- DAZ.online
- News
- Digitales
- Just Check It: Ein Ding, ...
Aus der Apotheke, für die Apotheke (Teil 11)
Just Check It: Ein Ding, das wächst
Mit „Just Check It“ ist Ende 2022 eine digitale Plattform an den Start gegangen, die Apotheker bei der Überprüfung ihrer Großhandelsrechnungen unterstützen will. Zusätzlich haben die Macher aufgrund der Lieferengpässe eine Arzneimittel-Tauschbörse freigeschaltet. Doch bei diesen beiden Anwendungen soll es nicht bleiben: Demnächst wollen die Betreiber mit weiteren digitalen Tools live gehen, unter anderem einer Jobdatingplattform.
Stephan Just hat den Namen seines Unternehmens nicht zufällig gewählt: Nicht nur, dass in „Just Check It“ sein eigener Nachname enthalten ist; die seit wenigen Wochen freigeschaltete gleichnamige Webseite verrät durch ihren Titel auch den Zweck ihres Daseins: Die Anwender, vor allem Apotheker, sollen mit Hilfe digitaler Tools Sachverhalte prüfen und Informationen suchen können.
Dass Just, 57, gerade in diesem digitalen Metier tätig geworden ist, liegt wohl auch an seinen Branchenerfahrungen: Viele Jahre war der Betriebswirt in den Vorstandsetagen des Pharmagroßhändlers Noweda und der Apothekenkooperation Easy tätig. Er kennt sich also aus mit den Bedürfnissen und Nöten der Apotheken, der Bürokratie, dem wirtschaftlichen Druck und dem Apothekensterben. „Ich wollte mit einer digitalen Lösung der Branche Unterstützung anbieten“, so Just. „Das war die Grundidee für Just Check It.“
Zusammen mit dem gerade mal 18-jährigen Julius Krahn arbeitet er seit dem vergangenen Jahr an ihrem gemeinsamen Start-Up. Krahn studiert an der TU München, ist zusammen mit einem Team für den digitalen Entwicklerpart zuständig und gemeinsam mit Just zu gleichen Anteilen Gesellschafter des Digitalunternehmens.
Rechnungsprüfung in einer Stunde
Den Anfang der Just-Check It-Services machte ein Tool für Rechnungsprüfungen, welches im November 2022 live geschaltet wurde. Dabei können Apotheker für einen Monatsbeitrag von 59,90 Euro online ihre Großhandelsrechnungen überprüfen lassen. „Das ist Mathematik, die kann man digital gut abbilden“, so Just. Der Rechnungscheck dauere auf diese Weise nur eine Stunde. In mehr als der Hälfte der Fälle würde die Software dabei feststellen, dass es Ungereimtheiten gebe, wobei Just den Großhändlern keine böse Absicht unterstellen will. Er bezeichnet diese Fälle eher als „Missverständnisse“, bei denen ein Apotheker möglicherweise meinte, dass er einen Rabatt erhalte, dies aber in der Abrechnung nicht entsprechend berücksichtigt worden sei. In jedem Fall biete das Ergebnis eine Grundlage für Nachverhandlungen mit den Pharmagroßhändlern.
Just sieht einen großen Bedarf an diesem Service und betrachtet die Plattform als eine Art Gegengewicht der Apothekerschaft zum Oligopol der Großhändler. Die beiden Unternehmer haben in den vergangenen zwei Monaten damit über 100 Apotheken als Kunden gewonnen, die Erwartung auf weiter steigende Zahlen ist groß.
Direkte Wettbewerber hat Just bislang nicht ausgemacht, einzig freie Berater, die meist auf analoge Art und Weise Rechnungen prüfen. Die benötigten allerdings mehr Zeit als ihr digitales Tool. Zudem seien sie in der Regel teurer.
Die Rechnungsprüfung ist nach den Worten Justs allerdings lediglich ein Teaser, der Beginn für mehr: „Anfang März haben wir ein komplettes Servicepaket für Apotheker freigeschaltet.“ Das beinhaltet zum Monatspreis von 99,90 Euro für eine Apotheke beziehungsweise 169,90 Euro für bis zu vier Apotheken neben der Rechnungsprüfung auch die Prozesse darum herum wie beispielsweise Nachverhandlungen mit den Großhändlern oder die Kontrolle, ob finanzielle Nachforderungen tatsächlich auf den Konten der Apotheken eingehen.
Pharmazeutisches Dating
In der Entwicklung ist außerdem ein Tool, das Just als digitale Jobdatingplattform bezeichnet. Dabei sollen Apotheken, die freie Stellen zu besetzen haben, diese auf Just Check It anbieten können. Auf der anderen Seite sollen sämtliche Apothekenmitarbeiterinnen die Möglichkeit erhalten, auf der Plattform eine digitale Sedcard von sich zu erstellen. Die Datingplattform führe schließlich beide Seiten zusammen, sofern sie eine Übereinstimmung feststelle. Das Tool soll Ende März oder Anfang April 2023 freigeschaltet werden.
Darüber hinaus arbeitet das Just-Check-it-Team an einem Community-Forum. Auf diesem sollen Apotheker, die nach Justs Erfahrungen meist regional verknüpft sind, sich über ihren Tellerrand hinaus austauschen können. Zum Start in den kommenden Wochen wollen die Macher einige Themen mit in die Runde werfen, darüber hinaus sollen die Diskutanten aber frei sein zu sprechen, worüber sie möchten. Eine Moderation von Just Check It werde dabei darüber wachen, dass die Gespräche nicht aus dem Ruder laufen.
Digitaler Flohmarkt
Bereits online ist ein Tool, das laut Just anfangs gar nicht im Businessplan enthalten war und eher zufällig Aufnahme unter dem Dach von Just Check It fand – eine Arzneimittel-Tauschbörse. Auslöser dafür war die Anregung von Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt, angesichts der anhaltenden Arzneimittelknappheit einen Flohmarkt für Medikamente zu gründen. Diese Idee haben Just und sein Entwicklerkompagnon Krahn aufgenommen, während der Weihnachtszeit 2022 eine entsprechende Software entwickelt, sich mit der Arzneimittelbehörde in Köln abgestimmt und das Tool schließlich live gestellt. Die Idee dahinter: Apotheke A hat ein Medikament auf Lager, dass Apotheke B benötigt, aber nicht über den Großhandel bekommt. Just betont, dass die Plattform in diesen Fällen lediglich als Vermittler tätig wird. Die eigentlichen Details des Medikamentenaustauschs müssten die Apotheken unter sich ausmachen.
Dabei sollten sie auch die rechtlichen Aspekte nicht aus dem Blick verlieren, vor allem den Paragraphen 52a des Arzneimittelgesetzes. Der besagt, dass Apotheken untereinander eigentlich keinen Handel mit Arzneimitteln betreiben dürfen. Allerdings ist diese Regelung nach den Worten Justs „weich formuliert“. Zudem seien die Apothekerkammern- und verbände aufgerufen, zu prüfen, ob die Regelungen in Notsituationen gelockert werden können. Die Apothekerkammer Sachsen ist dem bereits gefolgt und hat dem Interpharmaziehandel grünes Licht erteilt. Trotz der offenen Rechtslage haben laut Just bislang rund 170 Apotheken die kostenlose Tauschbörse in Anspruch genommen, nahezu alle Anfragen hätten dabei bedient werden können.
Derweil denkt Just bereits wieder weiter und deutet an, dass er und Krahn Pläne für noch mehr Just-Check-it-Tools haben: „Das ist ein Ding, das wächst“.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.