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Phase-3-Studie
Was kann der japanische Corona-Wirkstoff Ensitrelvir?
Unter dem Handelsnamen Xocova ist in Japan der 3CL-Protease-Inhibitor Ensitrelvir gegen SARS-CoV-2 mit einer Notfallzulassung auf dem Markt. Nun hat der Hersteller Shionogi erste Ergebnisse der Phase-3-Studie sowie explorative Daten zu einer möglichen Risikoreduktion für das Entwickeln von Long-COVID vorgestellt.
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie ist immense Anstrengung in die Entwicklung von Impfstoffen, aber auch von Wirkstoffen gegen SARS-CoV-2 geflossen. Ein Wirkstoff-Target stellt hierbei die 3-Chymotrypsin-like-Protease (3CL) des Virus dar, an welcher beispielsweise Nirmatrelvir (in Kombination mit Ritonavir in PaxlovidTM) ansetzt. Ebenfalls eine Hemmung der 3CL-Protease bewirkt der von der Universität Hokkaido und dem japanischen Pharmaunternehmen Shionogi entwickelte Wirkstoff Ensitrelvir.
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Nach vielversprechenden Ergebnissen in klinischen Studien der Phase 2b Ende 2022 hat dieser eine Notfallzulassung des japanischen Gesundheitsministeriums erhalten und kann dort in Form von 125 mg Tabletten unter dem Handelsnamen Xocova® eingesetzt werden. Nun gab die Studienleitung auch Einblicke in die Ergebnisse einer Phase-3-Studie sowie in die Zwischenergebnisse einer explorativen Untersuchung hinsichtlich der Schutzwirkung von Ensitrelvir vor Long COVID.
5 Tage lang 125 mg Ensitrelvir oral
In die randomisiert-kontrollierte Studie eingeschlossen wurden knapp 1.800 COVID-19-Patient:innen mit leichtem bis mittelschweren Verlauf, die vor nicht mehr als 5 Tagen (120 Stunden) erkrankt waren. Weder der Impfstatus noch das Vorliegen von Risikofaktoren für einen schweren Verlauf stellten hierbei Ausschlusskriterien dar. Die Patient:innen wurden zufällig auf drei Gruppen verteilt, die über einen Zeitraum von fünf Tagen einmal täglich 125 mg Ensitrelvir (mit einmaliger Aufsättigungsdosis von 375 mg), 250 mg Ensitrelvir (mit einmaliger Aufsättigungsdosis von 750 mg) oder Placebo einnahmen.
Als primärer Endpunkt wurde die Zeit bis zum Ende fünf typischer COVID-19-Symptome ausgewertet: laufende/verstopfte Nase, Halsschmerzen, Husten, Hitzegefühl/Fieber, Müdigkeit/Erschöpfung. Sekundäre Endpunkte stellten die Veränderung der Viruslast von der Basislinienmessung zum Tag 4 sowie die Zeit bis zum ersten negativen PCR-Test dar. Hinsichtlich dieser Endpunkte stand die Auswertung jener Studienteilnehmer:innen im Mittelpunkt, die innerhalb der ersten 72 Stunden nach Erkrankungsbeginn der 125 mg Ensitrelvir-Gruppe (n=347) oder der Placebo-Gruppe zugewiesen wurden (n=343), also etwa ein Drittel der gesamten Studienpopulation.
Verumgruppe schneller wieder fit
Für diese präsentierte die Studienleitung bei allen drei Endpunkten signifikante Ergebnisse. Während bei Patient:innen der Placebogruppe im Mittel 192,2 Stunden bis zur Freiheit von den fünf gemessenen Symptome vergingen, waren die Verum-Teilnehmer:innen bereits nach 167,9 Stunden, also einen ganzen Tag früher, von den lästigen Krankheitserscheinungen befreit. Die Viruslast war zwischen Basislininemessung und der Messung an Tag vier in der Verumgruppe signifikant stärker zurückgegangen als in der Placebogruppe, dementsprechend fiel in der Verumgruppe auch ein PCR-Test früher wieder negativ aus als in der Placebogruppe (36,2 Stunden vs. 65,3 Stunden).
Auch aus der explorativen und noch nicht abgeschlossenen Untersuchung zum möglichen Einfluss von Ensitrelvir auf die Entwicklung Long-COVID wurden optimistisch stimmende Zwischenergebnisse vorgestellt: Hierfür wurden die Studienteilnehmer:innen drei und/oder sechs Monate ein weiteres Mal nach dem Vorliegen von Symptomen, inklusive neurologischer Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten oder Gedächtnisverlust, befragt.
Risiko für Long-COVID reduziert?
Es zeigte sich, dass nach diesem Zeitraum deutlich weniger Patient:innen aus der Verumgruppe noch an Symptomen litten. Die Risikoreduktion von 125 mg Ensitrelvir im Vergleich mit Placebo für das Persistieren allgemeiner COVID-19 Symptome betrug 25 Prozent, für das Persistieren neurologischer Symptome 26 Prozent. Bei Patient:innen, die zu Studienbeginn über besonders starke Symptome geklagt hatten, war die Risikoreduktion sogar noch größer und lag bei 45 bzw. 33 Prozent für das Persistieren allgemeiner bzw. neurologischer Symptome.
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Die vorgelegten Daten weisen also darauf hin, dass eine Therapie mit Ensitrelvir rasch nach dem Beginn einer COVID-19-Erkrankung die Krankheitsdauer verkürzen und das Risiko von Long-COVID reduzieren könnte. Um die Datengrundlage zu diesem neuen Wirkstoff zu erweitern, hat Shionogi bereits weitere Studien angekündigt, diese sollen dann auch Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sowie hospitalisierte Patient:innen einschließen.
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