Girocard als Auslaufmodell

Debitkarten auf dem Vormarsch – höhere Gebühren für Apotheken

28.02.2023, 10:45 Uhr

Was der Kunde nicht merkt: bei der Kartenzahlung fallen für den Verkäufer Gebühren an – welche hängt von der Art der Karte ab. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

Was der Kunde nicht merkt: bei der Kartenzahlung fallen für den Verkäufer Gebühren an – welche hängt von der Art der Karte ab. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)


Ab Juli 2023 werden keine Girocards (bis 2007 EC-Karte genannt) mit der von Mastercard stammenden Maestro-Funktion mehr ausgegeben. Welche Umstellungen das für die Apotheken mit sich bringt, erklärt Apothekerin Jutta Degenhardt, Leiterin der Abteilung Betriebswirtschaft der Treuhand Hannover. 

Die Girocard entwickelt sich zum Auslaufmodell. Zwar wird die EC-Karte nicht gänzlich abgeschafft, kann allerdings ohne Maestro nicht mehr im Ausland eingesetzt werden. Daher sind Alternativen nötig. Die Debitkarten von den internationalen Kartenzahlungsdienstleistern MasterCard und Visa vereinen Girocard und Kreditkarte. Banken geben bei auslaufender Gültigkeit von Girokarten als Nachfolgelösung dann meist diese Debitkarten mit den zusätzlich zur Girocard aufgebrachten Co-Badges wie zum Beispiel Visa oder Mastercard aus.

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Jede Bank hat allerdings ihre eigene Strategie. Junge Digital­banken verzichten beispielsweise komplett auf die Girocard und geben reine Debitkarten aus. Das bringt nach aktuellen Meldungen aber Probleme für die Nutzer, da der Handel derzeit oft nur die Girocard akzeptiert.

Girocards nicht mehr auslandstauglich

Wird die Girocard an Geldautomaten oder beim Bezahlen an der Kasse eingesetzt, wird der Betrag wenig später vom Girokonto abgebucht. Gebühren für den Handel liegen bei circa 0,25 Prozent des Betrags. Es resultierten überschaubare Belastungen auch bei hohen Bon-Summen. Die Karten waren bisher mit der Maestro-Funktion ausgestattet, einem Bezahlsystem der Mastercard, das die Karte auslandstauglich machte. Diese Kooperation fällt nun ab dem 1. Juli 2023 für neu ausgegebene Girocards weg.

Hier kommt nun die Debitkarte ins Spiel. Während man bei einer Kreditkarte auf Kredit kauft und die einzelnen Transaktionen monatlich in einer Summe abgebucht werden, funktioniert die Debitcard ähnlich wie die Girocard quasi als unechte Kreditkarte auf Guthabenbasis. Das bedeutet, das Geld wird direkt vom Guthaben abgezogen beziehungsweise innerhalb des verfügbaren Dispositionslimits des Kontos belastet. Anbieter wie Visa oder Mastercard kennzeichnen die Karten mit dem Zusatz Debit zur Abgrenzung zu traditionellen Kreditkarten.

Grafik: AZ; Quelle: Treuhand Hannover GmbH

Debitkarte kein vollständiger Ersatz für Kreditkarte

Für Online-Einkäufe oder mobiles Payment ist der Verbraucher damit gerüstet, für Hotel- und Mietwagenbuchungen zumeist auch. Im Gegensatz zu vollwertigen Kreditkarten sind jedoch beispielsweise keine Versicherungsleistungen oder Reisepakete enthalten. Daher empfiehlt Stiftung Warentest: „Debitkarten sind weder für die Girocard noch für eine echte Kreditkarte ein vollständiger Ersatz. Es ist sicherer, eine zweite Karte dabei zu haben – oder genügend Bargeld.“

Einzelne Banken fahren noch zweigleisig und bieten eine reine Girocard an. Diese ist aber für den Kunden kostenpflichtig und daher gegenüber der kostenfreien Debitkarte für den Verbraucher unattraktiv. Damit ist der schleichende Abgang der Girocard vorprogrammiert.

Der Handelsverband fordert mit Blick auf die Belastungen im Handel durch höhere Gebühren einen Erhalt einer günstigen Girofunk­tion auf den Karten. Daran haben die Kreditkartenunternehmen naturgemäß kein Interesse.

Gebühren liegen bei rund 0,7 Prozent

Die Gebühren liegen durch die breitere Akzeptanz und erweiterte Funktionen der Kreditkarteninfrastruktur mit rund 0,7 Prozent nach unseren Informationen erheblich über denen der bisherigen Girocard. Bei hohen Bon-Summen und knappen Margen, wie beispielsweise bei Hochpreis-Arzneimitteln, zehrt dies große Teile des Rohgewinns auf. Letztlich liegt der variable Aufschlag der Arzneimittelpreisverordnung nur bei 3 Prozent. Die Grafik zeigt die sinkenden Rohgewinne am Beispiel hochpreisiger Rx-Arzneimittel-Abgabe auf Privatrezept.

Betriebe, die bisher nur Girocards akzeptiert haben, werden bei Aufrechterhaltung dieser Strategie Probleme bekommen, da sukzessive immer mehr Kunden mit Debitkarte bezahlen, die auch im Handy kontaktlos hinterlegt werden kann. Um den Kunden nicht dem Mitbewerber zu überlassen, bleibt nur, sich für die neuen Bezahlvarianten zu rüsten. Stammkunden wird oft ohnehin der Kauf auf Rechnung und per Überweisung angeboten. Darüber hinaus kann auch gerade bei Hochpreisern mit einigen privaten Krankenversicherungen direkt abgerechnet werden.

Lesegerät für Kreditkarten freischalten lassen

Die Girocard verschwindet nicht so rasch, das deutsche Erfolgs­modell bröckelt dennoch. Wenn Sie in Ihrem Betrieb bisher nur Girocards akzeptiert haben, sollten Sie Ihr Kartenterminal für Kreditkarten freischalten lassen, um auch die zunehmenden Zahlungen mit der Debitkarte, die leider höhere Gebühren nach sich ziehen, entgegenzunehmen.

Dieser Beitrag ist ursprünglich im Treuhand Magazin erschienen. Wir haben ihn mit freundlicher Genehmigung übernommen.


Apotheker Zeitung (AZ)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Wenn sich Apotheken zur Annahme von Kreditkarten weigern...

von Nicolas Höpfner am 11.03.2023 um 11:03 Uhr

....bleiben ja immer noch die Online-Apotheken, bevorzugt im Ausland!

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Was kann man dagegen tun?

von Olaf Klietsch am 01.03.2023 um 10:58 Uhr

für uns bleibt nur die Taktik sich solange wie möglich durch Nichtakzeptanz dieses Geschäftsmodells zu wehren....es wird aber nicht funktionieren, weil man sich nicht einig ist.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Kostendeckende Rechnung

von Kleiner Apotheker am 28.02.2023 um 12:17 Uhr

Sehr schöne Rechnung.
Zeigt auch, wenn jetzt noch die Beiträge für Kammer und Verband und Steuerberater abgezogen werden, bleiben fast nur noch die 8,35 Euro übrig, bei 0,7% Debit.
Bei 5000 Euro mit Kreditkarte 1,9% dürfte es ein Minus werden.

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