge mit großem Erfolg zahlreiche Mammutaufgaben und beweisen, dass sie auch in Krisenzeiten unentbehrliche Partner sind, die Tag und Nacht verlässlich an der Seite der Patientinnen und Patienten stehen. „Vor diesem Hintergrund ist es mir unbegreiflich, warum Sie das Potenzial, über das wir durch unsere Apotheken verfügen, nicht ausschöpfen, sondern eindämmen.“ In die gesundheitspolitische Debatte zur Zukunftsfähigkeit der Apotheken gelte es nun die Apotheken mit einzubeziehen, fordert sie nachdrücklich. „Die Regierung trägt die Verantwortung für 18.000 Apotheken und die dort tätigen 60.000 Apothekerinnen und Apotheker. Diese Verantwortung vermissen wir aktuell bei Ihnen, sollte sie Ihnen als Gesundheitsminister doch ein besonderes Anliegen sein.“

Den vollständigen Brief finden Sie hier im ABDA-Newsroom.


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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13 Kommentare

50 Cent

von Sven Larisch am 21.02.2023 um 9:58 Uhr

Lieber Kolleginnen,
mal ehrlich?? Wären Sie alle!! bereit einfach mal zu Streiken? Nicht nur Mittwoch Nachmittag! Sondern Montag bis Samstag. Keiner hat geöffnet (" jammer ..aber der Kollege neben an könnte ja auf haben ...jammer"). Und eingeschränkter Notdienst. Nur Notdienstrezepte. Keine Babynahrung, keine Pille danach (selbstverständlich mit der vorgesehener Beratung), kein Nasenspray um 3 Uhr Nachts.
Die "Das Maß ist voll" wird doch schon seid Ulla Schmidt verwendet und bringt nichts.
Ich hab auch keine Antworten auf 50 Cent und 2 Euro Zwangsrabatt. Ehrlich- lasst den Zwangsrabatt wegfallen und lasst uns unsere pharmazeutische Arbeit machen ihr Politiker und "kranken" Kassen. Wir als Apotheker sind Kaufleute und tragen das volle Risiko bei unseren Geschäften. Ein wenig mehr Sicherheit wäre da schon schön.

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Karl

von ratatosk am 20.02.2023 um 17:27 Uhr

Was soll man von Karl schon erwarten. Er ist schamlos, eitel, kann noch nicht mal den 60. Geburtstag richtig ertragen und ist ein eitler Ärztevertreter aus vergangen geblaubtem Dünkel. Argumente helfen schon lange nicht mehr. Nur Medienarbeit und maximal möglicher Gegendruck. Und nein, Respekt oder Achtung hat Karl nicht verdient, denn so etwas muß man sich erarbeiten. Er ist nur ein verwirrter inkompetenter Partei Apparatschik, weil sonst keiner da war oder sein Amt wollte. Für D wäre es am besten wenn er einfach wieder in sein professorales Büro zurückginge und dort rumfabulieren würde und dabei bloß die armen Studenten nerven würde, die könnten ihn aber noch als Beispiel verwenden wie man was nicht macht, ist ja auch ein Erkenntnisgewinn.

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AW: Apparatschik?

von Holger am 21.02.2023 um 16:57 Uhr

Ich bin ganz gewiss kein Lauterbach-Fan. Und vieles von Ihrer Kritik würde ich zwar anders formulieren, trage es aber inhaltlich mit. Ausgerechnet dem Lauterbach aber vorzuwerfen, er sei ein Partei-Apparatschik, geht völlig an der Realität vorbei. Wenn einer ein klassischer "Quereinsteiger" ist, dann ja wohl er! Dass es damit nicht automatisch besser wird - geschenkt.

50 cent schamlos

von pille62 am 20.02.2023 um 10:34 Uhr

die Apothekerschaft sollte sämtliche Verträge kündigen.
Die Geschäftsgundlage ist entfallen und das nicht erst seid 2023.

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Post von Gaby

von Siggigold am 17.02.2023 um 21:04 Uhr

Okay was wenn der Brief ignoriert wird?

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AW: Post von Gaby

von Linda F. am 18.02.2023 um 7:41 Uhr

Dann war‘s das vermutlich. Der Brief wurde doch nur geschrieben, um sich selbst aus der Verantwortung zu stehlen. Wollte man wirklich die Interessen der Apotheken vor Ort vertreten, müsste man ganz anders agieren!

Mutiger Brief und Richtige Ansage!

von Uwe Hansmann am 17.02.2023 um 18:52 Uhr

Bravo für diesen deutlichen Brief an den Minister!

Ich gehe davon aus, dass unsere Präsidentin dran bleibt und weitere Taten folgen. Das Maß ist voll.

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AW: Mutiger Brief und Richtige Ansage

von J.M.L. am 18.02.2023 um 9:30 Uhr

Das Maß ist voll habe ich vor 6-7 Jahren auch schon unter einem Artikel gepostet. Ich würde nun eher dazu übergehen zu sagen, es läuft über...

Sofort handeln

von Dr. Radman am 17.02.2023 um 15:25 Uhr

Es ist Zeit mit KL für 20 Jahre Hass und Neid auf Apotheken abzurechnen. Kündigung alle Rahmenverträge ist nun unumgänglich. Er wird nicht einlenken, sondern seine Macht missbrauchen und das Gesetz sogar noch verschärfen. Wir sollten nicht auf Antwort vom BMG warten sondern gleich handeln!

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Overwiening schreibt einen offenen Brief an Lauterbach

von Jürgen Weinberg am 17.02.2023 um 15:02 Uhr

Soso, Frau Overwiening schreibt einen Brief an Karl Lauterbach...
Und in Shanghai ist ein Sack Reis umgefallen.
Liebe Kolleg:innen merken Sie was? Wir sind und bleiben die Trottel der Nation und daran wird sich auch nichts mehr ändern.

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Overwiening schreibt an Lauterbach: 50 Cent sind „schamlos“

von Bernd Haase am 17.02.2023 um 13:11 Uhr

SPD Soziale Politik für Dich

Das Zukunftsprogramm der SPD
Kapitel 3

3.0. Eine Gesellschaft des Respekts
Wir stehen für eine Gesellschaft des Respekts. Eine Gesellschaft, in der wir uns gegenseitig anerkennen, auch wenn wir in vielerlei Hinsicht verschieden sind. Eine Gesellschaft, in der niemand auf andere herabschaut und in der Meinungsverschiedenheiten fair, zivilisiert und auf Basis unserer demokratischen Grundsätze ausgetragen werden.
Wo dieser Respekt fehlt, zerfällt unsere Gesellschaft. Hassreden im Internet zersetzen unsere Gesellschaft. Das ist der Nährboden für Rechtsextreme. Unsere Politik zielt darauf ab, den Respekt wiederherzustellen.
Sie achtet die Würde jeder Arbeit und jede Lebensleistung.
Sie steht für gleiche Teilhabe und gleiche Lebenschancen für alle. Sie sorgt für gleichwertige Le- bensverhältnisse in Stadt und Land.
Sie ist konsequent gegen jede Form von Diskriminierung, egal ob es um soziale Herkunft, Geschlecht, Migrationsbiografie, Religion, Behinderung oder sexuelle Orientierung geht.
Sie steht für politische und soziale Bürger*innenrechte. Sie steht aber auch für Pflichten. Dazu gehört, dass sich alle an Gesetze halten.

Ein Zitat aus dem Zukunftsprogramm der SPD, Aus Respekt vor Deiner Zukunft, Kapitel 3, Seite 27

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von Anita Peter am 17.02.2023 um 12:41 Uhr

Ein Brief also. Das ist also die Handlung zur Aussage "Das werden wir uns nicht gefallen lassen"
Bravo Frau Oerwiening!

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AW: .Einschreiben?

von J.M.L. am 18.02.2023 um 9:36 Uhr

Falls es das ABDA-Budget erlaubt, so hoffe ich, dass er wenigstens als Übergabe-Einschreiben versandt wurde... P.S.: Schreibt die Mediziner-Standesvertretung eigentlich auch Briefe?

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