Sonder-MV

LAV BaWü: Grünes Licht für Noventi-Darlehen

Stuttgart - 22.03.2023, 16:32 Uhr

Die LAV-Vorsitzende Tatjana Zambo warb für die Zustimmung der Mitglieder. (Foto: LAV Ba-Wü)

Die LAV-Vorsitzende Tatjana Zambo warb für die Zustimmung der Mitglieder. (Foto: LAV Ba-Wü)


Die Mitglieder des LAV Baden-Württemberg haben am heutigen Mittwoch im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mit 78 Ja- und 15 Nein-Stimmen dem Darlehen zur Rettung der Noventi zugestimmt. 

Am heutigen Mittwoch waren die Mitglieder des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV) nach Stuttgart geladen, um über das geplante Darlehen in Höhe von 20 Millionen Euro für die Noventi zu entscheiden. Genaugenommen geht es um ein Darlehen der Grundstückverwaltungsgesellschaft B.A.G. an den FSA, den Eigentümerverein der Noventi, zur Eigenkapitaleinlage. Der LAV ist neben dem FSA und dem Bayerischen Apothekerverband (BAV) Mitgesellschafter der B.A.G. 

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Für einen Verband sei es ein ungewöhnlicher und großer Schritt, ein Darlehen an ein Unternehmen zu geben, wie Präsidentin Tatjana Zambo betonte. Aufgrund der Größenordnung habe man sich auch entschieden, die Mitglieder einzubeziehen. Anders übrigens in Bayern, wo der Beirat über die Darlehensgewährung entschied. 

FSA- und Noventi-Vorstände vor Ort 

Ebenfalls vor Ort waren die Noventi-Vorstände Marc Böhm und Frank Steimel sowie die FSA-Vorsitzenden Jürgen Frasch und Andreas Buck, um den LAV-Mitgliedern Rede und Antwort zu stehen. Und die etwas über 70 anwesenden Mitglieder stellten durchaus kritische Fragen. Zum Beispiel, warum der FSA den Machenschaften der früheren Noventi-Vorstände so lange zugesehen hatte, wie man sicher sein könne, dass es in Zukunft besser laufe und was passiere, wenn die Noventi ihre Kredite nicht bedienen könne.

Letztlich folgten sie mit 78 Ja-, 15 Nein-Stimmen (Stimmübertragungen waren möglich) und einer Enthaltung aber der Empfehlung von Vorstand und Beirat, dem Darlehen zuzustimmen.

Woher kommt die Sicherheit für das Darlehen?

Zuvor erläuterte aber Zambo, was den LAV in die Position bringt, überhaupt einen Kredit geben zu können. Das ist nämlich der Besitz eines Grundstücks in München, das die Verbände in Bayern und Baden-Württemberg in den 1970er Jahren gekauft hatten. Dieses wird über die B.A.G an die Noventi vermietet. Das Konstrukt trage sich über die Mieteinnahmen selbst, gelegentlich habe es Ausschüttungen an den LAV gegeben, Mitgliedsbeiträge flossen nicht in die B.A.G, betonte Zambo. Dieses Grundstück dient als Sicherheit für ein Darlehen für die B.A.G.. Daraus sowie aus Barmitteln wird dem FSA ein Darlehen gewährt, welches dieser wiederum als Eigenkapitaleinlage der Noventi zur Verfügung stellt. Die LAV-Präsidentin wies zudem darauf hin, dass die Abrechnung, das Kerngeschäft der Noventi, gesund sei. Die positiven Beträge hätten nur zuletzt nicht ausgereicht, um die Ausgaben des Konzerns gegenzufinanzieren.

Ende 2022 habe es eine Gesprächsanfrage bezüglich des Darlehens seitens des Noventi-Vorstandes gegeben. Der Finanzierungsbedarf sei auf 70 Millionen Euro beziffert worden, 50 Millionen konnte die Noventi von Banken organisieren, den Rest sollte der FSA als Eigenkaptaleinlage beisteuern, wofür der Verein das Darlehen der B.A.G. benötigt. Laut Zambo hat der Verband das Sanierungskonzept für die Noventi genau unter die Lupe genommen und seinerseits einen unabhängigen Gutachter beauftragt, dies zu prüfen. Man habe sich die Entscheidung schwer gemacht, so die LAV-Präsidentin. Es sei ein kontroverser Prozess gewesen. Letztendlich habe man sich aber dafür entschieden, weil viel auf dem Spiel stehe – schließlich seien 85 Prozent der LAV-Mitglieder Noventi-Kunden. Zudem dürfe man das Abrechnungsgeschäft nicht gefährden. Das sei aktuell in der Selbstverwaltung der Verbände, gäbe es einen Fall wie die AVP-Pleite nochmal, könnte das seitens der Politik infrage gestellt werden.

Zambo sieht das Ganze auch als Chance für die Verbände wieder näher an die Noventi zu rücken – wie das in der Vergangenheit mit der VSA (heute Noventi Health Care) der Fall war.

Hätten die LAV-Mitglieder nicht zugestimmt, hätten die übrigen Gesellschafter der B.G.A., also der FSA und der BAV, das Darlehen alleine tragen müssen. Das Geld ist an die Noventi bereits geflossen.

 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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7 Kommentare

Wo bitte war diese Unterstützung für die AVP-Geschädigten?

von AVP am 23.03.2023 um 9:09 Uhr

Ich bin mir sicher, dass sich die Geschädigten der AVP-Insolvenz auch über eine Unterstützung durch den Verband gefreut hätten. Bekommen haben sie aber leider NULL.

Schade, dass man hier solche Unterschiede macht. Aber natürlich sieht man viele Dinge anders, wenn es einem plötzlich selbst betrifft.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

93 Mitglieder

von Franz Keller am 23.03.2023 um 8:46 Uhr

Wusste gar nicht, dass der LAV so klein ist. Ich finde es seltsam, dass so wenige entscheiden können und dass man dafür auch noch anreisen muss. Manipulation?
Wer „zahlt“ denn, wieviel und wie lange?
Der Noventi Stall gehört ausgemistet, Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen. Weiter so geht gar nicht.
Für mich sieht es so aus, dass man gut beraten ist, sich eine Alternative zu suchen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: 93 Mitglieder

von DAZ-Redaktion am 23.03.2023 um 8:56 Uhr

Es gibt etwa 2000 Mitglieder, die alle eingeladen waren, zu kommen oder per Vollmacht ihre Stimme zu übertragen. Haben sie aber nicht getan. Laut Satzung ist die MV beschlussfähig, egal wie viele Mitglieder anwesend sind.

AW: 93 Mitglieder

von Franz Keller am 23.03.2023 um 11:43 Uhr

@DAZ Redaktion
Vielen Dank für Ihre Antwort. Aber was passiert mit so einer Einladung? Man hat keine Lust, nach Stuttgart zu fahren. Ich finde, dass der Verband gerade bei so wichtigen Themen mehr Druck und Aufmerksamkeit fordern müsste. Es ist doch abartig, was für eine Informationsflut wir täglich zu bewältigen haben. Dazu die normale Arbeit. So eine Abstimmung hätte eine Art Briefwahl erfordert. Oder irgendwie online. Neumodisch digital. ;-)
Es gehen ja schon lange Gerüchte um die Stabilität der Noventi. Zu lange. Ohne echte Konsequenz.

AW: Vereinsrecht

von Holger am 27.03.2023 um 13:25 Uhr

Diskussionen um die "Wertigkeit" solcher Mitgliederversammlungen gehören doch nicht in dieses Forum? Das mögen bitte die Mitglieder eines Vereins auch intern diskutieren. Da muss man seinem Vorstand und seiner Geschäftsführung mal auf den Zahn fühlen, aber doch nicht hier öffentlich jammern??

Kontrolle der Noventi

von Dr. Stefan Hartmann am 23.03.2023 um 8:23 Uhr

Mich würde es nicht wundern, wenn bei der juristischen Aufarbeitung des unbeschreiblichen Desasters herauskäme, dass die Aufsichtsräte der Noventi, die aus vielen Apothekern des FSA bestehen, ihren gesetzlichen Pflichten nicht nachgekommen sind. Wir werden sehen…….In Bayern wurden nicht einmal die Mitglieder des Bayerischen Apothekerverbandes aufgeklärt bzw. befragt…..ein Schwarzes Loch an Vertrauen, Transparenz und Offenheit……Unfassbar!
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende……

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Vollendete Tatsachen

von Linda F am 22.03.2023 um 18:49 Uhr

„Hätten die LAV-Mitglieder nicht zugestimmt, hätten die übrigen Gesellschafter der B.G.A., also der FSA und der BAV, das Darlehen alleine tragen müssen. Das Geld ist an die Noventi bereits geflossen.“

Die Mitglieder wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Eine freie Wahl sieht anders aus!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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