Coxiella burnetii

Q-Fieber in Deutschland – was Apothekenteams wissen sollten

Stuttgart - 02.03.2023, 09:15 Uhr

Menschen stecken sich in der Regel bei Tieren, oft Paarhufern, mit dem Q-Fieber an. Deshalb wird dieses auch Ziegenfieber genannt. (Foto: maddin07 / Adobe Stock)

Menschen stecken sich in der Regel bei Tieren, oft Paarhufern, mit dem Q-Fieber an. Deshalb wird dieses auch Ziegenfieber genannt. (Foto: maddin07 / Adobe Stock)


Medienberichten zufolge sind in der Nähe von Lüneburg knapp ein Dutzend Menschen an dem sogenannten Q-Fieber erkrankt. Dieser Artikel macht sie fit für Beratungsgespräche mit besorgten Menschen.

Als im Jahr 1935 australisches Schlachthauspersonal zu fiebern begann, war man mit Blick auf den Auslöser zunächst ratlos, was der Erkrankung den Namen „query fever“, sinngemäß übersetzt „Fieber unbekannter Ursache“, einbrachte. Heute ist bekannt, dass hinter dem nun als Q-Fieber bezeichneten Infekt der gramnegative Erreger Coxiella burnetii steckt, der mit den Legionellen verwandt ist.

Bei Coxiella burnetii handelt es sich um einen unbeweglichen, aber ausgesprochen widerstandsfähigen Keim. Seine Dauerformen können mehrere Jahre lang in der Umwelt (beispielsweise auf Wolle oder Heu) überleben und auch eine Persistenz in Makrophagen ist bei dem sich intrazellulär vermehrenden Bakterium bekannt. Reservoir von C. burnetii sind Tiere, insbesondere Paarhufer, zwischen denen der Erreger durch Zecken übertragen werden kann.

Infektion und epidemiologische Aspekte

Während Übertragungen zwischen Menschen bislang nur in Ausnahmefällen (Bluttransfusion, Knochenmarktransplantation, unter der Geburt) beobachtet wurden, sind zoonotische Übertragungen vom Tier auf den Menschen durchaus möglich. Hierbei spielen Zecken jedoch keine Rolle. Vielmehr geschehen die meisten Infektionen über das Einatmen kontaminierter Stäube, der in der unmittelbaren Umgebung erkrankter Tiere, aber auch im Umkreis von 2 km vorkommen kann. 

Insbesondere bei engerem Kontakt mit Tieren oder deren Ausscheidungen, wie beispielsweise bei der Schafschur, ist eine Ansteckung möglich. Daher ereignen sich die meisten Infektionen auch im ländlichen Raum. Männer, speziell jüngere Männer im Alter von 25 bis 29 Jahren, stecken sich besonders häufig an. Im Zeitraum 2001 bis 2020 wurde das Robert Koch-Institut pro Jahr über 55 bis 416 Fälle (Median 196) der meldepflichtigen Erkrankung informiert. Am stärksten betroffen waren zuletzt die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Symptome und Therapie

Nach der üblicherweise zwei bis drei Wochen dauernden Inkubationszeit verläuft rund die Hälfte der Infektionen mild oder sogar asymptomatisch und heilt innerhalb von einer bis zwei Wochen aus. Treten Symptome auf, so sind dies charakteristischerweise hohes Fieber, Schüttelfrost, Muskel- und Stirnkopfschmerzen. Entzündungen der Lunge, der Leber und von Herzmuskeln sind möglich. Rund 1 Prozent der Erkrankungen chronifiziert sich. 

Ob das Q-Fieber oder eine andere Infektionserkrankung vorliegt, kann nach einem aus der Anamnese erwachsenen Verdacht labordiagnostisch überprüft werden. Gesicherte Q-Fieber-Infektionen, die nicht milde verlaufen, werden mit zwei- bis dreiwöchiger Doxycyclingabe als Mittel der Wahl therapiert.

Achtung Schwangerschaft

Problematisch ist eine Infektion insbesondere in der Schwangerschaft: Findet diese im ersten Trimenon statt, führt dies in der Regel zum Abort. Weiterhin sind Neugeborene und Geburtsprodukte, wie die Plazenta, bei infizierten Menschen und Tieren gleichermaßen hochansteckend, sodass unter der Geburt ein hohes Infektionsrisiko für die begleitenden Personen besteht und spezielle Schutzmaßnahmen erforderlich sind.

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Präventive Maßnahmen sind insbesondere von Paarhufer-haltenden Betrieben und Einzelpersonen umzusetzen. Hierzu gehört unter anderem das Management von Graviditäten und Geburten infizierter Tiere sowie des Festmists, weiterhin die Impfung und Zeckenbehandlung der Herden. Insofern ist zu erwarten, dass in Norddeutschland nun die Suche nach dem Ursprung des Ausbruches beginnt, damit anschließend entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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