Wegen Engpässen bei Kinder-Antibiotika

Österreichs Apotheker fordern Regierung zum Rohstoffkauf für Rezepturen auf

Stuttgart - 10.03.2023, 15:15 Uhr

Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der österreichischen Apothekerkammer, bietet an, dass Apotheken die Lücke bei Kinderantibiotika füllen können. (IMAGO / SEPA.Media)

Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der österreichischen Apothekerkammer, bietet an, dass Apotheken die Lücke bei Kinderantibiotika füllen können. (IMAGO / SEPA.Media)


Nicht nur Deutschland ist von Lieferengpässen gebeutelt, auch im Nachbarland Österreich sind Antibiotikasäfte für Kinder seit Wochen knapp. Laut einem Bericht von medonline.at fordert die dortige Apothekerkammer die Regierung nun auf, Rohstoffe zu beschaffen, damit Apotheken Rezepturen herstellen können.

Die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr fordert die Regierung auf, im Ausland Rohstoffe für die Antibiotikaherstellung zu kaufen, damit die Apotheken die Mittel selbst herstellen können. Das berichtet das Portal medonline.at. Hintergrund der Forderung ist, dass auch in Österreich Antibiotikasäfte für Kinder absolute Mangelware sind. Sie seien seit Wochen nicht verfügbar und würden im März auch nicht geliefert, wird die Apothekerin zitiert. Der Großhandel und die Apotheken haben keine Vorräte und es gebe Wartelisten für Kinder und Erwachsene mit mehr als 23.000 Packungen.

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Die Lösung sieht die Kammerpräsidentin darin, dass Apotheken Rezepturen herstellen. Es gebe Rohstoff auf dem Markt und die Apotheken wüssten, wie viel sie benötigen, daher habe man angeboten, die Säfte in magistraler Rezeptur herzustellen. Dieses Angebot verbindet sie mit der Forderung, dass es für die Rohstoffbeschaffung eine Abnahmegarantie geben müsse und eine gesicherte Finanzierung. Die Verteilung könne der Großhandel übernehmen, für Patient:innen falle nur die Rezeptgebühr an.

Auch seitens der Ärzteschaft gibt es dem Artikel zufolge Unterstützung für den Kauf von Rohstoffen. Dann könnten in allen Apotheken in Österreich in gleicher Rezeptur die Säfte sicher hergestellt werden, erklärt ein Kinderarzt. Es gebe vor allem die seit Standard-Präparate nicht in kindgerechter Dosierung, die am wenigsten Resistenzen verursachen. Es mussten dem Mediziner zufolge sogar Kinder in weit entfernte Krankenhäuser eingewiesen werden, weil die oralen Antibiotika nicht verfügbar waren. Auch Österreich hat mit dem Wegfall der Coronamaßnahmen eine Infektionswelle zu verzeichnen.

Rohstofflager in ganz Österreich

Die Präsidentin der Apothekerkammer spricht sich daher für Rohstofflager in ganz Österreich aus. Dann könnten Säfte für Kinder, aber auch Mittel für Erwachsene bei Bedarf hergestellt werden. Sie ist überzeugt, dass das Engpassproblem noch länger besteht und verweist auf die lange Haltbarkeit der Rohstoffe.

Ministerium winkt ab

Die Politik lehnt die Idee der Kammer zum Rohstoffkauf allerdings ab: „Der Vorschlag der Apothekerkammer ist aus Sicht des Gesundheitsministeriums kurzfristig leider nicht umsetzbar. Es fehlt die gesetzliche Grundlage, damit der Bund Wirkstoffe ankauft“, heißt es in einem Statement des österreichischen Gesundheitsministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Zudem fehle in Österreich die Möglichkeit der Wirkstoffverschreibung. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Wohl auch bei unseren südlichen Nachbarn kein Pragmatismus möglich .....

von Marco Luckhardt am 13.03.2023 um 17:06 Uhr

Es ist traurig zu sehen, dass ebenso, wie bei uns, pragmatische Lösungsvorschläge und starre Regeln selbst in Krisenzeiten das "höhere Gut" darstellen.
Wahnsinn........vielleicht hat beim Einreichen des Vorschlages unserer österreichischen Kollegen NUR der Passierschein 38A
gefehlt....wie einst bei Asterix&Obelix:-)
Ab 08.04.23 freuen wir uns wieder auf unsere alten Reglungen zum (Un-)Wohl unserer Kunden/Patienten.:-(

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