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Estrogen verursacht CGRP-Anstieg
Wie Migräne und Menstruation zusammenhängen
Als wären die üblichen Menstruationsbeschwerden nicht schon genug, werden Migränepatientinnen kurz vor oder während der Regelblutung auch vermehrt von Migräneattacken heimgesucht. Forschende der Charité haben in einer Studie eine Erklärung für das gehäufte gemeinsame Auftreten gefunden.
Anfallsartige, häufig einseitig auftretende starke Kopfschmerzen, bisweilen begleitet von Übelkeit und Erbrechen sowie Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen: Migräne ist vielen Menschen nur zu gut bekannt. Laut Angaben der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft leidet mehr als jeder zehnte Mensch an den quälenden Kopfschmerzen.
Auffällig dabei: Frauen haben dreimal so oft mit den heftigen Kopfschmerzen zu kämpfen wie Männer. Besonders häufig treten Kopfschmerzattacken dabei kurz vor oder während der Menstruation auf. Nach den Wechseljahren hingegen sinkt die Migräneprävalenz bei Frauen und auch während der Schwangerschaft beobachten viele Frauen eine Veränderung im Auftreten ihrer Migräne.
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Diese Beobachtungen legen die Vermutung nahe, dass neben Neurotransmittern wie Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) auch Sexualhormone in der noch nicht vollständig aufgeklärten Pathophysiologie der Migräne eine Rolle spielen. Gemäß der neurogenen Entzündungshypothese wird bei einer Migräneattacke CGRP aus Nervenendigungen im Gehirn freigesetzt und bewirkt eine Vasodilatation naheliegender Blutgefäße. Diese gilt als eine Ursache für den Schmerz. Nur was löst die CGRP-Ausschüttung aus?
„Aus dem Tiermodell haben wir Hinweise, dass Schwankungen von weiblichen Hormonen – insbesondere von Östrogen – zu einer verstärkten Freisetzung des Entzündungsbotenstoffs CGRP im Gehirn führen“
Ob dieser Zusammenhang auch im Menschen besteht, prüften Raffaelli und ihre Kolleg:innen in einer nun im Fachjournal „Neurology“ veröffentlichten Kohortenstudie. Hierfür untersuchten die Berliner Forscher:innen insgesamt 90 Frauen mit und 90 Frauen ohne Migräne. Jeweils ein Drittel von ihnen wies einen regelmäßigen Menstruationszyklus auf, nahm orale Kontrazeptiva ein oder befand sich bereits in der Postmenopause.
Bei allen Teilnehmerinnen wurden die CGRP-Spiegel in Blutplasma und Tränenflüssigkeit bestimmt, wobei sich die Zeitpunkte der Probennahme je nach Gruppe unterschieden, um die verschiedenen Hormonzustände abzubilden. Bei Frauen mit regelmäßigem Menstruationszyklus fanden die Messungen während der Menstruation sowie kurz vor der Ovulation statt. Bei Frauen mit oraler Kontrazeption wurde während des hormonfreien Intervalls sowie in der zweiten Einnahmewoche gemessen und bei Frauen in der Postmenopause fand ein Messtermin an einem beliebigen Zeitpunkt statt.
Höhere CGRP-Level bei Migränepatientinnen während Menstruation
Tatsächlich fanden die Forscher:innen bei den Frauen mit Migräne und einem regelmäßigen Zyklus während der Menstruation signifikant höhere CGRP-Spiegel sowohl im Blutplasma als auch in der Tränenflüssigkeit als bei der altersangepassten, migränefreien Kontrollgruppe mit regelmäßigem Zyklus. Weiterhin hatten Migränepatientinnen mit regelmäßigem Zyklus während der Menstruation höherer CGRP-Tränenflüssigkeitspiegel als Migränepatientinnen unter oraler Kontrazeption im hormonfreien Intervall. Innerhalb der Gruppen, die orale Kontrazeptiva verwendeten oder bereits in der Postmenopause waren, gab es keinerlei Unterschiede in der CGRP-Konzentration zwischen der Migräne- und der Kontrolluntergruppe.
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Mit diesen Ergebnissen konnten die Wissenschaftler:innen erstmals einen Zusammenhang zwischen den Sexualhormonen und der CGRP-Freisetzung in der Migräneentstehung beim Menschen zeigen. Entscheidend sei hierbei jedoch weniger die absolute Hormonkonzentration, sondern vielmehr die Schwankung der Hormonspiegel. Insbesondere der Abfall des Estrogenspiegels kurz vor der Menstruation ist mit einem erhöhten CGRP-Spiegel assoziiert.
Diese Ergebnisse helfen nicht nur bei dem grundlegenden Verständnis der Pathophysiologie der Migräne, sondern könnten auch für Behandlungsversuche mit Vertretern der neuen Medikamentenklasse der CGRP-Inhibitoren von Relevanz sein. „Auf Basis unserer Studie stellt sich nun die Frage: Haben CGRP-Inhibitoren bei verschiedenen hormonellen Zuständen eine unterschiedliche Wirkung? Wäre es also zum Beispiel sinnvoll, diese Medikamente zyklusabhängig zu verabreichen? Das müssen jetzt weitere Studien zeigen“, sagt Erstautorin Dr. Bianca Raffaelli.
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