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EMA-Zulassung beantragt
Neuer Therapieansatz bei Psoriasis-Arthritis: Bimekizumab
Bei der Psoriasis-Arthritis ändert sich die Therapielandschaft rasant: Immer mehr Patienten profitieren von einer Biologika-Behandlung. Auch der duale Interleukin (IL)-17A/F-Inhibitor Bimekizumab befindet sich auf dem Weg zur Zulassung. Er verspricht eine schnelle sowie langanhaltende Krankheitskontrolle bei gutem Sicherheitsprofil und das selbst bei früherem Versagen auf TNF-alpha-Inhibitoren.
Die Psoriasis-Arthritis (PsA) ist eine komplexe, immunvermittelte, chronisch entzündliche Erkrankung, die sich in verschiedenen Erscheinungsformen äußert. In erster Linie gehen Gelenkbeschwerden einher mit Haut- und Nagelbefall. So leiden etwa 30 Prozent aller Psoriasis-Patienten auch an einer PsA.[1] Dabei gilt: Das Risiko, eine PsA zu entwickeln, steigt mit dem Schweregrad der dermalen Psoriasis.
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Generell kann die Gelenkentzündung vor, nach oder zeitgleich zu den Hautbeschwerden auftreten. In den meisten Fällen – bei fast Dreiviertel der Betroffenen - zeigt sich jedoch zuerst die Schuppenflechte mit Rötungen, Schmerzen, Juckreiz und Abschuppung der Haut. Etwa 7-8 Jahre später kommt es dann zusätzlich zu einer Gelenkmanifestation mit Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. [2,3]
Unbehandelt schreiten die Gelenkschädigungen oft fort und irreversible Funktionseinschränkungen drohen.[4] Somit ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung der PsA wichtig. Mit einer maßgeschneiderten Therapie lässt sich ein möglichst niedriges Level der Krankheitsaktivität und damit eine verbesserte Lebensqualität erreichen. Auch die Remission, also die Abwesenheit von kutanen Symptomen und Gelenkbeschwerden, ist dank der modernen Wirkstoffe heute ein realistisches Behandlungsziel.
Bisherige Behandlungsoptionen
Gemäß der aktualisierten, evidenzbasierten Empfehlungen der Group for Research and Assessment of Psoriasis and Psoriasis Arthritis sollten Patienten mit einer mittelschweren bis schweren Psoriasis und einer begleitenden aktiven peripheren Gelenkbeteiligung frühzeitig Methotrexat (MTX) erhalten.
Bei unzureichend ansprechenden Patienten, einer axialen Beteiligung oder einer Enthesitis (Sehnenansatzentzündung) eignen sich Biologika – neben den jahrelang favorisierten TNFalpha-Antagonisten (TNFi: Adalimumab, Etanercept, Certolizumab, Infliximab) auch der IL-12/-23-Hemmer Ustekinumab sowie die IL-17A-Inhibitoren Secukinumab oder Ixekizumab – und zwar als Monotherapie oder in Kombination mit MTX.
Für die PsA sind weiterhin die beiden IL-23-Blocker Guselkumab und Risankizumab zugelassen. Als alternative Behandlungsoption für Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf MTX und Kontraindikation von Biologika steht Apremilast zur Verfügung. [5,6]
Dualer IL-17A/F-Inhibitor: Bimekizumab
Trotz dieser breiten Palette an Wirkstoffen zeigen einige Patienten mit PsA kein ausreichendes Ansprechen, sodass zusätzliche Behandlungsoptionen nötig sind. Ein aussichtsreicher Kandidat ist Bimekizumab, ein humanisierter monoklonaler IgG1-Antikörper, der selektiv die Interleukine IL-17A und IL-17F hemmt. Diese beiden proinflammatorischen Zytokine sind wichtige Treiber der Haut- und Gewebeentzündung sowie verantwortlich für Knochenschwund. [7] Bimekizumab (Bimzelx®) ist seit 2021 bereits bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis zugelassen.
Studien BE OPTIMAL und BE COMPLETE
Die Europäische Arzneimittelagentur hat kürzlich den Zulassungsantrag für Bimekizumab zur Behandlung erwachsener Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis angenommen. [8] Dieser beruht auf den Daten zweier klinischer Phase-3-Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Bimekizumab bei PsA beurteilten. [9,10] Die Studien schlossen Patienten ein, die zuvor kein Biologikum erhalten hatten (BE OPTIMAL) beziehungsweise Patienten mit unzureichendem Ansprechen oder Intoleranz von ein bis zwei TNFalpha-Inhibitoren (BE COMPLETE).
Die BE OPTIMAL-Studie umfasste insgesamt 852 Biologika-naive Patienten ≥18 Jahre mit aktiver PsA, die auf Bimekizumab 160 mg alle vier Wochen, Placebo oder Adalimumab 40 mg alle zwei Wochen als Referenz randomisiert wurden. Die 400 TNFi-Non-Responder der BE-COMPLETE-Studie erhielten alle vier Wochen Bimekizumab 160 mg oder Placebo, ohne Adalimumab-Referenzarm.
Primärer Endpunkt beider Studien war ein Rückgang der Beschwerden um mindestens 50 Prozent (ACR50-Ansprechen) in Woche 16. Dieser wurde signifikant erreicht und war in BE COMPLETE mit 43,4 Prozent unter Bimekizumab versus 6,8 Prozent unter Placebo fast identisch mit jenem in BE OPTIMAL (43,9 Prozent Bimekizumab vs. 10,0 Prozent Placebo; Adalimumab 45,7 Prozent). In beiden Studien erreichten über 40 Prozent der Patienten eine minimale Krankheitsaktivität.
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Insgesamt führte die Bimekizumab-Behandlung im Vergleich zu Placebo zu überlegenen Verbesserungen der Gelenke und der Haut. Mehr als die Hälfte der Patienten mit PsA und begleitender Plaque-Psoriasis wies sogar eine komplett erscheinungsfreie Haut (PASI100) auf. Beachtenswert ist: Ein TNF-alpha-Inhibitor-Versagen hatte keinen dramatischen Einfluss auf die Wirksamkeit von Bimekizumab. Generell entsprach das Sicherheitsprofil dem früherer Phase-3-Studien mit Patienten mit Plaque-Psoriasis. Die häufigsten Nebenwirkungen unter Bimekizumab waren Nasopharyngitis, Infektionen des unteren Respirationstraktes, Kopfschmerzen und Durchfall. Zudem kam es zum Auftreten von milden oder moderaten Candidosen, einer bereits bekannten Nebenwirkung der IL-17-Inhibitoren. Diese ließen sich jedoch mit gängigen Antimykotika gut in den Griff bekommen. [9,10]
Stellenwert der neuen Wirkprinzipien
Bimekizumab zeichnete sich in beiden Studien zur PsA durch schnelles Ansprechen aus, bereits nach einer Einzelgabe kam es zu einer raschen Verbesserung der Krankheitssymptome und damit zu einer verbesserten Lebensqualität und geringeren Krankheitslast im Alltag. Somit wurde ein wichtiges Therapieziel für die Patienten erfüllt - neben einer langanhaltenden Wirkung und einem akzeptablen Verträglichkeitsprofil.
Literatur
[1] Mease PJ et al. Prevalence of rheumatologist-diagnosed psoriatic arthritis in patients with psoriasis in European/North American dermatology clinics. J Am Acad Dermatol 2013; 69:729-735
[2] Gisondi P et al. Reducing the risk of developing psoriatic arthritis in patients with psoriasis. Psoriasis: Targets and Therapy 2022; 12:213-220; https://doi.org/10.2147/PTT.S323300
[3] Charlton RA, Tillett W, Nightingale AL, et al.; the PROMPT Study Group. Interval between onset of psoriasis and psoriatic arthritis: comparing the United Kingdom Clinical Practice Research Datalink with a hospital-based cohort. Rheumatology 2017; 56:66.7
[4] Kane D et al.: A prospective, clinical and radiological study of early psoriatic arthritis: an early synovitis clinic experience. Rheumatology (Oxford) 2003; 42: 1460-1468
[5] Coates LC et al. Group for Research and Assessment of Psoriasis and Psoriatic Arthritis (GRAPPA): updated treatment recommendations for psoriatic arthritis 2021. Nat Rev Rheumatol 2022; 18: 465–479; https://doi.org/10.1038/s41584-022-00798-0
[7] Lee, Y. The role of interleukin-17 in bone metabolism and inflammatory skeletal diseases. BMB reports 2013; 46(10): 479-83
[9] McInnes IB et al. Bimekizumab in patients with psoriatic arthritis, naive to biologic treatment: a randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trial (BE OPTIMAL); The Lancet 2023, volume 401, issue 10370: 25-37; doi: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(22)02302-9
[10] Merola JF et al. Bimekizumab in patients with active psoriatic arthritis and previous inadequate response or intolerance to tumour necrosis factor-α inhibitors: a randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trial (BE COMPLETE); The Lancet 2023, volume 401, issue 10370: 38-48; doi: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(22)02303-0
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