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Stiftung Warentest
Gravierende Mängel bei Nahrungsergänzung für Männer
Zu hoch dosiert, unzureichend gekennzeichnet und ohnehin „überflüssig“ – das hält Stiftung Warentest von Nahrungsergänzungsmitteln speziell für Männer. Worauf sollte man bei den Präparaten achten?
Sie sollen leistungsfähiger machen – im Beruf, beim Sport und in der Freizeit: Nahrungsergänzungsmittel (NEM) für den Mann. Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren und allerlei Pflanzenextrakte sollen Männer zur Hochform katapultieren. Und das ganz einfach – mit meist nur einer Kapsel täglich. Stiftung Warentest zweifelt ob der hochtrabenden Versprechen seitens der Nahrungsergänzungsmittelhersteller und hat 17 Präparate getestet – aus Drogerien, Reformhäusern und Supermärkten. Mit dabei auch Präparate, die sich in Apotheken finden.
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Im Speziellen interessierten sich die Verbraucherschützer dafür, ob der deklarierte Gehalt der fettlöslichen Vitamine A, D, E, K und von Carotinoiden tatsächlich den enthaltenen und den maximal empfohlenen Höchstmengen entspricht sowie ob bestimmte Gesundheitsversprechen auf der Packung – die sogenannten Health Claims – überhaupt erlaubt sind.
Nahrungsergänzungsmittel und Gesundheitsversprechen
Zur Erinnerung: NEM zählen zu den Lebensmitteln, bedürfen anders als Arzneimittel keiner Zulassung. Die Hersteller müssen folglich auch keine Wirksamkeit belegen. Bewerben dürfen sie ihre Präparate mit bestimmten von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Elsa) abgesegneten Aussagen, den Health Claims.
Verständlicherweise nutzen die NEM-Produzenten dann Botschaften, die Aufmerksamkeit bei der Zielgruppe generieren, bei Männern Fruchtbarkeit und Potenz, wie beispielsweise: „Zink trägt zum Erhalt eines normalen Testosteronspiegels bei“. Dabei vergäßen die Verbraucher häufig – erinnert Stiftung Warentest – dass die Inhaltsstoffe zwar eine günstige Wirkung hätten, aber das noch lange nicht bedeute, „dass Männer sie aus Kapseln und Co. brauchen“.
Bestes Urteil: „überflüssig“
Was also halten die Verbraucherschützer von diesen speziellen Nahrungsergänzungsmitteln für Männer, die unter anderem die Spermienbildung unterstützen und zu einer normalen Reproduktion beitragen sollen?
Ganz gut – und am besten von allen – schneidet noch „Doppelherz aktiv Männer-Gesundheit“ ab. Das Präparat stufen die Verbraucherschützer dennoch als „überflüssig“ ein – wohlgemerkt die beste Bewertung, zu der sich Stiftung Warentest durchringen konnte. Das Argument: Vitamine und Mineralstoffe seien Teil der Ernährung und der Nutzen des Präparats aus ernährungswissenschaftlicher Sicht nicht belegt.
Was macht Nahrungsergänzungsmittel riskant?
Das „überflüssig“ gilt auch für alle anderen geprüften NEM, allerdings sind diese zusätzlich „überdosiert und teils unzureichend gekennzeichnet“ oder Stiftung Warentest hat „gravierende Mängel“ ausgemacht. So enthalten die restlichen getesteten NEM für Männer meist zu viel Zink, Selen – wie zum Beispiel das Präparat von dm oder Kneipp – oder zusätzlich zu viel Chrom, wie das „Bio“-Präparat mit dem bescheidenen Namen „O’gaenics Mr. Do-It-All“. Hier vermissen die Verbraucherschützer zudem Hinweise, dass bei mehr als 3,5 mg Zink Tagesdosis Nutzer auf weitere zinkhaltige Nahrungsergänzungsmittel verzichten sollten und dass eine unkontrollierte Ergänzung von Vitamin E das Risiko für Prostatakrebs bei Männern ab 55 Jahren erhöhen kann – eine Kritik, die sich auch das in Apotheken erhältliche „Orthomal flavon m" gefallen lassen muss, das es neben Zink und Selen auch mit Folsäure und Vitamin E zu gut meint.
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Mit „gravierenden Mängeln“ beweret Stiftung Warentest Präparate, die zum Beispiel die Höchstmengen von Vitamin A überschreiten, wie „Centrum für Ihn“ oder „Eucell M Plus“, da dies die Leber schädigen könne. „Denk Nutrition man active“ nimmt zudem – und als einziges der geprüften Präparate – den Mund mit Gesundheitsversprechen etwas zu voll und behauptet, das enthaltene „Arginin stimuliert die Blutgefäße für einen verbesserten Blutfluss“. Allerdings: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat diese Aussage nie abgesegnet, weswegen Hersteller von NEM damit auch nicht werben dürfen.
Vorsicht bei Pflanzenextrakten
Vorsichtig ist Stiftung Warentest auch bei Pflanzenextrakten, wie Tribulus-Extrakt in „Nature love“ oder „Raab Vitalfood“: Die Pflanze könne giftige Stoffe enthalten, und es sei nicht bekannt, ob die Extrakte diese enthielten.
Vorteil Kapseln?
Einen Vorteil kann man vielleicht noch in der Darreichungsform Kapsel erkennen: Sie enthalten, anders als die geprüften Tabletten, kein Titandioxid. Titandioxid darf bereits seit über einem Jahr (Februar 2022) nicht mehr als Zusatzstoff in Lebensmitteln enthalten sein, die bereits produzierten Präparate dürfen jedoch noch abgekauft werden.
Gesund ernähren
Damit scheinen Nahrungsergänzungsmittel für Männer nicht zu halten, was sie versprechen – was tun? Stiftung Warentest findet, mit gesunder Ernährung kommt man schon weit: Wer sich normal ernährt, ist gut mit Nährstoffen versorgt. Die Tester erachten eine gezielte Ergänzung bei Männern höchstens in bestimmten Fällen als sinnvoll und beziehen sich dabei auf Empfehlungen der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung): Vitamin B12 für Veganer, Vitamin D (nach ärztlicher Absprache) für Menschen, die wenig an der Sonne sind und Jod und Fluor, da Letztere in Lebensmitteln rar seien. Hier kann man sogar noch weiter gehen als Stiftung Warentest: Liegt ein Vitamin-D-Mangel vor, ist auch ein Arzneimittel gerechtfertigt, sollen Arzneimittel laut § 2 AMG nicht nur Krankheiten heilen und lindern, sondern sie auch verhüten.
2 Kommentare
Headline
von Martin Allwang am 06.03.2023 um 8:46 Uhr
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AW: Headline
von DAZ-Redaktion am 06.03.2023 um 16:51 Uhr
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