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Die ABDA fordert für die Apotheken einen höheren Festzuschlag für Rx-Arzneimittel, eine regelmäßige Anpassung dafür und eine neue Strukturpauschale. Warum er alle drei Forderungen jetzt für richtig hält, erklärt DAZ-Wirtschaftsexperte Thomas Müller-Bohn in einem Kommentar.
Endlich hat die ABDA eine Honorarforderung mit einer Zahl aufgestellt. Nach jahrelanger Zurückhaltung aus diesen und jenen Gründen wurde der Druck von der Basis offenbar zu groß. Die ABDA hatte zwar schon oft gesagt, dass die Apotheken mehr Geld brauchen, aber eine Honorarforderung ohne eine Zahl nimmt niemand ernst. Jetzt sollen es 12 Euro für eine Rx-Packung sein sowie eine automatische Anpassung an die Kostenentwicklung und eine Pauschale für jede Betriebsstätte. Das alles ist richtig und überfällig.
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12 Euro pro Rx-Packung sind 3,65 Euro mehr als die derzeitigen 8,35 Euro. Bei 740 Millionen Packungen wären das 2,7 Milliarden Euro pro Jahr, von denen ein Teil auf Selbstzahler und die PKV entfiele. Das ist viel Geld. Gemessen an den vielen Milliarden für viele andere Zwecke ist es aber ein überschaubarer Betrag für die Sicherung des existenziellen Arzneiversorgungssystems.
Darum brauchen Apotheken das Geld
Natürlich werden andere die Frage stellen, wofür die Apotheken so viel mehr brauchen und wie sie es bisher ohne dieses Geld geschafft haben. Die Apotheken existieren ohne dieses Geld, weil viele schon lange nicht mehr investieren und weil die Gehälter für die Apothekenteams kaum noch neues Personal in die Apotheken locken. Mit den steigenden Gehältern an anderer Stelle wird die Diskrepanz immer größer. Wenn demnächst die geburtenstärksten Jahrgänge in Rente gehen, müssen die Apotheken ganz andere Gehälter zahlen, wenn sie weiterhin flächendeckend bestehen sollen. Nur so können sie den demografischen Wandel in ihren Teams bewältigen.
Selbstverständlich müssen sich auch die Gewinne der Apothekeninhaber entsprechend entwickeln, wenn sich der Einsatz und das Risiko lohnen sollen. Aus allen diesen Gründen ist auch die automatische Anpassung für die Zukunft wichtig. Schon bei der Einführung der heutigen Honorierung wurde eine Art „halbautomatische“ Anpassung mitgedacht. Doch die hat einmal unzureichend und ansonsten gar nicht funktioniert. Diese jahrzehntelangen schlechten Erfahrungen lassen nur den Schluss zu, dass die Apotheken einen Automatismus brauchen.
Einheitspauschale ist einfach und hat ihre Logik
Außerdem fordert die ABDA eine zusätzliche Pauschale für jede Betriebsstätte. Das klingt etwas einfallslos, lässt sich aber ebenfalls gut begründen und hat einige Vorteile. Der Verfasser dieses Kommentars hat schon vor fünf Jahren in der DAZ 2018, Nr. 17 Vorschläge für ein Strukturhonorar formuliert.
Die einfachste Variante ist ein fester Betrag für jede Apotheke. Dahinter steckt die Idee, dass alle Apotheken im Interesse der Versorgung bestimmte Basisangebote vorhalten müssen. Dafür sollten sie auch ein Basishonorar erhalten. Das betrifft alle Apotheken gleichermaßen. Davon würden kleine Apotheken überproportional profitieren. Das wäre gut so, denn viele Apotheken sind deshalb klein, weil ein versorgungskritischer Standort nicht mehr hergibt. Kleine Apotheken an anderen Standorten haben hingegen meist schon längst geschlossen. Insofern ist auch ein solches einheitliches Honorar durchaus eine Strukturförderung.
Pro und Kontra Strukturpauschale
Dabei sind auch differenziertere Formen möglich. Diese haben manche Vor- und Nachteile. Für die einheitliche Pauschale sprechen auf jeden Fall die einfache Handhabung und die Vermeidung von schwierigen Verteilungsdebatten. Die Politik erwartet wohl eher einen Vorschlag für eine punktuelle Honorierung und vermutlich wird sich auch diese Diskussion weiterentwickeln. Doch die ABDA-Forderung ist ein Statement dazu, für das es gute Argumente gibt.
Als Gegenargument werden interessierte Kreise anführen, das sei eine unerwünschte Förderung mit der Gießkanne. Doch das ist ein Argument von vorgestern. Denn die Zahl der Apotheken sinkt seit etwa 15 Jahren. Jede Apotheke, die noch übrig ist und die den demografischen Wandel beim Personal übersteht, ist für die Versorgung wichtig. Einige sind aufgrund ihres Standorts sicherlich noch wichtiger als andere, aber alle verdienen eine Förderung. Darum ist auch die Forderung der ABDA nach einer Pauschale für alle Apotheken jetzt richtig. Es sind harte Diskussionen zu erwarten, aber das gehört dazu.
4 Kommentare
2,7 Mrd. sind ein Minimum
von Dorf-Apothekerin am 02.03.2023 um 18:57 Uhr
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Endlich Forderungen
von Otto Wel. am 01.03.2023 um 18:52 Uhr
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2,7 Mrd. €? Ist noch etwas mehr ...
von Reinhard Herzog am 01.03.2023 um 16:43 Uhr
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AW: 2,7 Mrd. €? Ist noch etwas mehr
von Thomas Müller-Bohn am 02.03.2023 um 10:20 Uhr
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