Optimismus zur ABDA-Honorarforderung

Christiansen: „Die Zeit ist reif“

Kiel - 16.03.2023, 13:45 Uhr

Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Christiansen sprach bei einem berufspolitischen Forum mit dem Berufsnachwuchs.  (Foto: tmb / DAZ)

Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Christiansen sprach bei einem berufspolitischen Forum mit dem Berufsnachwuchs.  (Foto: tmb / DAZ)


Dr. Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, ist optimistisch, dass die Apotheken mit ihren Honorarforderungen Erfolg haben werden. Bezogen auf die lange Zeit ohne Ausgleich sei das nur „ein Hühnerschiss“. Die Zeit dafür sei reif, erklärte er gestern in einer Veranstaltung für den Berufsnachwuchs. Dabei ging es insbesondere um Nachwuchswerbung für die Apotheken.

Bei einem berufspolitischen Forum mit dem Berufsnachwuchs im dritten Ausbildungsabschnitt warb Dr. Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, gestern in Kiel für die Arbeit in der öffentlichen Apotheke. Diese habe in der Pandemie ihre Systemrelevanz bewiesen und werde weiter bestehen. Christiansen betonte, dass die Krankenkassen nur 1,9 Prozent ihrer Ausgaben für die Wertschöpfung der Apotheken aufwenden. „Es wird kein effizienteres System geben“, erklärte Christiansen und folgerte: „Ich bin überzeugt, dass wir gut aufgestellt sind.“

Einordnung der Honorarforderungen

Viele Forderungen würden derzeit in der Politik noch verhallen, aber er rechne bald mit Änderungen bei der finanziellen Ausstattung. Christiansen erinnerte an den Apothekenstreik im Oktober in Schleswig-Holstein. Nun gehe es um die Bundesebene. Die ABDA habe dazu eine Strategie in der Schublade. Inhalte verriet er jedoch nicht. Christiansen verwies auf die Forderung der ABDA, den Festzuschlag für Rx-Arzneimittel auf 12 Euro zu erhöhen. 

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Zur Einordnung dieser Zahl verwendete er die Betrachtung aus dem diesbezüglichen Kommentar in der AZ: Bezogen auf das Basisjahr 2002 als Grundlage für diese Honorierung ergäbe die Forderung eine Erhöhung von 1,8 Prozent pro Jahr. „Das ist ein Hühnerschiss“, folgerte Christiansen und ergänzte eine andere Rechnung: Wenn die Apotheken so wie im Jahr 2004 noch einen Anteil von 2,8 Prozent an den GKV-Ausgaben hätten, wären das über 2,5 Milliarden Euro mehr, also über 130.000 Euro mehr pro Apotheke. Dann könnten die Beschäftigten dort so bezahlt werden wie die Kollegen in der Industrie und bei Krankenkassen. Christiansen gab sich sehr zuversichtlich, dass diese Forderungen nun Gehör finden, und erklärte: „Die Zeit ist reif.“

Dienstleistungen: von der zarten Pflanze zum Mammutbaum

Die angehenden Apothekerinnen und Apotheker interessierten sich besonders für die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen. Diese beschrieb Christiansen als „zarte Pflanzen“, aus denen irgendwann ein Mammutbaum werde. Die Apotheken seien dabei sehr unterschiedlich aktiv, aber der Honorartopf müsse leer werden. Die Medikationsanalyse schaffe großen Nutzen für die Patienten und spare sehr viel Geld durch vermiedene Komplikationen. Darum sollten die Krankenkassen eigentlich so viel Geld wie möglich dafür aufwenden, folgerte Christiansen. Außerdem forderte er, weitere Leistungen gesondert zu honorieren, beispielsweise Rückrufe beim Arzt. Denn bei einer unklaren Verordnung habe der Arzt einen Fehler gemacht, aber die Apotheke werde zeitlich beansprucht.

Werbung für die Offizin

Bei der Veranstaltung gaben auch die Krankenkassenapothekerin Eva Maria Lange und der Industrieapotheker Dr. Claus Middelberg Einblicke in ihre Arbeit, aber die Offizin stand im Mittelpunkt. Holger Helmholz, Apothekeninhaber in Tarp, warb für die „Vollkontaktpharmazie“ in Landapotheken mit einem sehr breiten Spektrum pharmazeutischer Inhalte. Er betonte die Anerkennung und Einbindung vor Ort. Wie andere Offizinapotheker machte er die Vielfalt der Arbeit in Apotheken deutlich. Dr. Burkhard Eisend, Apothekeninhaber in Bordesholm, prognostizierte, dass sich das Berufsbild ändern werde. 

Die Apotheken müssten insbesondere mit der Digitalisierung neue Felder besetzen. Die angehenden Apothekerinnen und Apotheker wollten erfahren, wie sich Selbstständigkeit anfühlt. Bei den Antworten wurde deutlich, dass es letztlich um den Umgang mit Menschen und um Führungsfähigkeit geht. „Dafür muss man auch Menschen lieben“, folgerte Christiansen. Dem Nachwuchs gab er auf den Weg: „Sie haben alle Chancen der Welt.“ Die Berufschancen in den vielen Tätigkeitsfeldern seien besser als für jede Generation zuvor.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Zeit ist reif

von Ka El am 16.03.2023 um 14:50 Uhr

Die Zeit war schon vor vielen Jahren reif!
Nur unter dem aktuellen Gesundheitsminister wird die Zeit nicht reif sein, das muss man auch einordnen.

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